SCHEICH CEMALEDDiN

Nachfolger von Hadim Scheich...In der Stadt Herat wohnte er als Nachbar neben der Grabstätte von Mevlana Sadeddin Kaşgari und starb auch dort. Sein Grab liegt neben dem Mevlana Sadeddin.

Der Autor von Rinnsal (Scheich Safi) ging öfter zu seinen Sohbets und hörte viele Geschichten über den Scheich Hadim.

Worte seines Scheichs:

Es gibt eine Sorte Menschen, deren Herzen durch das Zikir Allahs bedrückt werden. Der Grund ist, dass sie das Zikir ohne Anstand und Achtung vollziehen, da ihr Nefs und ihre Unachtsamkeiten ihnen ein riesen Hindernis darstellen.

Worte seines Scheichs:

- Als Folge des dauerhaften Zikirs erreicht man Zufriedenheit und innere Freude. Dieser Zustand könnte auch nach einmaligem Zikir eintreten. Aber die Zufriedenheit und die innere Freude wären nicht von Dauer. Wenn man jedoch jede Zikirstufe einzeln erlebt, bleiben die Zufriedenheit und die innere Freude dauerhaft und unendlich.

Worte seines Scheichs:

- Die Richtigkeit des Weges erfährt der Mürid, indem sein Herz das Nichtvorhandensein und die Auflösung erlebt. Durch diesen Sachverhalt bleiben die Schwierigkeiten der täglichen Gebete und Andachtsübungen fern und der Mensch erlangt ein Wohlbehagen. Mit diesem Gefühl werden dir Regeln der Scharia leicht empfunden und die Befehle des Mürschids mit Freude wie von selbst erledigt.

Scheich Cemaleddin erzählte:

- Eines Tages kam ein Gelehrter (kein Ordensmensch) und fragte unseren Scheich: „Jemand, der eine schöne Stimme und eine Tanzbegabung besitzt, hat zwei Möglichkeiten. Entweder verliert er sein Bewusstsein tatsächlich beim Tanz und Gesang, oder er tut nur so, als würde er sein Bewusstsein verlieren. Das wäre eine sehr hässliche Handlung. Aber wenn er sein Bewusstsein tatsächlich verliert, muss er das Waschritual erneuern. Sonst würde er ja ohne Waschritual die Gebete verrichten. Das wäre eine noch hässlichere Handlung.“ Unser Scheich gab die folgende Antwort: „Die die Reinheit verletzende Bewusstlosigkeit geschieht entweder bei den Verrückten, deren Verstand verloren ging, oder durch eine Ohnmächtigkeit bzw. ähnliche Zustände, die plötzlich auftreten. Aber der dem Tanz und dem Gesang Verfallene hat nicht die obengenannte Bewusstlosigkeit. Die Bewusstlosigkeit bei diesem: Wenn er eine schöne Stimme hört, bekommt er aus der geistlichen Welt den Eindruck, als würde der universelle Verstand den einfachen Verstand erobern. In diesem Fall wird die Reinheit nicht verletzt. Der dem universellen Verstand verfallene einfache Verstand wird durch den geistlichen Eindruck und durch die mystische Ekstase nicht der Gefahr der Verletzung der Reinheit ausgesetzt. Bei dem Thema des Zuhörens schöner Stimmen hängt es von der Art der Stimme ab. Was bezweckt die Stimme, zu welchem eigenen Wunsch dient das Zuhören. Es gibt verschiedene Absichten des Zuhörens und dementsprechend ist es nötig, verschiedene Fetwa zu erlassen.“

Worte seines Scheichs:

- Das Dasein des Nichtvorhandenseins kehrt zum menschlichen Dasein zurück, aber das aufgelöste Dasein kehrt zu dem menschlichen Dasein nicht zurück.

Die Auslegung:

Das Dasein des Nichtvorhandenseins heißt, dass der Mürid die Eigenschaft des Nichtvorhandenseins erlebt. Es ist, als würde sich der Mürid selbst verlieren. Das erfahren hauptsächlich Diejenigen, die sich am Anfang auf dem Weg der ‚Hadschegans‘ befinden. Wenn also die Eindrücke der Außenwelt aus den Augen und aus dem Herzen ausradiert sind, leuchtet das wahre Licht des Nichtvorhandenseins aus dem menschlichen Dasein. Dieser Zustand ist nicht von Dauer, weil das menschliche Dasein die Auflösung nicht erlebt hat. 

Wenn das menschliche Dasein die Auflösung erfährt, tritt ein dauerhafter Zustand des Nichtvorhandenseins ein.

Wenn der treue Mürid seinen Spiegel des Herzens von äußerlichen Welteinflüssen säubert, fühlt er das Nichtvorhandensein. Er sieht weder seinen Körper noch die Welt und sein Erinnerungsvermögen geht verloren. Man nennt diesen Zustand im Tasavvuf (islamische Mystik) ‚Adam‘ (Nichtvorhandensein). Dieser Zustand ist das erste Zeichen eines glücklichen Morgens und der geistlichen Vereinigung. Wichtig ist, dass dieser Zustand bei dem Mürid dauerhaft und fest verankert ist. Diesen dauerhaften Zustand des Nichtvorhandenseins erreicht der Mürid Schritt für Schritt. Jeder Schritt ist ein weiterer Schritt zur Auflösung. Damit erreicht er eine unmöglich zu erreichende Stufe, nämlich Allahs Dasein. Nach dieser Auflösung erreicht er die geistliche Ewigkeit. Aus diesem Dasein hat er kaum Kraft, noch einmal zu dem menschlichen Dasein zurück zu kommen.