HODSCHA ALAEDDİN ATTAR

Sein Name ist Muhammed bint-i Muhammedül – Buhari. Eigentlich stammte er aus Harizahiden. Sein Vater hieß Muhammed-ül Buhara und hatte neben Alaeddin noch drei weitere Söhne.

Nach dem Tod seines Vaters nahm er von dessen Erbe nichts an. Er ging in eine islamische Hochschule in Buhara und studierte die Wissenschaften.

Der Verehrte Hodscha Bahaeddin Nakşibend hatte eine kleine Tochter. Eines Tages sagte er seiner Frau:

- Sag mir Bescheid, wenn unsere Tochter geschlechtsreif ist. 

Als der Verehrte Hodscha Bahaeddin erfuhr, dass seine Tochter geschlechtsreif geworden war, machte er sich auf den Weg von ‚Kasr-ı Arifan’ nach Buhara. Er ging in die islamische Hochschule, in der Hodscha Alaeddin studierte. Er fand Alaeddin in einer Studentenzelle, in der es nichts anderes als eine alte Strohmatte, zwei Lehmziegel anstatt eines Kissens und eine kaputte Gießkanne gab.

Als der Hodscha Alaeddin den Verehrten Hodscha Şah-ı Nakşibend sah, beugte er sich vor und berührte mit seinem Gesicht dessen Füße. Seine Haltung zeigte große Achtung.

Die ersten Worte des Hodschas:

- Ich habe eine junge Tochter und wurde beauftragt, die Eheschließung mit dir zu arrangieren.

- Euer Angebot ist für mich ein großes Glück, doch ich habe keine Mittel für den Unterhalt einer Familie. Sie sehen ja, wie ich lebe.

Der Verehrte Hodscha Şah-ı Nakşibend sagte:

- Dein und ihr Auskommen liegt bei Allah. Sie können nicht vorhersehen, wie es kommen wird.

Die Eheschließung fand statt. Später kam aus dieser Ehe Hasan Attar auf die Welt.

Der Verehrte Hodscha Bahaeddin Nakşibend nahm den Hodscha Alaeddin als Sohn an. Er holte ihn aus der islamischen Hochschule heraus. Da er ein Studierter war, war es möglich, dass er das Gefühl von Eitelkeit besaß oder sich für etwas Besseres hielt. Er gab ihm ein Tragebrett und sagte:

- Du sollst dieses Tragebrett voller Äpfel auf dem Kopf tragen und sie barfuß unter lautem Anpreisen auf den Basaren und in den Stadtteilen Buharas verkaufen.

Der Verehrte Alaeddin Attar nahm sich diesen Befehl ohne einen Zweilfel und mit gutem Gewissen zu Herzen. Er befolgte den Befehl, doch die beiden Brüder Şahabeddin und Hodscha Mübarek nahmen es Alaeddin sehr übel. Sie fühlten sich in ihrer Eitelkeit verletzt. Der Verehrte Şah-ı Nakşibend bekam dies mit und gab Alaeddin einen neuen Befehl:

- Geh! Stell dein Tragebrett mit Obst vor dem Laden deiner Brüder ab und verkaufe sie dort laut anpreisend!

Alaeddin Attar führte alle Befehle des Verehrten Hodschas solange aus, bis sein innerer Erziehungsweg eröffnet wurde.

In der Gesellschaft der großen Mürschids ließ der Verehrte Hodscha den Verehrten Alaeddin Attar neben sich sitzen und wandte sich ihm oft zu.

Einige stellten die Frage, warum er das machen würde.

- Ich lasse ihn neben mir sitzen, damit ihn die Wölfe nicht angreifen können, denn das Nefs (ICH-Ego) liegt immer auf der Lauer und wartet auf seine Gelegenheit. Ich wende mich ihm oft zu, damit er immer für mich präsent ist. Wenn ich an ihn denke, erinnere ich mich an die Kaabe. Wer im Haus der Ehrenhaftigkeit ist, wird von der Ehre beeinflusst. Dem Freund Allahs zu dienen und dadurch in sein Herz zu gelangen, ist der größte Nutzen eines Menschen.

Er erzählte selbst:

- Als ich bei dem Verehrten Hodscha Bahaeddin neu war, fragte mich jemand: „Was für einen Sachverhalt hat das Herz?“ Ich sagte ihm: „Der Sachverhalt des Herzens ist mir nicht bekannt.“ Der Fragesteller hat nach seiner eigenen Sicht das Herz definiert: „Für mich ist das Herz wie ein dreitägiger Mond.“ Ich habe diese Definition dem Verehrten Bahaeddin erzählt. Er sagte: „Dieser Derwisch drückte sich selbst aus.“ Als der Verehrte Şah-ı Nakşibend diese Worte sagte, saß er neben einem Weinberg. Er berührte mit seinem Fuß meinen Fuß. Mir passierte etwas, dass ich vorher nicht kannte. Ich sah das ganze Wesen und das Universum, als wären sie bei mir. Ich kam von diesem Zustand wieder zu mir. Er sagte: „Das Zentrum der Verhältnisse ist das Herz, wie du es eben erlebt hast. Nicht, wie es sich dieser Derwisch vorstellte.“ Er fügte hinzu: „Wie kannst du den Zustand des Herzens bestimmen. Es gibt keine Worte, um seine Größe zu beschreiben.“ Ein heiliges Hadith teilt mit: „Ich passe weder auf die Erde noch in den Himmel. Ich passe in das Herz eines Gläubigen (Mümin).“ Diese Feinheit zeigt, wer das Herz verstanden hat, der hat auch das Ziel des Lebens verstanden.“

Der Verehrte Hodscha Bahaeddin Nakşibend übergab die Erziehung der vielen Mürids an Hodscha Alaeddin und sagte:

- Alaeddin nahm uns eine Last.

In Buhara diskutierte ein Kommitee von Gelehrten über das Thema, ob man Allah sehen kann oder nicht. Ein Teil der Gelehrten behauptete, dass man Allah sehen kann, und der andere Teil behauptete das Gegenteil. Da alle Gelehrten dem Verehrten Hodscha Alaeddin vertrauten, klopften sie an seiner Tür und sagten:

- Sei unser Schiedsrichter: Kann man Allah sehen oder nicht?

Hodscha Alaeddin sagte Denjenigen, die der Mutezilekonfession angehörten und behaupteten, dass man Allah nicht sehen kann:

- Drei Tage solltet ihr mit der rituellen Reinigung und ohne zu reden in unserer Gesellschaft sitzen. Danach urteilen wir.

Sie nahmen die rituelle Waschung vor und saßen so, als hätten sie ihre Münder zugenäht. Am dritten Tag fielen sie auf den Boden und wälzten sich. Als sie zu sich kamen, verbeugten sie sich vor den Füßen des Verehrten Hodscha und sagten:

- Allah zu sehen ist rechtens, wir glauben.

Nach der handschriftlichen Überlieferung des Verehrten Hodscha Muhammed Parisa sagte der Verehrte Hodscha Alaeddin Attar, als er im Sterbebett lag:

- Durch die Gnade Allahs, durch den Blick und die Ehrerweisung des Verehrten Hodscha Bahaeddin Nakşibend, könnte die ganze Menschheit die Wahrheit erfahren, wenn er es sich gewünscht hätte.

Nach der Überlieferung des Hodscha Ubeydullah Taşkendi war der Verehrte Hodscha Muhammed Parisa oft in geistlicher Verschollenheit. Der Verehrte Alaeddin Attar dagegen behielt immer sein Bewusstsein. Nach der Meinung der grossen Wahrheitskenner ist es besser, das Bewusstsein zu behalten als in die geistliche Verschollenheit einzutauchen.

Nach dem Tod des Verehrten Bahaeddin wurden seine Mürids Anhänger des Hodscha Alaeddin Attar, unter anderem der Verehrte Hodscha Muhammed Parisa.

Auf der Reise nach Hedschas bestimmte der Verehrte Şah-ı Nakşibend den Muhammed Parisa als seinen Nachfolger. Als die Frage über den Nachfolger an seinem Sterbebett wieder ein Thema wurde:

- Ich habe es auf der Reise nach Hedschas gesagt!...

Obwohl er es wiederholt gesagt hatte, wurde doch sein Nachfolger Alaeddin Attar. Es ist so zu erklären:

Einige Derwische haben die Gabe, die Erscheinungen zu besitzen und sie zu verwalten. Der Verehrte Hodscha Alaeddin Attar hatte diese Gabe. Man fragte den Verehrten Celaleddin Rumi , als er im Sterbebett lag, nach seinem Nachfolger. Er antwortete:

- Hüsameddin Çelebi.....

Nachdem man zweimal die gleiche Frage gestellt hatte, fragte man Mevlana:

- Was sagen Sie über den Sultan Veled?

Der Verehrte Mevlana lächelte und sagte:

- Er ist ein Ringkämpfer. Er braucht kein Testament.

Eine Ernennung kann eine andere Würdigkeit nicht abwerten. 

Wie es im Kapitel des Verehrten Hodscha Bahaeddin erzählt wurde, machten sich die enge Anhänger in der Stille Gedanken, wer der Nachfolger des Verehrten Hodscha sein würde. Während der Verehrte Hodscha im Sterbebett lag. Der Verehrte Hodscha brachte die Stille zur Sprache:

- Warum verbreitet ihr in meinem Zustand solch ein Unbehagen. Über meinen Nachfolger bzw. für die Erleutungsstelle habe ich keine Entscheidungsmacht. Das Urteil darüber kommt von Allah. Wenn Allah will, werdet ihr die Ehre haben, den neuen Nachfolger kennenzulernen.

Diese Worte bezeugten, dass die Nachfolgerschaft nicht nur mit einem Testament bestimmt werden kann. In dem Entscheidungsprozess gibt es viele weitere wichtige kleine Details.

Der Verehrte Hodscha Muhammed Parisa sammelte die heiligen Sohbets des Verehrten Hodscha Alaeddin. Er wollte diese Sammlung dem Buch ‚Makamat‘ des Verehrten Şah-ı Nakşibend hinzufügen. Es wurde aber nicht möglich. Es gab 27 Schriftstücke, die aus dem Stift des Muhammed Parisa stammten. Sie stellen wir vor:

Die Auslegung:

- Die Absicht der Enthaltsamkeit ist es, sich von den materiellen Beziehungen herauszuziehen und in die geistliche Welt einzutauchen. Die Beschreitung dieses Weges beabsichtigt, dass der Mürid durch seinen Willen und Fleiß die Hindernisse auf dem Weg zu Allah abschafft. Die Lösung und die Behandlung dieser Aufgabe sieht so aus. Man zeigt dem Mürid viele interessante Sachen. Wenn er sie nicht in seinem Herzen zulässt, ist er von den Hindernissen befreit. Wenn er sich aber damit beschäftigt und in seinem Herzen zulässt, ist es für ihn ein Hindernis auf dem Weg zu Allah. Wenn man dem Verehrten Bahaeddin Nakşibend ein neues Hemd anziehen wollte, sagte er „Dieses Hemd gehört Demjenigen”. Er zog das Hemd provisorisch an ohne weitere Wertschätzung.

Er erzählte:

- Das Interesse an einem Mürschid und das ständige Rabıta mag in der Wahrheit unnötig und unhaltbar erscheinen. Aber es ist nötig, um an das Ziel zu kommen. Der Bewerber dieses Weges muss alles außer seinem Mürschid ablegen. In seinem Herzen darf nur sein Mürschid sein.

Die Auslegung:

-Der Bewerber des Ordens sollte unbedingt auf die Beziehung zu seinem Mürschid achten und sie schützen. Weil der Mürschid der Spiegel der geistlichen Wahrheit ist, wendet man sich zu ihm, um die geistliche Ekstase und das Nichtvorhandensein zu erfahren. Ohne die geistliche Ekstase kommt man auf diesem Weg nicht weiter. Das Herz des Bewerbers muss stetig mit seinem Mürschid zusammen sein, damit er die geistliche Ekstase erreicht. Wenn der Bewerber am Anfang seines Weges seinen Mürschid nicht im Herzen hat oder ihn vermeidet, bewegt er sich auf diesem Weg keinen Schritt vorwärts. Man muss all die Geschehnisse und die Erscheinungen nach dem Rechten annehmen oder verbannen. Wenn der Bewerber am Ende seines Weges angekommen ist, kann er alles verbannen, weil er schon mitten in der Wahrheit ist. In dieser Phase ist alles, was er sich vorstellt, für den Bewerber ein Spiegel der absoluten Schönheit, wie sein Mürschid. Sein eigenes Dasein nimmt er so wahr, als wäre es ein Tropfen im Ozean oder ein Partikel der Sonne. An diesem Punkt wäre es ein Mangel, weiterhin auf den Spiegel des Mürschids zu schauen.

Er erzählte:

- Die Grossen dieses Weges teilten mit, dass der Erfolg auf diesem Weg nur durch die Arbeit möglich ist. Wer erfolgreich geworden ist, hat viel gearbeitet. Er bekommt soviel Segen seines Mürschids, inwieweit er die Befehle seines Mürschids umgesetzt hat. Ohne Fleiß und Arbeit erlangte Weisheiten haben keine lange Dauer. Der Mürschid ist seinem Bewerber zugewandt, aber wenn der Mürid die Zuwendung nicht vertieft und nicht erarbeitet, dauert der Einfluss der Zuwendung nur ein paar Tage. Wenn der Bewerber kein Interesse hat, kann der Mürschid ihm nichts geben. Aus dem Grund befiehlt uns Mevlana Davud das Arbeiten. Erst dann wird die Führung Allahs der Wegbegleiter des Bewerbers. Nach den Sohbets des Verehrten Hodscha Nakşibend war unsere Zeit mit der Arbeit ausgefüllt.

Ich kenne wenige Mürids, die ihre Arbeit bis zum Abend nicht schaffen können.

Er erzählte:

- Manchmal erscheint bei der Zuwendung und bei der Arbeit ein unbekannter, seelischer Zustand. Der Mürid erlebt diesen Zustand, aber er kann nicht beschreiben, was das ist. Er blickt auf sich selbst, aber er sieht sich nicht. Er ist erstaunt darüber. Dieser Zustand geht wieder vorrüber. Das Verlangen des gleichen Zustandes wäre ein Verlangen des Nefs.(das Ich-ego-Gehabe) Der Bewerber sollte auf seinen Mangel einen Blick werfen. Die unbeschreiblichen Zustände sollten den Bewerber nicht traurig stimmen. Der Bewerber muss immer bereit sein, sein Einverständnis für seinen Geliebten zu opfern, nicht für sein eigenes Nefs. Wenn so ein seelischer Zustand wieder auftritt, sollte der Bewerber versuchen, durch Arbeit diesen Zustand zu bewahren. Diese Arbeit dauert nur ein paar Tage. Im Anschluss an diese Arbeit entsteht eine geistige Fähigkeit. Durch diese Fähigkeit kann der Bewerber sich auflösen und weitere Stufen mit seinem Wille erreichen.

Er erzählte:

- Wenn dem Bewerber die Welt der Engel verschlossen bleibt, taucht die Welt der Auflösung auf. Es ist eine Welt zwischen dem vergänglichen Dasein und dem Nichtvorhandensein. Wenn das eigene Dasein zugedeckt wird, findet eine weitere Auflösung statt. Jemand wollte uns testen und stellte die Frage, „ob der Mürid mit der Hilfe seines Mürschids sein eigenes Dasein vergessen könnte?“ Als er diesen Zustand erlebte, wurde er imposant und würdevoll. Er bettelte, um von diesem Zustand befreit zu werden. Man sollte sich vor dem Testen dieser Gruppe von Menschen in Acht nehmen.

Er erzählte:

- Der Bewerber soll sein Inneres sauber halten, um die Zuwendung seines Mürschids nicht zu verhindern. Erst dann ist der Bewerber in der Lage, den geistliche Segen zu empfangen. Der Makel und der Fehler liegt bei dem Bewerber, nicht in dem geistlichen Segen.

Er erzählte:

- Wer sich für diesen Weg entscheidet, sollte vorerst all sein Gehabe loswerden. Der Bewerber muss seinen Gerhorsam, seine Andachtsübungen und sein sämtliches Wissen in die Welt des Nichtvorhandenseins werfen und sein Herz an seinen Mürschid binden. Das größte Hindernis auf diesem Weg ist der Bewerber selbst. Es können nicht alle das absolute Wissen (Külli- Allahs Wissen) erreichen, da dies das Loslassen des eigenen Wissens erfordert. Man muss seinen eigenen Willen im Willen des Allmächtigen und seinen eigenen Wert im Wert des Allwissenden finden und erreichen.

Dafür gibt es zwei Wege:

Erstens muss man die Regeln des Propheten befolgen und man muss den Wunsch Allahs über seine eigenen Wünsche und über sein eigenes Nefs (Ich- Ego- Gehabe) halten. Einige Menschen haben ihr Ziel durch das Befolgen der Regeln der Scharia erreicht. Es ist aber ein seltener Fall. Da es nicht nur allein um das Befolgen der Scharia geht, besteht die Gefahr, dass das Nefs nur durch das Befolgen Gehabe erntet. Das wiederum bringt den Bewerber von der Stufe ‚Stirb bevor du stirbst‘ weit weg. Das Nefs braucht einen Heiligenschein von Muhammed, damit der Bewerber sein Dasein, seine Wünsche und seine Freuden im Dasein in den Wünschen und in den Freuden von Muhammed auflöst. So erreicht der Bewerber sein Ziel. Der Bewerber muss sich seinem Mürschid ergeben. Sein Schicksal und seine Schicksalsschläge muss er bei seinem Mürschid suchen. Es ist die kompetent ermittelte und definitive Wahrheit. Wenn der treue Bewerber sein Dasein im Dasein seines Mürschids auföst, findet er sein eigenes Nefs nicht mehr. Auch wenn er es suchen würde. Wenn er sich abtastet, findet er außer der Wahrheit seines Mürschids nichts anderes mehr.

Wenn das passiert, erscheinen bei dem Bewerber die Spuren der Eigenschaften, die seinem Mürschid angehören. Aus dem Spiegel seines Mürschids spiegelt sich eine Wahrheit wieder, sodass er sein Nefs und die Außenwelt nicht mehr sieht.

Über dieses Thema redet Aşık Paşa, Mürschid der Heiligen, mit umgangssprachlichem Türkisch:

Wisse den Schatz, weil du es weisst!
Halte all die Urteile deinem Gehabe du!
Hänge dein Urteil von Ost nach West mit Allah
Im Blut bist du, sei mit Allah zusammen
Haus ist die Erde unter Himmel in Ordnung
Sei in Reife, sei es dir Stellung
Himmel und Erde sei dir vereint
Komme zur Nähe, von weitem Beguckten
Finde in dir was du auch suchst.
Wisse wer Schah ist, auch du und Ich
Herr und Diener sind gleiche Erscheinungen
Weder weit noch nah ist der Moment
Ganze Schöpfung ausgeben für eine Einheit
Sterben für Gemeinwohl, wegen wahrem Lebendigen
Verschwinde ganzer Klatsch vorne und hinten
Ergib dich einen Moment und sei in absoluter Vereinigung
Aus der Mitte entspringen du und ich
Tauche ein! Ins Meer mit deinem Dasein
Es sei ein Buchstabe Verliebte und Geliebte
Geh verloren in deinen Sinnen, gib dich aus
Vernichte die Worte auch die Kunst der Muse
Flehe an! Für bloße Erscheinungen
Betrachte dich selbst, kenne dich selbst
Nichts Anderes mehr kommt auf die Worte
Ende sind die Worte, die Sprache ist matt
Eingetaucht in die Schöpfung das Dasein
Bleib die Lebendigkeit, anfangslose Ewigkeit
Die Wahrheit ist die Ewigkeit und die Vergangenheit
Seins ist die Liebe, sei verliebt, werde geliebt
Führen alle Wege zum Moment der Ewigkeit
Von sich selbst zu sich, sich selbst ist Zeuge
Sich selbst ist der Freund zur Sicherheit
Verliebter! Gib dein Dasein in das Nichtvorhandensein
Aus dem Nichtvorhandensein gebäre dir ein Dasein
Halte die Zeit als dein Kapital, ergib dich
Gib deine Tage nur noch an die Zeit
Sei ein Sultan als Diener in der Ewigkeit
Eins ist nur noch da, kein anderer Buchstabe mehr
Erst dann erreicht der Adam seine Absicht
Einverständnis des Schöpfers sei bei Freunden

Auf diese Stufe kommt man, wenn man die Auflösung erfahren hat. Das geschieht wiederum, wenn man sich seinem Mürschid ergeben hat. Mit der Hilfe des Mürschids erfährt der Bewerber die Auflösung. Der Fleiß des Bewerbers ist für seine eigene Reife. Der Fleiß für die Reife ist der Grund für seine Existenz und sein Dasein, aber es ist ein Hindernis für das Nichtvorhandensein. Wenn der Bewerber hinter der Reife herläuft, erfährt er viel Mangelhaftigkeit. Die eigentliche Reife liegt in seinem Nichtvorhandensein, aber nicht in seinem Dasein bzw. seiner Existenz. Der Bewerber sollte mit dem Blick seines Mürschids aus dem Glas des Nichtvorhandenseins trinken, erst dann vergisst sein Nefs die Welt. Dafür eröffnet sich ihm zwangsweise ein neues Wissensfenster. Aus diesem Fenster betrachtet, sieht er die Reife, hinter der er hergelaufen war, als mangelhaft und weit entfernt von seinem Ziel. Also wenn man den Blick seines Mürschids nicht hat, wird die wahre Reife nicht möglich sein.

Er erzählte:

- Egal ob der Bewerber bei seinem Mürschid lebt oder ganz woanders, er muss immer darauf bedacht sein, dass er auf diesem Weg das Einverständnis seines Mürschids im Blick behalten muss. Der Bewerber muss feststellen, wo die Einverständnisse seines Mürschids liegen. Entsprechend sollte er seine Handlungen leiten. Es ist eine ganz schwere Arbeit. Diese Arbeit verlangt äußerste Vorsicht und Intelligenz ab. Es darf dabei die Hilfe Allahs nicht fehlen. Mit Hilfe Allahs ist es zu schaffen, ansonsten ist es äußert schwierig, also fast unmöglich erfolgreich zu sein.

Er erzählte:

- Der Bewerber muss immer die Fehler seiner Handlungen und seine Mangelhaftigkeit einsehen. Seine Hilflosigkeit muss er als Gnade und Ehre betrachten. Der Verehrte Hodscha Bahaeddin befahl seinen Mürids diese Eigenschaften und sagte: „Das Ich wird immer in dieser Eigenschaft benutzt“.

Er erzählte:

- Der Bewerber hat es nötig, seine Handlungen, ob klein oder groß, ob für diese Welt oder für das Jenseits, nicht nach seinem Willen, sondern nach dem Willen seines Mürschids zu führen. Die Aufgabe eines Mürschid ist es, ständig auf die Zustände seines Mürids zu achten und rechtzeitig die richtigen Handlungen zu befehlen. So lange, bis der Mürid nach dem Willen seines Mürschids handelt.

Er erzählte:

- Es ist nötig den eigenen Zustand zu verstecken und sich auf der Seite der Wissenschaft zu halten. Die Gespräche unter Mürids sollten mit den Zuständen der Mürids adäquat sein. Man sollte auf die Herzlichkeiten achten und die Mürids nicht kränken. Es ist aber äußert schwierig, das innere Befinden eines Mürids zu wissen und entsprechend zu handeln. Das geistliche Befinden der Mürids ist sehr feinfühlig. Mit solchen Mürids Kontakt zu halten, fordert die Entwicklung der inneren Zustände. Von Tag zu Tag sollte man die Gespräche mit den Mürids fortführen und immer den Respekt bewahren. Ohne Respekt ist es gefährlich, eine freundliche Beziehung zu führen. Man würde auf dem Weg zurückfallen. Ein persiches Gedicht erzählt:

Ohne Anstand gibt es kein Ansehen
Mit Ansehen bestückt sein, ist ein Versehen

Der gemeinte Anstand ist ein zu einem Gehabe ausgeartetes Gehabe, trotzdem hält man sich für anständig.

Auslegung:

- „Es ist nötig, den eigenen Zustand zu verstecken und sich auf der Seite der Wissenschaft zu halten.“ Dies hat der Verehrte Hodscha aus folgendem Grund gesagt: „Wenn das Wissen und der Glaube eines Menschen der Wahrheit nicht entsprechen würden, müsste dieser Mensch sich auf der Seite der Scharia halten. Den Rest soll man nicht wichtig nehmen. Es ist aber nicht für jeden Heiligen möglich, das zu schaffen. Das schaffen nur die starken und die großen Heiligen. Die sogenannten Heiligen konnten den Glauben und die Wahrheit nicht vereinen. Der Führer der Monoteisten und Kıble (Gebetsrichtung) der Heiligen, der Verehrte Scheich Muhiddin Arabi erzählte in seinem Buch ‘Fütuhat’, wie er den Glauben und die Wahrheit zusammenhalten konnte und bedankte sich dafür bei Allah und sagte: „Ich habe meinen Glauben und die Wahrheit vereint und an eine Seite gelegt. Ich verrichtete Namaz und Andachtsübungen wie mein Glaube von mir verlangte.“ Das ist ein seltener Sachverhalt. Auf dieser Stufe geraten viele Heilige ins Rutschen. Denn wenn sie die Wahrheit erfahren, wollen sie nach der Wahrheit handeln nicht nach dem gegebenen Glauben und Scharia. Das bedeutet, sie können den Glauben und die Wahrheit nicht vereinen.“

Der Verehrte Hodscha Alaeddin ist bei diesem Thema der Meinung des Scheich-ı Ekbers. Auf diesem Weg soll man sich auf der Seite der Wissenschaft halten.

Er erzählte:

- Die Tugend und die Reife besteht darin, dass man seine geistlichen und weltlichen Zustände an seinen Besitzer (Mürschid) bindet und abgibt. Alle Propheten, die Heiligen und die Forschungsbegabten folgen diesem Weg. Der Diener sollte seine geistlichen und weltlichen Zustände in das Meer des Nichtvorhandenseins werfen und sich seinem Besitzer ergeben. Der Mürid muss seine Wahrnehmung auf dem höchsten Niveau halten und verstehen, dass der Wille Allahs besser und nützlicher ist, als sein eigener. Man nennt diese Lehre ‚Tefaiz‘. Die Aufgabe eines Mürids ist es, diese Lehre bei seinem Mürschid anzuweden und zu versuchen, das Geheimnis dieser Lehre herauszuholen.

Er erzählte:

- Die Eigenschaft des Allmächtigen zu kennen, bringt dem Diener das Flehen und die Schutzsuche bei. Man müsste um Vergebung bitten und das Einverständnis Allahs verlangen, man darf sich niemals als hoffnungslos betrachten. Wenn der Diener das Einverständnis Allahs spürt, soll er dankbar sein, wenn nicht, soll er Allah anflehen.

Er erzählte:

- Die unendliche Gnade Allahs zu erkennen heißt, dass man die unendliche Gnade Allahs über alles hält und nicht einen Moment aus den Augen verliert. Man muss sich seine Bedürftigkeit immer vor Augen halten. Das Wenige soll man als Viel betrachten und vor der Erscheinung der Unbedürftigkeit soll man große Angst haben.

Er erzählte:

- Wenn ein Heiliger nicht mehr sich selbst überlassen ist, wird seine Heiligkeit beständig und dauerhaft. Wenn er einen Fehler machen würde, wäre dieser Fehler entschuldbar und führt nicht zur Ablehnung. Allah teilt in einem Koranvers mit, dass die Heiligen weder Angst noch Schwermut haben. Das bedeutet, dass sie vor den Erscheinungen der Natur keine Angst haben und dass die vergänglichen Eigenschaften den heiligen Menschen nicht wieder zurückgegeben werden.

Er erzählte:

- Man soll in der inneren Geistlichkeit mit Allah sein und in der Außenwelt soll man mit den Befehlen Allahs sein. Das Vereinen der beiden Eigenschaften führt zur Reife.

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Der Befehl des Verehrten Hodschas ‚In der inneren Geistlichkeit mit Allah zu sein‘ bedeutet, dass der Bewerber seine Gebetsrichtung zu ‚Allah an sich‘ wenden soll und sein inneres Auge ständig auf das absolute Gesicht gerichtet sein muss. In der Welt und im Jenseits soll er nur einen Wunsch haben. Das ist Allah. Der Bewerber muss in der Lage sein, sein Dasein für Allah zu opfern. Man hat Mansur Hallaç gefragt: „In wessen Konfession bist du?“ Er antwortete: „Ich gehöre Allahs Konfession an.“ Der Verehrte Hemedani sagte: „Die Bewerber sollten sich mit dem Besitzer der Konfession beschäftigen, nicht mit der Konfession.“ Die Worte des Verehrten Hodschas „In der Außenwelt soll man mit den Befehlen Allahs sein“ bedeuten: Der Bewerber muss sein Leben nach dem Koran und der Sunna richten und er darf sich gegen Scharia nicht einmal eine kleine Handlung leisten. Der Verehrte Alaeddin Attar sagte: „Der treue Bewerber muss mit seinem Dasein in Scharia, mit seiner Seele im Orden und mit seinen Geheimnissen in der Vereinigung sein.“

Er erzählte:

- Bei dem Besuch der Grabstätte der Heiligen bekommt der Bewerber nach seinem Verständnis über den Heiligen und nach den Eigenschaften des Heiligen Segen. Es ist wirkungsvoll, wenn der Bewerber seine Zuneigung direkt an der Grabstätte zeigt. Aber in der Wahrheit ist die Weite kein Hindernis, um seine Zuneigung dem Heiligen entgegen zu bringen. Nach einem Hadith ist es nicht nötig, das weltliche Gesicht des Heiligen zu sehen. Wichtig ist, dass durch die Zuneigung die Eigenschaften des Heiligen verstanden werden können. Der Verehrte Hodscha Bahaeddin Nakşibend sagte: „Es ist besser Allah näher zu sein, als den Menschen.” Er trug oft die Verse vor:

Hänge nicht am Grab der Großen! Wofür?
Tue es, was sie taten, erreiche dein Ziel.

Der Zweck des Besuches der Grabstätten der Heiligen Allahs ist nicht das Grab, sondern dient der Zuneigung zu Allah. Die Geistlichkeit der Heiligen ist der Grund, Allah Zuneigung zu zeigen. Derjenige, der den Menschen gegenüber Bescheidenheit und Einfachheit zeigt, kommt in die Nähe Allahs.

- In sich kehren, sich selbst beobachten, ist eine nützlichere Arbeit als Tevhid Zikir (verbannen und beweisen). Dadurch ist man der geistlichen Ekstase näher. Durch die Methode der Murakabe (in sich kehren, sich selbst beobachten und kontrollieren) kommt man zur Welt der Engel und man erreicht dadurch die Befungnismacht. Man soll auf die plötzlich in der Seele auftauchenden Ideen achten. Man soll die Welt mit Güte und Gnade betrachten und für die innere Erleuchtung soll man mit dem Murakabe keine Minute aufhören. Dadurch entsteht die Seelengemeinschaft und die Sanftmütigkeit. Man nennt diese Stufe ‚vereint und angenommen‘(cemi ve kabul).

Er erzählte:

- Als wir das erste Mal nach Harizem gingen, arbeitete jeder für sich an seiner eigenen Geistlichkeit. Um zu sehen, ob diese Arbeit Erfolg hatte oder nicht und ob diese Eigenschaft (die Geistlichkeit) vorrübergehend oder dauerhaft ist, testete man die Geistlichkeit mit seinem eigenen Willen. Hatte die Arbeit ihre Früchte getragen, so blieb diese Eigenschaft dauerhaft.

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Der Verehrte Hodscha überlieferte: „Die Arbeit an der Geistlichkeit zeigt die Entwicklung der Reife in der Pubertät.“ Im sozialen Leben erreicht man nach der Pubertät die Reife und hat somit eine gewisse Befugnismacht. In der Geistlichkeit erhält man die Befugnismacht durch den Reifeprozess in der Pubertät. Bei diesem Prozess gibt es verschiedene Stufen des Verstandes und entsprechende Zustände. Der Kenner des Herzens nennt die zweite Stufe des Reifeprozesses in der Wahrheit: ‚Reife erreicht‘ (Baliğ). Der Scheich Şirazi, Autor von ‘Gülşen-i Raz’, schreibt in Versen und behandelt die feinen Geheimnisse:

Heirate! Sagte man dem Heiligen
Sagte er! Noch bin ich in der Pubertät
Der Mensch ist reif, wenn er Heiliger wird.
Ohne Heiligkeit wäre es Kindheit.

Auf dieser Stufe gleicht sich die Geistlichkeit des Bewerbers mit der Außenwelt und seine Außenwelt gleicht seiner Geistlichkeit. In der Außenwelt macht er die Arbeit, die man ihm aufgetragen hat, aus freiem Willen. Je nach seiner Begabung und seiner Berechtigung genießt er die Freiheit in der geistlichen Welt, um nach seinen Wünschen zu handeln. Die Menschen auf dieser Stufe lassen sich in zwei Gruppen aufteilen. Der Mensch der ersten Gruppe benutzt seine Befugnismacht je nach seinem Zustand. Das heißt, die Gabe der Befugnismacht in der Welt der Engel kommt durch die geistliche Ekstase. Dann kann er alles, was er sich wünscht, verwirklichen. Aber er kann nicht bestimmen, wann er die geistliche Ekstase bekommt. Der Mensch der zweiten Gruppe besitzt die Stellung dauerhaft. Er kann seine Befugnismacht in der Welt der Engel einsetzen, wann er will. So eine Stellung bekommt der Bewerber, wenn sein weltlicher Wille mit dem geistlichen Willen vereint ist. Der Verehrte Hodscha meint: „Durch Ausprobieren an der Geistlichkeit arbeiten.“ Man versucht seine Befugnismacht in der geistlichen sowie in der Außenwelt einzusetzen, ob man es kann oder nicht. Durch diese Arbeit entwickeln sich die Mürids so weit, dass sie nicht nur vorrübergehend, sondern dauerhaft auf dieser Stufe bleiben können.

Er erzählte:

- Man muss in drei Fällen schweigen: Wenn man Gefahr beobachtet, wenn man das Zikir des Herzens hört und wenn man die Zustände, die durch das Herz gehen, beschützt.

Er erzählte:

- Die Gefahr, die plötzlich in Form von Besorgnis und als Sugesstion kommt, ist kein Hindernis für die Reife. Aber sie dürfen nicht im Herzen bleiben. Es scheint fast unmöglich, sich ganz von dieser Gefahr zu befreien. Zwanzig Jahre verbannte ich die Idee des natürlichen und menschlichen Willens. Plötzlich kam sie wieder in mich hinein, doch sie konnte dort nicht weilen. Es ist äußerst schwer, diese Besorgnisse zu verhindern. Für einige Menschen bereiten sie keine Probleme und richten keinen Schaden an, solange sie das Herz nicht besetzen. Bleiben sie jedoch dauerhaft, so wird der Weg zum Segen versperrt. Aus dem Grund soll man ständig in sich kehren, sich selbst beobachten und kontrollieren. Nach dem Befehl des Mürschids verbannt der Mürid die Besorgnisse durch sein Ausatmen. Das Ausatmen bedeutet, dass jeder Sinn eine Gestalt hat. Durch das Ausatmen leert man das Herz von den Gestalten der Sinne. Diese Methode ermöglicht es, dass man das Herz von Besorgnissen befreit.

Er erzählte:

- Der Verehrte Hodscha Nakşibend wandte bei seinen Mürids als erste Methode die an, nach welcher sich der Mürid immer wieder selbst beschuldigt. An seinem Lebensabend war der Verehrte Hodscha traurig wenn er sich mit der Erziehung der Menschen beschäftigte. Er sagte: “Die Menschen nehmen den für sie bestimmten Segen nicht an und entwickeln ihn nicht.”

Er erzählte:

- Der Verehrte Hodscha Nakşibend wiederholte es ständig: „Das Gebet besteht aus zehn Teilen. Neun davon verlangen ehrlich erworbenen Gewinn (u.a. Unterhalt).” Er fügte hinzu: „Das ehrlich erworbene Geld bekommt man am ehesten durch den Ackerbau und die Gärtnerei.“

Er erzählte:

- Mit dem Kenner Allahs Gespräche zu führen, ist ein Zeichen des höheren Verstandes.

Auslegung:

- Das Sohbet ist ein bestätigtes Sunna. Alle zwei Tage sollte man Gespräche unter Mürids führen. Dabei sollte man den Anstand und die Rechte achten. Wenn man weit weg voneinander lebt, sollte man in ein oder zwei Monaten seine inneren und äußeren Zustände seinem Mürschid mitteilen. Egal, wie weit weg man von seinem Mürschid lebt, muss der Mürid sich seinen Mürschid vorstellen und sich ständig mit ihm beschäftigen. Die Entfernung und die Unachtsamkeit dürfen den Mürid nicht beherrschen.

Dieser Wunsch nach Anstand und Achtsamkeit ist so groß, dass man keine Macht hat, ihn selbst zu verlangen. Die Gnade und der Segen liegen bei dem Mürschid.

Er erzählte:

- Das Vertagen des Erziehungsprozesses dient der Reife der Begabung. Wenn man die Reife erlangt ohne Verzögerung, weiß man sie nicht zu schätzen, nicht zu verstehen und nicht zu begreifen, woher sie kommt.

Er erzählte:

- Ich garantiere, dass man, wenn man in diesem Orden alles nachahmt, das Original erreicht. Der Verehrte Hodscha Nakşibend befahl mir zu Beginn, ich solle ihn imitieren. Ich imitiere ihn immer noch. Selbstverständlich werde ich irgendwann einmal das Ergebnis der Imitation erleben.

Er erzählte:

- Ich verstehe erst jetzt, dass diese Gruppe von Menschen auf der Stufe des ‚Farbenwechsels‘ ist. Es war nicht richtig, sie auf der Stufe der Besonnenheit zu sehen. Wer dies dennoch tut, bleibt mit leeren Händen zurück. Es sei denn, diese Gruppe von Menschen zeigt ihren wahren Zustand.

Die Überlieferung der Weisheiten des Verehrten Hodschas endet hier. Nach der Meinung der Großen, geschieht der Farbenwechsel der Bewerber im Herzen zwischen Zweifel und Vertrauen. Einige sagten, dass dieser Zustand des Bewerbers durch den Zweifel zwischen Entdeckung und Schamhaftigkeit im Herzen entsteht.

Die Eigenschaften sind mal aus der Außenwelt und mal aus der Welt der Verschollenheit. Wenn die Eigenschaft des Nefs verbannt wird, entsteht die Entdeckung. Wenn die Eigenschaft des Nefs hineinkommt, entsteht die Schamhaftigkeit. Man muss den Bewerber auf dieser Stufe sehen. Aus der Sicht des ‘Farbenwechsels’ beginnt das gegenseitige Wechseln der Eigenschaften. Es folgt der Zustand ‘Behagen und Unbehagen’ und ‘geistiger Rausch und die Trennung’. Wie die Großen empfehlen, bringt die Besonnenheit die Entdeckung mit sich. Auf der Stufe, wo das Herz sich Allah nähert, fällt Rabıta wegen des Vertrauens zwischen dem Bewerber zu dieser Stufe weg. Da der Besonnene die Ledünwissenschaft besitzt, sind seine Gewohnheiten wie Essen, Trinken, Kaufen, Verkaufen, Schlafen, Wachsein wie bei den anderen Menschen. Wenn der Bewerber am Anfang diese Stufe nachahmen würde, würde er den Kampf gegen das Nefs und gegen die Enthaltsamkeit verlassen. Das wäre wieder ein großer Fehler. Wie der Verehrte Hodscha Alaeddin Attar mitteilte, entstehen dadurch große Ängste. Wenn man den Zustand des ‘Farbenwechsels’ (Telvin) so versteht, wie der Verehrte Gavsı Muhiddin-i Arabi, der als Experte dieses Themas gilt, kommt es anders.

Der Verehrte Muhiddin-i Arabi sagte:

- Die Großen sehen den Farbenwechel als Unvollständigkeit, aber in meinen Augen ist der Farbenwechel die höchste Stufe. Diese Eigenschaft ist adäquat zu dem Zustand wie Allah es sagt. Die als höchste Stufe geltende Besonnenheit ist für uns die Besonnenheit auf der Stufe des Farbenwechels.

Der Verehrte Mevlana Radiyüddin Abdulgaffur sagte:

- Was der Verehrte Scheich Muhiddin-i Arabi über die Besonnenheit und den Farbenwechel erzählt hat, muss nicht bedeuten, dass der Bewerber bei seinen unendlichen Erscheinungen nur bei einer Erscheinung oder bei der anderen Erscheinung stecken bleibt. Die Wahrheit eines Bewerbers ist farblos und von dem Sachverhalt und der Quantität abstrahiert und mit dem Eigentlichen einverstanden. Allah sagt über sich selbst:: „Allah befindet sich in jedem Moment in den unendlichen Farben“. Trotzdem ist Allah jenseits von Zeit und Raum ein Abstraktum. Während der Bewerber in jedem Moment von einer Farbe zur nächsten wechselt, ist er in seiner Wahrheit farblos.

Die letzten Tage des Verehrten Hodscha Aleddin Attar wurden von dem Verehrtem Hodscha Muhammed Parisa handschriftlich festgehalten.

In seiner letzten Krankheit sagte er seinen Gefährten:

- Die durch meine Krankheit enstehende äußerliche Unruhe darf euch nicht beeinflussen. Ihr sollt bloß nicht meinen Zustand auf euch übertragen. Achtet lieber auf eure innere und äußerliche Ruhe. Wenn ihr mich nachahmen werdet, würdet ihr zerstückelt und dann verteilt werden.

Und er sagte:

- Freunde und Heilige sind gegangen. Einige gehen, andere folgen ihnen. Bestimmt ist das Jenseits besser als diese Welt.

Als er diese Worte sagte, blickte er auf das Grün des Gemüsegartens.

Einer, der ihm nahe stand, sagte:

- Ein schöner Gemüsegarten.

Er antwortete:

- Die Erde ist auch schön. Es ist unser Schicksal. Wenn die Freunde unsnicht mehr hier finden, kehren sie mit gebrochenem Herzen zurück.

Während der Krankheit sagte er einem Gefährten:

- Lasst ihre Zeremonien und Bräuche beiseite. Macht das Gegenteil von dem, was die Menschen als Brauch praktizieren. Seid untereinander harmonisch. Der Prophet Allahs ist gesandt, um die Zeremonien und Bräuche der Menschen abzuschaffen. Sucht unter euch Zuflucht. Berichtige dich, bestätige den Anderen. In jeder Lage sollt ihr auf das Maß achten und nicht aufgeben, es durchzusetzen. Das Sohbet ist eine große Sunna. Achtet auf die Sunna. Privat oder öffentlich sollt ihr das Sohbet weiterführen. Wenn ihr den Weg der Rechenschaft geht, wird euer Ertrag in einem Atem so viel sein, wie das, was ich in meinem ganzen Leben gewonnen habe. Euer Zustand muss sich weiter entwickeln, wenn ihr gegen mein Vermächtnis verstoßt, werdet ihr zerstreut und verstört sein.

Ab diesem Moment trug er die Worte von Tevhid (La ilahe illallah) laut vor.

An seinem Lebensabend sagte er seinen Gefährten über diesen Bettler:

- Seit mehr als 20 Jahren besteht eine Freundschaft für Allah zwischen uns. Diese Freundschaft wird sich nicht ändern.

Hinter diesem Bettler:

- Ich bin mit ihm einverstanden, so wie Allah mit seinen Propheten und Anhängern einverstanden ist.

In einer Nacht fand ein Gespräch zwischen ihm und dem Bettler statt. Er erwies diesem Bettler mit seiner Geistlichkeit die Ehre. Er erwähnte die Einheit unserer Geistlichkeit. Kurz vor seinem Tod erzählte er über diese Nacht und sagte: „Er weiß es, aber die anderen nicht. Bei diesem Sohbet in der Nacht wurde ich von ihm zurecht gewiesen und beschuldigt, aber das löste bei mir Begeisterung und Liebe aus.“

In seiner letzten Krankheit sprach er oft mit diesem Bettler und machte ihm viele Komplimente.

Seine letzten Worte waren über die Themen Einverständnis, geistliche Verliebtheit,

Sohbet, Liebe, Begeisterung und Freundschaft. Diese Worte erschienen den Menschen als Ratschlag, als Weisheit und als Gebet.

Als seine Krankheit schwer wurde, sagte er:

- Ich bin beim Dienen ein geistlicher und weltlicher Ringkämpfer.

Er sah die Seele des Verehrten Bahaeddin Nakşibend und unterhielt sich lange mit ihm.

Er sagte seinem Mürid, dass er keinen Willen oder Vorzug habe, ob er gehen oder bleiben soll.

- Ihr seid auf zwei Gruppen aufgeteilt. Vereint eure Meinungen darüber, ob ich gehen oder bleiben soll, damit ich mich entsprechend verhalte.

Zehn Tage vor seiner Krankheit sehnte er sich nach dem Jenseits und sagte:

- Von dieser Absicht kehre ich nicht zurück!

Seine Krankheiten fingen mit Kopf- und Rückenschmerzen an. Im Jahr 802 n.H. am zweiten Tag des Monat Recep, ein Donnerstag, ging er ins Bett. Am20. Recep, um Mitternacht nach dem Nachtgebet, ging er ins Jenseits.

Die heilige Grabstätte liegt im Dorf Neçıganiyan.

Nach der schriftlichen Überlieferung des Verehrten Muhammed Parisa träumte ein Derwisch 40 Tage nach dem Tod des Verehrten Alaeddin Attar von ihm und er sagte:

- Die Erweisung Allahs ist so groß, dass es sich die uns Liebenden nicht vorstellen können.

Er fügte hinzu:

- Was ihr auch braucht, habe ich für euch gelassen und bin gegangen.

Er nahm eine Nadel aus dem Boden, stellte sie vertikal unter seinen Fuß und sagte:

Das Heiligtum gehört Demjenigen, der auf dieser vertikalen Nadel stramm steht, ohne sich zu biegen oder zu verbeugen.

Sieben Jahre vor seinem Tod ging er aus seinem Dorf Çiganiyan nach Buhara und besuchte den Verehrten Şah-ı Nakşibend. In dieser Zeit träumte ein Derwisch:

- Eine große Versammlung war gerichtet. In der Versammlung war der Herr des Universums anwesend. Hodscha Bahaeddin und Alaeddin Attar standen neben der Versammlung. Sie wollten hineingehen, um das heilige Licht des Propheten zu sehen. Nach einiger Zeit kamen sie mit großer Freude heraus...

Der Verehrte Hodscha Bahaeddin sagte:

- Uns wurde ein Rat gegeben. Ich darf für die Menschen im Umkreis von 500 Kilometern Fürbitten verlangen. Alaeddin Attar darf für die Menschen im Umkreis von 200 Kilometern Fürbitten verlangen. Die uns Liebenden und mit unerschütterlichem Glaube an uns Gebundenen dürfen für die Menschen im Umkreis von fünf Kilometern Fürbitten verlangen.