HODSCHA HASAN ATTAR

Der Sohn von Alaeddin Attar und ein Heiliger... Er war innerhalb der Familienabstammung der selten Früchte tragende, spezielle Ast.

Als Hodscha Hasan als Kind auf den Wiesen des Friedhofs spielte, traf der heilige Blick des Verehrten Hodscha Bahaeddin Nakşibend dieses Kind. Hasan ritt als Kind auf einem Kalb, die anderen Jungs liefen ihm hinterher und vergnügten sich. In diesem Moment ging der Verehrte Şah durch die Wiese. Er stand einen Moment, erblickte das Kind und sagte:

- Demnächst wird dieser Knabe auf einem Pferd reiten und die majestätischen Herrscher werden ihm zu Fuß folgen.

Diese Worte bewahrheiteten sich so:

Als der Verehrte Hodscha in die Nähe von Bağ-ı Zaman kam, besuchte er Mirza Şahruh. Mirza schenkte dem Hodscha ein Reitpferd. Er hielt ihn am Arm und brachte ihn zum Pferd. Aus Achtung vor dem Hodscha hielt er mit einer Hand den Steigbügel und mit der anderen Hand die Zügel. Er half dem Hodscha aufzusteigen. Das Pferd wurde mürrisch und begann zu laufen. Der Herrscher lief hinterher und versuchte, das Pferd zu beruhigen. Er zog an den Zügeln und das Pferd blieb stehen. Der Verehrte Hodscha stieg vom Pferd ab, wandte sich Richtung Buhara und nahm eine ehrerbietige Haltung an. Der Hodscha berichtete dem Mirza Şahruh, was der Verehrte Şah-ı Nakşibend ihm als Kind erzählt hatte. („Demnächst wird dieser Knabe auf einem Pferd reiten und die majestätischen Herrscher werden ihm zu Fuß folgen.”) 

Durch diese Erzählung hatten die Menschen noch größere Achtung vor dem Hodscha Bahaeddin Nakşibend.

Der Verehrte Hodscha Hasan hatte sehr starke geistliche Ekstasen. Wann immer er es sich auch wünschte, konnte er durch seine geistliche Ekstase seine Befugnismacht einsetzen. Durch seine Befugnismacht konnte er den Betroffenen in die Bewusstlosigkeit und in einen Zustand, wie abgeschnitten von der Außenwelt, versetzen. Dadurch erfuhr der Betroffene das Nichtvorhandensein, wofür man eigentlich viel arbeiten müsste. Seine Befugnismacht mittels seiner geislichen Ekstase war in Horasan in aller Munde. Wer auch immer seine Hand küsste, spürte sofort seinen Einfluss und erfuhr die Liebe und die Körperlosigkeit.

Eines Morgens ging er in sehr starker geistlicher Ekstase auf die Straße. Wer auch immer ihm auf der Straße begegnete, wurde in einen Rausch versetzt.

Einer seiner Mürids kam nach Herat, um die Pilgerfahrt nach Mekka zu unternehmen. Er befand sich in geistlicher Ekstase und in der Körperlosigkeit. Als er durch die Straßen und den Basar ging, sah man ihm an, dass er mit der Welt nichts zu tun hatte. Er merkte weder die laufenden noch die schreienden Menschen. Er wusste nicht einmal, dass er auf der Erde lief. Nach dem Verehrten Mevlana Cami hat dieser Mürid in seinem Herzen ständig das Bild des Verehrten Hodschas gehabt. Aus diesem Grund sprang die geistliche Ekstase des Verehrten Hodschas auf diesen Mürid über.

Über den Weg ‚Hadschegan‘ schrieb er eine Abhandlung. Ein paar Sätze über diese Abhandlung:

- Du sollst wissen, dass der Weg des Verehrten Hodscha Alaeddin Attars unter dem gesamten Orden der kürzeste zum Ziel war. Denn auf diesem Weg werden alle Schleier und Hindernisse für die Vereinigung mit Allah gelüftet. Allah verbrennt die Außenwelt durch die Eigenschaft ‚Vernichter‘ (Celal). Das Endziel der anderen Orden ist in Wahrheit der Anfangspunkt des ‘Hadschegans’ , weil man in diesem Orden mit dem ersten Schritt die Auflösung erfährt. Der eigentliche Weg ‘Süluk’ (Zikir im Herzen, Kontrolle des Nefs und Rabıta) kommt nach der geistlichen Ekstase. Deren Zustand ist der Ausdruck des Tevhid- Geheimnisses, nämlich die Körperlosigkeit. Dadurch bringen sie das Gebot des Korans zum Ausdruck, wonach die Menschen und Gins erschaffen wurden, um Gebete für Allah zu verrichten. Wer sich auf diesen Weg begeben will, sollte zuerst damit anfangen, sich das Gesicht dessen, der ihn in den Orden aufnahm, in seiner Vorstellung solange aufzubewahren bis er die Auflösung durch den Segen seines Mürschid erfährt. Später sollte er den Zustand der Auflösung aufbewahren und sich mit der Vorstellung seines Mürschids zu seinem Herzen wenden. Er sollte diesen Prozess vertiefen. Wenn dieser Zustand immer stärker wird, wird das Bewusstsein des Bewerbers für die Welt und die Geschehnisse weniger. Man nennt diesen Zustand im Nakşi-Orden ‘Nichtvorhandensein – Adam’ und ‘Auflösung –

In-sich-verloren-gehen‘ (Gıybet). Dieser Zustand entwickelt sich so weit, dass der Bewerber für das Fremde kein Bewusstsein mehr besitzt. Man nennt diese Stufe ‘Auflösung in Etwas – Fena.’

Der Verehrte Celaleddin Rumi beschrieb diesen Zustand mit den Versen:

Nichtvorhandensein vernichtet mein Dasein
Damit fand mein Dasein die Anwesenheit
Wenn Adam kommt, bleibt nicht das Dasein.
Der Adam!...mit ihm kommt das Dasein.

Die Verse desVerehrten Hodscha Bahaeddin:

Schau! Was dir dein Mürschid auf dieser Stufe sagt
Zieh dich heraus aus dem Zwischen, gib dich ab in die Verschollenheit.

Wenn die Besorgnisse in das Herz stürmen, sollte man sich sofort mit aller Kraft seinen Mürschid vorstellen. Wenn die Besorgnisse das Herz nicht verlassen sollten, sollte man dreimal ausatmen, als ob man etwas ausleeren wollen würde. Wenn die Besorgnisse weiterhin bestehen, soll man um Vergebung (Estağfirullah) bitten und sich mit dem Zikir ‘Ya Faal’ beschäftigen. Dieses Zikir ist sehr wirkungsvoll, um die Besorgnisse zu verbannen. Der Bewerber muss die Regeln diese Weges so verinnerlichen, dass nichts anderes ihn aus seinem Verhältnis trennen kann. Bei einer kleinen Unachtsamkeit muss man sich sofort an seinem Verhältnis festhalten. Das Verhältnis sollte man stetig aufrecht erhalten. Und zwar beim Gehen, Kommen, Kaufen, Verkaufen, Essen, Trinken, Schlafen. Solange, bis die Achtsamkeit zur Routine wird.

Der Verehrte Hodscha Hasan nahm die Krankheiten und Sorgen der Menschen auf sich und rettete sie. Eines Tages kam er auf der Reise nach Hedschas an Şiraz vorbei. Eine hohe Persönlichkeit in Şiraz war sein Mürid. Dieser Mürid lag schwer krank im Bett. Der Verehrte Hodscha nahm die Krankheit des Mürids auf sich. Der Mürid wurde gesund und stand auf, aber der Verehrte Hodscha war nun schwer krank und lag ihm Bett. Durch diese Krankheit ging er ins Jenseits.

Er starb im Jahr 826 n.H. am Opferfest.

Seine heilige Leiche wurde von Şiraz nach Çiğaniyan gebracht. Sein heiliger Vater, der Verehrte Alaeddin Attar, liegt auch dort.

Sein Sohn war Yusuf Attar, Zeitgenosse des Scheich Bahaeddin Ömer. Zwischen ihnen fanden Briefwechsel und Nachrichtenaustausch statt.

Eines Tages stellten einige Große des Ordens in der Gesellschaft des Scheich Bahaeddin Ömer die Bedingung, dass man seinen Atem beim Zikir nach dem Einatmen anhalten muss.

- Den Atem anzuhalten ist Sache des indischen Fakirs. Die Bedingung dieses Weges ist nicht, den Atem gefangen zu nehmen.

Als Yusuf Attar diese Worte zu Ohren bekam, schrieb er an Scheich Bahaeddin Ömer folgendes:

- Wir haben gehört, dass Sie die Methode des Anhaltens des Atems ablehnten. Und Sie haben gesagt, dass die Scheichs der Orden diese Methode nicht befohlen hätten, obwohl der Verehrte Hodscha Bahaeddin Nakşibend und seine Nachfolger die Methode des Festhaltens des Atems befohlen haben. Wie kommt es, dass sie diesen Befehl nicht annehmen?

Hodscha Ömer antwortete so:

- Unsere Absicht mit diesen Worten war nicht, deren Verhalten zu verbieten.

Er brachte kein weiteres Argument mehr hervor.