HODSCHA MUHAMMED PARİSA

Er war der zweite Nachfolger des Verehrten Hodscha Bahaeddin. Seine Persönlichkeit bzw. seine Tugenden des unerschütterlichen Glaubens und seiner Reinheit sind eine Stützsäule des Ordens.

Der Hodscha Parisa suchte in seinen Jugendjahren die Gesellschaft des Verehrten Şah-ı Nakşibend. Eines Tages ging er in seiner Enthaltsamkeit zu dem Verehrten Hodscha und blieb vor seiner Tür stehen. Eine Dienerin des Hodschas kam gerade nach Hause und sah den jungen Burschen wie eine Statue vor der Tür stehen. Der Verehrte Hodscha fragte die Dienerin: “Wer ist draußen?“ Die Dienerin antwortete: „Ein Jüngling steht vor der Tür.“ Der Verehrte Hodscha ging hinaus und sah Muhammed und sagte: “Sind Sie also der Jüngling vor der Tür?“ Das Wort Jüngling bedeutet Parisa. Von diesem Tag an hatte Muhammed seinen Spitznamen Parisa.

Muhammed Parisa war Wegbegleiter des Verehrten Hodscha Bahaeddin bei seiner zweiten Pilgerfahrt nach Mekka.

Er erzählte so:

- Der Verehrte Hodscha hatte sich in der Wüste von Hedschas mit einem herzlichen Menschen freundlich und innig unterhalten. Der Hodscha empfahl ihm, dass er sich sein Gesicht (des Hodschas) immer in der Vorstellung vergegenwärtigen solle (Rabıta). Er erzählte weiter: „Das Wichtigste auf diesem Weg ist die geistliche Ekstase. Die Eigenschaft und das Anzeichen der Ekstase ist die Mitte zwischen Gut und Böse (Cemal und Celal).“

Außerdem brachte er ihm Zikir bei und überließ ihn dem Wissen Allahs. Man sollte sich immer an die Gnade Allahs hängen. Man sollte gute Taten verüben, aber man sollte keine Gegenleistung dafür erwarten. Er erzählte weiter: „Wenn deine Worte und dein Handeln geschätzt werden, solltest du all die positiven Gedanken in das Meer des Nichtvorhandenseins werfen. Sieh dein Nefs (eigenes Ich/ Ego) immer bedürftig und ungenügend.“ Über den herzlichen Menschen sagte der Hodscha weiter: „Er ist der Wunsch. Selten passiert in der Erziehung, dass man den Wunsch als Mürid behandelt.“ Er befahl ihm, in der Gesellschaft zu reden. Eines Tages, als der herzliche Mensch vor ihm lief, schaute er ihn an und sagte den Anwesenden um ihn herum: „Wenn die Anwesenden seiner Gesellschaft seine Sohbets hören, nimmt jeder einzelne Anwesende die Worte je nach seinem Bedarf auf.“ Der Verehrte Hodscha schenkte dem herzlichen Menschen seinen Hauch, damit seine Worte Wirkung bekommen und sagte: „Was er sagt, macht Allah möglich. Was er sich wünscht, ermöglicht Allah. Wenn ich ihm sage, dass er es mir erzählen soll, erzählt er es aus Anstand und Sittlichkeit nicht.“

Man sollte aufpassen, dass diese Worte nicht gegen die Scharia sind. Es ist nicht so, dass Allah das tut, was ein Mensch sich wünscht, als hätte Allah sein Willen an den Menschen abgegeben. So ist es nicht. Die tiefe Bedeutung dieser Worte besagt, dass der Mensch seinen Willen an den Willen Allahs abgegeben hat und selbst keinen eigenen Willen besitzt. Alles geschieht nach dem Willen Allahs. Dem Menschen ist bewußt, dass er ein unfähiger, hilfloser und armer Diener Allahs ist. Der Verdienst dieses Menschen ist es, die Eigenschaften der Ewigkeit und des Nichtvorhandenseins zu haben. So ein Mensch ist für Allah das Sprachrohr wie ein glänzendes und unbeschriebenes Blatt. Man kommt gegen Allahs Willen nicht an. Der Wunsch und der Wille eines Menschen sind auch der Wunsch und der Wille Allahs. Über solchen Diener gibt es ein sicheres Hadith, das besagt, dass sie unter dem Schutz Allahs stehen. Sie sind bewahrt vor dem eigenen Ich und Ego (Nefs). Sie besitzen auch die Ledünwissenschaft.

Der Verehrte Hodscha schenkte dem herzlichen Menschen die Eigenschaft des Geliebten. In der Zeit des Propheten Moses wurde Jemand vom Liebenden zum Geliebten. Diese Persönlichkeit im Judentum ähnelt im Islam dem ‚Üveys El Karani‘.

Der Verehrte Hodscha Ubeydullah:

- Früher gab es eine Gesellschaft der Großen, in der die Kommunikation ohne Sprache stattfand. Die Zustände der Beteiligten waren untereinander wie ein offenens Buch. Man bezeichnete sie wie den geheimnisvollen Bienenschwarm, der sich durch Eingebung verständigte. Nachdem der Herr des Universums (Prophet Muhammed Mustafa) auf der Erde erschienen war, bezeichnete er die Menschen, die sich mit Eingebung verständigten, ‚Veysi‘.

Der Hodscha Muhammed Parisa:

- Als der Verehrte Hodscha Bahaeddin auf dem Weg nach Hedschas krank wurde, redete er den herzlichen Menschen in Anwesenheit der Gefährten an: „Was mir von dem Weg ‚Hadschgans‘ gegeben wurde und was ich durch meine Arbeit und Fleiß an Anvertrautem und an Segen bekommen habe, schenke ich alles Dir. Mein Bruder im Jenseits, Mevlana Arif, hatte auch alles verschenkt.“ Auf dem Rückweg von Hedschas sagte er dem herzlichen Menschen mehrmals „Alles was ich hatte, hast Du genommen“. Er vertiefte seine Güte von Tag zu Tag zu dem herzlichen Menschen. Eines Tages sagte der Verehrte Hodscha:

„Das, was Mevlana Arif über den herzlichen Menschen sagte, bestätige ich und sage genau das Gleiche. Aber seine Erscheinung hängt von meinem Zustand und Willen ab. Also, wenn ich in das Jenseits gehe, wird der Sinn und die Bedeutung des herzlichen Menschen in Erscheinung treten.“ An seinem Lebensabend sagte er: „Die Bedeutung des geistlichen Verhältnisses wird auftreten, aber es gibt auf diesem Weg einen schwarzen Stein. Alles hängt von der Aufhebung dieses schwarzen Steins ab.“

Der Verehrte Hodscha meinte mit dem schwarzen Stein seinen eigenen physischen Körper. Der Kern seiner Worte glich dem, was er Hodscha Muhammed Parisa gesagt hatte:

- Ich habe dir das Auftreten und die Bedeutung des geistlichen Sinnes versprochen. Diese Bedeutung wird erst auftreten, wenn ich meine Reise ins Jenseits gemacht habe. Es wird davon abhängen.

Die geistlichen Machtbefugnisse der großen Heiligen sind wie das Sultanat (wie im weltlichen Leben die Monarchie). Das weltliche Dasein des reifen und wahrhaftigen Menschen (Mürschid) ist das Hindernis für seinen Nachfolger. Es ist genauso wie beim Herrscher und Prinz. Der Prinz ist der Kandidat für die Herrschaft. Solange der derzeitige Heilige der Heiligen das weltliche Dasein führt, springt die Befugnismacht nicht auf den Nachfolger (bzw. den Prinzen). Manchmal sieht man Spuren der Befugnismacht beim Nachfolger, aber nur mit Erlaubnis und im Auftrag seines Mürschids. Der Nachfolger ist nicht der Inhaber der Befugnismacht. Wenn die Zeit gekommen ist, das weltliche Dasein zu verlassen, kann der Heilige der Heiligen seinen Willen frei einsetzten. Allah hat ihn so gezügelt, dass er frei ist, seine Befugnismacht auf Jemanden nach seinem Wunsch zu übertragen. Aus dem Grund sagte der Verehrte Hodscha Nakşibend: Sein Erscheinen hängt von meinem Zustand bzw. meinem Willen ab.“

Hodscha Muhammed Parisa:

- Der Verehrte Hodscha erzählte an seinem Lebensabend über diesen herzlichen Menschen, der nicht anwesend war: “Ich bin von ihm nie enttäuscht worden. Ich habe von meinen Gefährten viele Enttäuschungen erlebt, aber von ihm niemals. Wenn wir einen Konflikt oder eine Debatte hatten, waren sie aus mir entstanden. Meine Geistlichkeit war nur ein paar Tage lang nicht auf der gleichen Ebene, auf welcher der herzliche Mensch war. Später wendete sich meine Geistlichkeit ihm gänzlich zu. Ich stand hinter meinen Worten, die ich ihm auf meiner Reise nach Hedschas gesagt hatte. Heute würde ich ihm noch weitere Sachen sagen wollen.“ Der Hodscha erzählte an seinem Lebensabend viel von diesem herzlichen Menschen.

Nach der Überlieferung von Hodscha Muhammed Parisa erzählte der Verehrte Hodscha über diesen herzlichen Menschen:

- Was in uns als Wunsch existiert, erscheint bei ihm als lebensecht. Wir haben ihn mit zwei Methoden erzogen. Die erste Methode war die geistliche Ekstase und die zweite Methode war Sülük (Zikir im Herzen, Kontrolle des Nefs und Rabita). Wenn er sich bemühen würde, könnt er die ganze Menschheit mit seinem geistlichen Schein erhellen.

Der Verehrte Hodscha Ubeydullah:

- Ich habe gehört, dass es sich bei der erzählten Persönlichkeit um den Hodscha Muhammed Parisa handelt. Der Verehrte Hodscha erzählte: „Was in uns als Wunsch existiert, erscheint bei Muhammed Parisa als lebensecht.“ Aus dem Grund wurde die Erzählung verschleiert. Der Hodscha Muhammed Parisa hat am Lenbensabend des Hodschas Tag und Nacht gedient. Der Verehrte Hodscha hat ihm gesagt: „Es ist nicht nötig, dass du dich soviel bemühst.“

Der Verehrte Hodscha Ubeydullah sagte seinen Besuchern, die nach Semerkant als Gäste kamen:

Ein heiliger Hodscha träumte von dem Verehrten Bahaeddin nach seinem Tod und stellte ihm eine Frage: „Was muss ich machen, damit meine Seele gerettet wird?“ Er bekam die Antwort: „Womit du dich in deinem letzten Atemzug beschäftigst, solltest du dich dein Leben lang beschäftigt haben.“ Das heißt, wie du in deinem letzten Atemzug an Allah denkst, solltest du zu deinen Lebzeiten auch an Allah denken. Der Verehrte Hodscha Muhammed Parisa war in der geistlichen Verliebtheit und der Trance sehr fortgeschritten. Eines Tages sah der Verehrte Hodscha Bahaeddin den Verehrten Hodscha Parisa auf einem Acker, wie er an einem Wasserbecken saß und seine Füße hängen ließ. Der Hodscha Parisa war in sich gekehrt, von der Außenwelt isoliert, als wäre er ohnmächtigt. Der Verehrte Hodscha war von diesem Bild sehr beeindruckt, dass er sich auszog und ins Wasserbecken stieg. Der Hodscha berührte mit seinen gesegneten Wangen die Füße des Hodscha Parisas und flehte: „Allah! Vergib mir wegen der Ehrerweisung dieser Füße.“

Was hat der Verehrte Hodscha Parisa getan, dass er auf diese hohe Stufe gekommen ist, außer in seinem letzten Atemzug Tevhid auszusprechen?

Der Verehrte Hodscha Parisa ist nicht mit Worten, Wundertaten oder mit Herrlichkeiten zu beschreiben. Ich werde die Frechheit besitzen, ein paar Geschehnisse, überliefert von den Großen der Ahenreihe, zu erzählen:

Der Hodscha Muhammed Parisa strengte sich sehr an, um seine Wundertaten zu verstecken. Ab und zu passierten doch Wundertaten durch ihn, aber ohne seinen Willen. Einmal ging es um ein Hadith, ein strittiges Thema. Aus Gerechtigkeitswillen mußte er eine Wundertat zeigen. Ein großer Hadithwissenschaftler, Scheich Şemseddin Mehmed bin Muhammed-ül Cezri, kam in der Zeit von Mirza Uluğ Bey nach Semerkant. Seine Aufgabe bestand darin, die Hadithe von Wissenschaftlern aus dem Gebiet Maveraünnehr zu sammeln, zu klassifizieren und wie ein Notar zu bestätigen. Man hatte den Hodscha Muhammed Parisa bei dem Hadithfachmann denunziert.

- Der Hodscha Muhammed Parisa erzählt von vielen Hadithen, die weder bestätigt noch klassifiziert sind. Es wäre besser, wenn Sie dieser Sache nachgehen.

Daraufhin ging der Hadithfachmann zu Mirza Uluğ Bey und verlangte, dass er Muhammed Parisa nach Semerkant bringen soll. Uluğ Bey schickte einen seiner Angestellten nach Buhara und lud ihn nach Semerkant ein. Ohne Widerrede machte sich Hodscha Muhammed Parisa auf den Weg nach Semerkant. 

In Semerkant versammelten sich Scheichul Islam (Fetwa- Amt), Theologen und Hadithwissenschaftler. Sie haben den Hodscha Muhammed Parisa vor sich Platz nehmen lassen und baten ihn, ein Hadith vorzutragen. Der Verehrte Hodscha trug ein Hadith vor. Der Hadithfachmann sagte:

- Dieses Hadith ist ohne Zweifel richtig. Aber es steht nicht in meinen bestätigten Unterlagen.

Über dies Gespräch lächelten die Anwesenden, zwinkerten mit den Augen und dachten, jetzt ist der Hodscha in eine peinliche Lage geraten. Die Schadenfreude unter den Anwesenden war sehr groß. Der Hodscha berichtete aus verschiedensten Quellen über dieses Hadith, aber bekam immer die gleiche Antwort - Richtig, aber es steht nicht in meinen bestätigten Unterlagen-.

Der Hodscha Parisa sah ein, dass es zwecklos war, egal mit welchen Urkunden ich zu beweisen versuche, wird er sagen, „Mir ist es nicht bekannt, nicht in meinen Unterlagen.“ Der Hodscha wurde für einen Moment still, ließ seinen Kopf hängen und kehrte in sich. Plötzlich hob er seinen Kopf und sagte dem Hadithwissenschaftler:

- Halten Sie das soundso Hadithbuch mit den Urkunden für gültig?

Der Scheich bzw. der Hadthwissenschaftler sagte sofort:

- Selbstverständlich. Die Urkunden dieses Buches sind gültig. Kein Hadithwissenschaftler kann dies bestreiten. Wenn Sie solch einen Beweis für Ihr Hadith hätten, wäre alles klar.

Daraufhin sagt der Verehrte Hodscha :

- Wenn das so ist ! Unter uns ist ja Scheich-ül Islam Usamüddin. Schicken Sie Jemanden in sein Haus. Er soll in die Bibliothek gehen, auf dem soundso Regal, soundso groß, in soundso Gestalt und soundso Farbe das Buch herausziehen und es holen. Auf der Seite soundso steht das Hadith und all die Urkunden mit den Besitzern ausführlich.

Alle Anwesenden blickten erstarrt. Der Scheich-ül Islam, Hodscha Üsamüddin, wusste nicht einmal, dass in seiner Bibliothek überhaupt solch ein Buch existierte. Darüber hinaus war der Verehrte Hodscha Muhammed Parisa weder in diesem Haus, geschweige denn in der Bibliothek gewesen. Das wussten all die Anwesenden.

Sofort schickten sie Jemanden in das Haus von Scheich-ül Islam. Er fand das Buch wie es der Hodscha Parisa beschrieben hatte. Er brachte das Buch. Sie schlugen die von Hodscha genannte Seite auf, auf der das Hadith stand, wie der Hodscha erzählt hatte, mit Urkunden und Bestätigungen. Die Fassungslosigkeit und gleichzeitige Bewunderung waren groß. Hodscha Üsamüddin war am meisten verblüfft.

- Wie kommt das? In meiner eigenen Bibliothek dieses Buch, und ich weiß davon nichts!...

Als Mirza Uluğ Bey von dieser Wundertat erfuhr, bedauerte er, dass er den Hodscha aus Buhara nach Semerkant bringen ließ. Diese Geschichte wurde überall erzählt. Plötzlich war Hodscha Muhammed Parisa sehr berühmt.

Von Timur‘s Söhnen: Mirza Halil, Sohn von Niran Şah, war Herrscher von Semerkant. In Horasan war Mirza Şahruh der Herrscher. Der Verehrte Hodscha Muhammed Parisa schrieb ab und an Fürbittebriefe an Mirza Halil, damit dieser ihm bei den Problemen der Muslime behilflich sein soll. Im Laufe der Zeit wurden die Briefe an Mirza Halil so verstanden, als würden sein Einfluss und seine Macht in Frage gestellt werden. Die Eifersüchtigen von Hodscha Parisa sahen es als Gelegenheit und hetzten Mirza Halil gegen Hodscha Parisa auf. Daraufhin wurde Mirza Halil aktiv und schickte einen Boten zu dem Verehrten Hodscha und machte ihm ein Angebot:

- Er soll bitte Richtung Deşt ziehen. Dort befinden sich viele ungebildete Menschen. Durch seinen Segen sollen diese Menschen den Islam kennenlernen.

Der Verehrte Hodscha antwortete so:

- Sie sollen uns erlauben, die Grabstätte unserer Heiligen zu besuchen. Anschließend können wir gehen.

Er befahl das Satteln der Pferde.

Mevlana Abdurrahim erzählte:

- Ich habe das Pferd des Verehrten Hodschas gesattelt und zu ihm gebracht. Er stieg sofort auf. Wir, eine Gruppe Anhänger, marschierten vorne weg. Zuerst sind wir nach ‚Kasr-ı Arifan’ gegangen. Der Hodscha ging zur Grabstätte des Verehrten Hodscha Bahaeddin Nakşibend. Etwas später stand er auf. Sein Aussehen war verändert, er sah prächtig und würdevoll aus. Von dort aus gingen wir nach Suhara, um die Grabstätte des Verehrten Emir Külal zu besuchen. Nach kurzem Zögern stieg er auf sein Pferd. Er peitschte dieses, ritt auf einen Hügel, drehte sich in Richtung Horasan und trug einen Doppelvers vor:

„Lass sie sich alle untereinander streiten, bringe sie durcheinander, bis sie verstehen, wer auf diesem Platz der Held ist.”

Und von da aus kehrte er nach Buhara zurück. In diesem Moment bekam Mirza Halil von Mirza Şahruh einen Brief, in dem stand: „Ich bin gekommen. Wähle den Kriegsplatz ohne Zeit zu verlieren.” Dieses Schreiben wurde in Moscheen auf Kanzeln den Menschen vorgetragen. Erst dann bekam Mirza Halil das Schreiben. Mirza Şahruh war ohne Zögern gekommen und brachte Mirza Halil um.

Der Verehrte Hodscha Muhammed Parisa verabschiedete sich von seinen Gefährten, weil er sich seine letzte Pilgerfahrt nach Hedschas vorgenommen hatte. Man sagte dem Hodscha:

- Sie waren schon einmal in Hedschas!

Er antwortete:

- Wir gingen und wir gehen.

Mit dieser Wiederholung machte er verständlich, dass er auf der Pilgerfahrt sterben würde.

Bei dieser Pilgerfahrt war Hodscha Ebu Nasr mit seinem Vater zusammen.

Er erzählte:

- Ich war nicht dabei, als mein Vater starb. Nach seinem Tod kam ich zu ihm, weil ich ihn sehen wollte. Ich hob das Leichentuch an, er machte seine Augen auf und lächelte. Daraufhin wollte ich mit meinem Geischt seine Füße berühren. Doch er zog seine Füße zurück.

Der Verehrte Hodscha Muhammed Parisa pilgerte zweimal nach Hedschas. Seine erste Fahrt unternahm er zusammen mit dem Verehrten Şah-ı Nakşibend. Seine zweite Pilgerfahrt war im Jahr 822 n.H. im Monat Muharrem. Er war von Buhara aus Richtung Nesef, Safaniyan, Belh und Herat gegangen. Dort besuchte er die Grabstätten der Heiligen. Er wurde überall von Scheichs und Weisen mit Freuden empfangen. Als er in Nişabur ankam, wurde das Wetter anders, die Mitreisenden munkelten. Um diesen Unmut loszuwerden, schlug der Hodscha eine beliebige Seite aus Mevlana Celaleddin Rumi’s ‘Divan’ auf und trug folgende Verse vor:

Oh Verliebte Allahs, lauft mit gnädiger Gesinnung
Richtet euch gerade aus zum Glücksturm.
Heilig wird der Weg mit der Erlaubnis Allahs
In der Stadt, in der Wüste, in den Bergen und im Wasser!

Der Verehrte Hodscha brach im Jahr 822 n.H. am 11. des Monats Cemaziülâhir auf und kam bei bester Gesundheit in Mekka an. Nachdem er seine Aufgaben für die Pilgerfahrt erledigte, wurde er krank. Seinen Abschiedsbesuch der Kaabe musste er auf einer Trage beenden. Von Mekka aus ging er nach Medina. Dort berührte er mit seinem Gesicht die Grabstätte des Herrn des Universums (unserem Propheten) und bekam viel Lob und Liebenswürdigkeiten von diesem zurück. Am 24. des gleichen Monats, an einem Donnerstag, ging er ins Jenseits. Die Menschen aus Medina, Şemseddin Fenari und sein Begleiter, verrichteten sein Beisetzungsnamaz. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag wurde er neben dem Verehrten Abbas, Führer der Muslime, beigesetzt. Der Verehrte Scheich Zeynüddin Habi ließ einen weißen Stein aus Ägypten bringen, um ihn auf das Grab des Verehrten Hodschas zu stellen. Man kann anhand dieses weißen Steines das Grab des Hodschas leicht erkennen. (Dieses Buch wurde genau fünf Jahrhunderte nach dieser getroffenen Entscheidung fertiggestellt.)