HODSCHA BAHAEDDİN NAKŞİBEND

Im Jahr 718 n.H. im Monat Muharrem kam er auf die Welt. Der Verehrte Hodscha Ramiteni , bekannt als ‚Azizan‘, starb im Jahr 721 n.H. Er war also geboren, als der Verehrte Azizan noch lebte. Er ist im Dorf ‚Kasr-ı Arifan’ (das Schloss der Heiligen) geboren und gestorben. Dieses Dorf war ca. fünf Kilometer von Buhara entfernt.

Seit seiner Kindheit hatte er das Leuchten auf seinem Gesicht. Dies ist darauf zurückzuführen, dass er aus der Familie des Propheten Allahs abstammt.

Die Mutter erzählte:

- Mein Sohn Bahaeddin war vier Jahre alt. Er zeigte auf eine Kuh und sagte: “Diese Kuh mit dem Hirschgeweih bringt ein Kalb mit einem weißen Mal auf der Stirn auf die Welt.“ Ein paar Monate später kam das Kalb auf die Welt, wie er es beschrieben hatte.

Der Verehrte Hodscha wurde von Hodscha Mehmed Baba Semmasi als geistiger Sohn angenommen. Die Regeln des Ordens wurden ihm von Hodscha Emir Külal beigebracht. In Wahrheit wurde der Verehrte Hodscha von Anfang an auf den geistlichen Weg von dem Verehrten Abdülhalik Gucdevani erzogen und ausgebildet (Sein geistlicher Mürschid.)

In der Ahnenreihe ‚Hadschegans‘ wurde von Hodscha Mahmud Fagnevi bis Emir Külal das offene und geheime Zikir zusammen verrichtet. Als der Verehrte Hodscha Bahaeddin Nakşibend auf die Welt kam, erhielt er seine geistliche Erziehung und seine Geistlichtkeit von Abdülhalik Gucdevani. Das zeigte sich in der Art und Weise des Zikirs. Er legte das offene Zikir ab und verrichtete nur geheimes Zikir. Wenn Emir Külal in seiner Gesellschaft das offene Zikir verrichtete, verließ der Verehrte Hodscha die Zikirgesellschaft. Das gefiel den anderen Mürids jedoch ganz und gar nicht. Doch der Hodscha Bahaeddin kümmerte sich nicht um die Gefühle der anderen Mürids. Um so mehr lobte der Verehrte Emir Külal den Verehrten Hodscha Şah-ı Nakşibend.

Eines Tages kritisierten einige fortgeschrittene Mürids den Emir Külal, weil der Verehrte Hodscha das offene Zikir verlässt. Der Verehrte Emir hörte die Beschwerden an, gab jedoch keine Antwort. Eines Tages arbeiteten ca. 500 Mürids auf der Baustelle einer Moschee im Dorf Suhor.

In einer Pause sprach der Verehrte Emir seine Mürids an:

- Ihr verdächtigt meinen Sohn Bahaeddin und findet sein Verhalten fehlerhaft. Das kommt davon, dass ihr den Bahaeddin nicht versteht. Allah hat auf ihn einen speziellen Blick. Die Zustände der Menschen hängen von den Blikken Allahs ab. Mein Blick auf ihn ist nicht in meiner Macht.

Nach dieser Ansprache rief Emir Külal den Verehrten Hodscha, der gerade die Lehmziegel trug, zu sich und sagte:

- Mein Sohn Bahaeddin! Ich habe den Wunsch des Hodscha Mehmed Baba Semmasi erfüllt. Wie der Verehrte Semmasi mich erzogen hat, so habe ich dich erzogen. Was Semmasi mir befohlen hat, habe ich gemacht. Und...

Er zeigte seine Brüste und fügte hinzu:

- Ich habe dir Milch gegeben, bis meine Brüste vertrocknet waren. Der Vogel deines Geistes ist über die menschlichen Dimensionen hinausgeflogen. Du hast von jetzt an meine Genehmigung. Richte deine Nase in alle Himmelsrichtungen, dorthin, wo du den Geruch der Geschicklichkeit Allahs riechst, solltest du dich wenden. Wünsch dir was.

Der Verehrte Hodscha Bahaeddin sagte:

- Das Lob des Verehrten Emirs wurde mir zum Verhängnis. Wenn ich die Wünsche des Verehrten Emirs erfüllt hätte, wäre ich von diesem Verhängnis fern geblieben und dem Frieden näher gewesen.

Der Verehrte Hodscha führte nach diesem Lob sieben Jahre lang mit dem Verehrten Mevlana Arif Sohbets. Er erreichte Halit Ata und führte mit diesem zwölf Jahre Sohbets. Zwei Mal pilgerte er nach Mekka. Auf der zweiten Fahrt war er der Weggefährte von Hodscha Mehmed Parisa. Als sie nach Horasan zurückkehrten, schickte er den Hodscha Mehmed Parisa mit seinen Anhängern nach Nişabur. Er selbst ging nach Herat, um mit Mevlana Zeynüddin Sohbets zu führen. Er führte drei Tage lang mit Mevlana Zeynüddin Sohbets. Anschließend ging er nach Hedschas und von dort aus nach Nişabur. Eine zeitlang blieb er in Merv. Später kam er nach Buhara, wo er bis zu seinem Tod lebte.

Der Verehrte Emir Külal lag im Sterbebett und empfahl seinen Anhängern, dass sie sich Hodscha Bahaeddin Nakşibend anschließen sollten. Dies wäre sein Vermächtnis. Die Mürids erhoben Einspruch und sagten:

- Er hat sich bei dem offenen Zikir nicht nach Ihnen gerichtet...

Der Verehrte Emir antwortete:

- Alles, was ihr bei ihm seht, geschieht mit dem Willen und dem Urteil Allahs. Er selbst hat keinen Anteil an den Entscheidungen

Über die Offenbarung eines Verses, der von Allah kommt:

„Wenn du durch dein Gehabe in Erscheinung trittst, habe Angst.
Wenn du ohne dein Gehabe in Erscheinung trittst, habe keine Angst.”

In Buhara starb eine Persönlichkeit mit dem Namen Nureddin Halveti. Der Verehrte Hodscha Bahaeddin ging auch zum Kondolieren. Die Verwandten des Toten und einige Besucher fingen an, laut zu weinen und zu schreien. Einige versuchten, sie zu beruhigen und warnten sie vor lautem Schreien und Weinen.

Der Verehrte Hodscha sagte:

- Wenn ich soweit bin, dass ich sterbe, werde ich die Derwische lehren, wie man stirbt.

Der Überlieferer dieser Worte, Mevlana Miskin, erzählte weiter:

- Ich konnte diese Worte nicht vergessen, bis der Verehrte Hodscha im Sterbebett lag. Der Verehrte Hodscha hatte sich in eine Zelle einer Karawanserei zurück gezogen und seinen Lebensabend dort verbracht. Die Verwandten und Anhänger kamen jeden Tag, um den Hodscha zu besuchen. Er zeigte jedem Besucher vereinzelt Güte und Liebe. Bei seinem letzten Atemzug hob er seine Hände hoch und betete ziemlich lange. Er berührte mit seinen Händen sein Gesicht und ging ins Jenseits.

Der Hodscha Alaeddin Gucdevani erzählte:

- Ich war bei ihm als er krank war. Er rief mich „Ala! Bring die Tafel und das Essen und iss.“ Er nannte mich ‚Ala‘. Nach seinem Befehl brachte ich die Tafel und das Essen und aß ein wenig. In diesem Zustand konnte ich überhaupt nicht essen. Ich habe die Tafel und das Essen aufgeräumt. Er machte 

seine Augen auf und sah, dass ich aufgeräumt hatte. Er befahl mir nochmal, die Tafel mit dem Essen zu decken und zu essen. Diese Situation wiederholte sich vier mal. Die Anhänger des Hodschas hatten nur einen Gedanken in ihren Köpfen. „Wer wird unser Mürschid sein, wenn der Hodscha stirbt? Wen könnte er uns zeigen?“ Der Verehrte Hodscha wusste, was seine Anhänger gedacht hatten. Er antwortete: „In dieser Situation verursacht Ihr Unbehagen. Was Ihr wollt, liegt nicht in meinen Händen. Das Urteil darüber, was Ihr wollt, liegt bei Allah. Euren Wunsch wird Euch Allah bescheren.“

Der Hodscha Ali Damat, ein enger Diener des Hodschas:

- In seiner letzten Krankheit erteilte er mir den Befehl, dass ich sein Grab ausheben sollte. Ich führte den Befehl aus und kam zu ihm. Ich dachte für mich: „Zu wem soll ich gehen, wenn der Hodscha stirbt?“. Plötzlich hob er seinen Kopf und sagte: „Die Worte habe ich auf dem Weg nach Hedschas ausgeprochen. Wer mich möchte, sollte auf den Hodscha Parisa blicken.“ Zwei Tage später nach diesen Worten starb er.

Der Verehrte Alaeddin Attar:

- Kurz vor dem Tod des Verehrten Hodschas rezitierten wir ‚Yasin‘ (eine Sure aus dem Koran). Als wir auf der Hälfte der Sure waren, erschien ein besonderes Licht. Der Verehrte Hodscha war mit den Worten des Tevhid (La ilahe illallah) beschäftigt und starb. Er starb an seinem 74. Geburtstag.

Er starb im Jahr 791 n.H. am 3. des Monats Rebiülevvel, Montagsnacht. Er liegt begraben in ‚Kasr-ı Arifan’, wo er geboren wurde.

Eine Übersetzung der erzählten Geschichte:

Ging Şah-ı Nakşibend, Weiser der Religion und Welten
Öffnete den Weg des Reiches von Glück und Glauben
Kasr-ı Arifan ist sein Nest und Schloss
Kasr-ı Arifan wurde auch sein Todesdatum.

Die überragendsten Nachfolger von Şah-ı Nakşibend sind der Verehrte Alaeddin Attar und der Verehrte Hodscha Muhammed Parisa.

Der Verehrte Hodscha hatte unzählige Anhänger. Wir nennen in diesem Werk nur die Anhänger des Hodscha, welche von dem Verehrten Hodscha Ubeydullah Taşkendi überliefert wurden.

Der Verehrte Alaeddin Attar war der hervorragendste Nachfolger des Şah-ı Nakşibend. Er ist ein Hauptglied in der Goldenen Ahnenreihe ‘Hadschegans’. Eigentlich sollte man mit Alaeddin Attar beginnen. Da aber seine Erzählungen und die Erzählungen seiner Anhänger ziemlich lang sind, werden wir ihn später behandeln.