MEVLANA ALAEDDİN ABİZİ

 Er war auch ein Anhänger von Mevlana Sadeddin Kaşgari. Er war aus dem Dorf mit dem Namen Abiz in Kohistan. Nachdem der Verehrte Mevlana Sadeddin ins Jenseits ging, wurde er Anhänger des Verehrten Mevlana Cami. Der Mevlana Cami schenkte ihm viele Liebenswürdigkeiten und verglich ihn mit der reinen Erde. Der Verehrte Mevlana Alaeddin beschäftigte sich mit der Erziehung kleiner Kinder. Diese Arbeit war ein Vorwand, um seine innere Geistlichkeit zu verstecken.

Als Geschichte erzählt:

- In der Zeit des Herrschers Ebu Said Mirza beehrte der Verehrte Hodscha Ubeydullah Taşkendi die Stadt Heri. Damals ging ich hin, um meine Ehrerweisung zu zeigen. Er fragte mich: „Wer sind sie? Womit beschäftigen sie sich?“ Ich sagte: „Ich bin ein Bettler des Mevlana Sadeddin Kaşgari. Ich arbeite als Lehrerchen für kleine Kinder.“ Er sagte: „Du sollst deine Aufgabe nicht geringschätzen, indem du Lehrerchen sagst. Als Schullehrer zu arbeiten ist eine große Aufgabe. Diese Arbeit ist sehr nützlich und voller Segen.“ Später erzählte er über den Verehrten Mevlana Sadeddin Kaşgari und über ihre Freundschaft. Er schenkte diesem Bettler Liebenswürdigkeiten.

Als Geschichte erzählt:

- Am Anfang meines Verhältnisses studierte ich in Herat. Nachdem ich den Verehrten Mevlana kennengelernt hatte, entwickelte ich Unmut für das Studium und für die Wissenschaft. Ich war unentschlossen, ob ich studieren sollte oder nicht oder nur gelegentlich. Eines Tages ging ich mit diesen Gefühlen aus der Stadt hinaus. Ich kam zur islamischen Hochschule Mir-Firuz Şah. Ich betrat den Gesellschaftsraum und setzte mich mit dem Rücken zur Gebetsnische. Plötzlich kam aus der Ecke der Gebetsnische eine Stimme. „Lass das Studium, erreiche die Gemütlichkeit.“ Ich war schockiert und ging schnell Richtung freie Felder. Ich kam in einer Stadt an, in der der Verrückte Necmeddin Ömer lebte. Er kam mir entgegen. Ich dachte für mich, geh zu diesem Verrückten hin, mal sehen, was er zu sagen hat. Ich bin zu ihm hin und er sagte zu mir: „Vor Kurzem, als du im Gesellschaftsraum der Hochschule warst, habe ich es dir nicht gesagt? Lass das Studium, erreiche die Gemütlichkeit.“ Ich war verblüfft. Ich überlegte sofort, alle Beziehungen zu lösen und alles mögliche zu lassen. Ich lief sofort zum Verehrten Mevlana. Ich habe ihn in einer einsamen Moschee in einer abgelegenen Ecke in Murakabe gefunden. Ich kniete leise vor seinem Audienzort nieder. Er hob seinen heiligen Kopf hoch und sagte: „ Lass und erleichtere dich“ und er fügte hinzu: „Lass das Studium ohne Ertrag, versuche lieber, mit aller Kraft das volle Verhältnis zu bekommen.“ Ich hatte keine Bedenken mehr und band mich mit aller Kraft an den Weg ‘Hadschegans‘.

Als Geschichte erzählt:

- Der Verehrte Mevlana und ich sind zusammen zu der Predigt von Hoca Şemseddin Mehmed gegangen. Er befahl mir, mich hinter ihn zu setzen. Ich hatte die Gewohnheit, in Predigten, Sohbets und rituellen Tänzen unbewusst zu schreien. Der Hoca stieg auf die Kanzel und predigte von heiligen Geheimnissen. Ich fiel leicht in Ohnmacht und hatte das Bedürfnis zu schreien, konnte es aber nicht tun. Das war neu für mich. Ich hatte wieder das Gefühl schreien zu müssen, blieb aber still. Das wiederholte sich drei Mal. Erst dann habe ich verstanden, dass ich unter der Befugnismacht des Verehrten Mevlana stand. Er ließ mich nicht schreien und schützte mich. Ich blickte ihn kurz an; er war tief in Murakabe eingetaucht. Daraufhin änderte sich mein Zustand und ich schrie drei Mal. Die Predigt endete und wir gingen auseinander.

Als Geschichte erzählt:

- Als es um meine Schreigewohnheit ging, sagte er: „Es ist nötig, dass dich dein Geschrei in eine einsame Ecke zurückziehen lässt.“ Das bedeutet: „Um die Menchen um dich herum durch dein Geschrei nicht zu stören, solltest du dich in die Einsamkeit zurückziehen.“ In dieser Zeit wurde ich krank. Ich wurde so schwach, dass ich mich kaum bewegen konnte. Meine Freunde glaubten, dass ich bald sterben müsste. Ich dachte für mich, ich habe noch nicht den Rat des Verehrten Mevlana verwirklicht, dass ich mich an einen Ort zurückziehen muss. Also wie kann ich denn sterben? Ich war völlig zerstreut und schlief anschließend ein. Ich träumte von dem Verehrten Mevlana. Er empfahl mir im Traum eine ‚Fürbitte‘ (Gebet-Dua). Als ich wach wurde, sprach ich diese Fürbitte. Am nächsten Morgen war meine Krankheit vorrüber, ich nahm die rituelle Waschung vor und verrichtete ganz leicht mein Namaz. Später zog ich mich an einen einsamen Ort zurück.

Als Geschichte erzählt:

- Der Verehrte Mevlana brachte mir das Zikir ‚Verbannen und Beweisen‘ (Nefy-İspat) bei und sagte mir: „Du musst fest daran glauben, dass alle Gegenstände von Allah umgeben sind.“ Ich hatte Bedenken, dass die Gelehrten diese Aussage in einem ganz anderen Licht sehen würden. Ich selbst war von dieser Aussage erschrocken und hatte Angst. Der Verehrte Mevlana bemerkte, dass ich davor Angst hatte. Er fügte hinzu: „Die Gelehrten und Wissenschaftler sagen, dass die gesamte Existenz von Allahs Wissen umgeben ist. Von einem Vers im Koran wird diese Aussage bestätigt. Die erste Aussage steht auch im Koran. Es ist notwendig, fest daran zu glauben.“ Ich fand Gefallen an dieser Aussage und war erleichtert. Eines Tages war ich dem Verehrten Mevlana zu Diensten. Er sprach mich an: „Nach Mevlana Alaeddin ist es unvermeidlich, fest daran zu glauben, dass Alles von ‘Allah an sich’ umgeben ist. Dies ist auch der feste Glauben der Islamforscher.“

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Über das Thema ‚Umgeben sein von Allah‘ ist das Urteil so: Nach den großen Forschern gibt es zwei Arten von ‚Umgebensein‘. Einmal handelt es sich um das ‚Umgebensein von ‚Allah an sich‘ und zweitens ‚Umgebensein von den Eigenschaften Allahs‘. Das Umgebensein von ‚Allah an sich‘ meint zweierlei. Das Erste ist: ‚Allah an sich‘ ist ohne Sachverhalt und ohne Vielzahl zusammen mit den gesamten Gegenständen und sogar den kleinsten Teilchen. Diese Wahrheit wurde mir in einem Vers aus dem Koran mitgeteilt. „Allah umgibt alles“ (Allah her şeye muhittir).

Das Zweite ist: ‚Allah an sich‘ ist nach Sachkenntnis und nach Eigentümlichkeit zusammen. Ein Vers aus dem Koran besagt: „Sei nicht traurig und betrübt, Allah ist mit den Guten und Frommen zusammen.“ Diese Nähe erfahren die Menschen, die sich auf den oberen Stufen befinden. Das ‚Umgebensein von den Eigenschaften Allahs‘ ist allgemein bekannt. Die Wissenschaft und Allmacht sind von Allah umgeben. Der Vers aus dem Koran bestätigt diese Aussage „Allahs Wissen umgibt alles“. Es gibt viele Erlasse, welche die Allmächtigkeit Allahs bestätigen. Sie bestätigen auch die oben genannten Wahrheiten. Der Verehrte Mevlana bezog sich auf die erste Art, nämlich ‚Allah an sich‘.

Der Verehrte Mevlana Alaeddin hatte eine enge Beziehung zu dem Verehrten Scheich Abdulkerim Yemeni. Am Anfang reiste Scheich Abdulkerim Yemeni im Iran und in Arabien. Nach zwanzigjähriger Reise wurde er in der Nähe der Kaabe ansässig. In seiner Zeit kamen und gingen Viele bei ihm vorbei, die sich auf der Pilgerfahrt befanden. Mevlana Alaeddin war auch öfter bei ihm, als er in der Nachbarschaft der Kaabe wohnte.

Der Scheich fragte Mevlana:

- Was ist die Grausamkeit?

- Etwas dahin zu tun, wo es nicht zugehörig ist.

- Man gedenkt Allah im Herzen. Wenn du außer Allah etwas Anderes in dein Herz hineinlässt, wäre das eine Grausamkeit.

Der Scheich fragte:

- Was ist Zikir?

- Die Worte des Tevhid. (La ilahe illallah)

- Das ist kein Zikir, sondern eine Andachtsübung.

- Also, sagen sie, was das ist.

- Das Zikir macht möglich, etwas zu wissen, was unmöglich ist.

Der Scheich erzählte:

- Man sollte sich der Unwissenheit zuwenden und sein Namaz mit dem Vorsatz beginnen: „Ich bin unfähig, die Meisterhaftigkeit Allahs zu wissen, so halte ich Andacht.“

Eines Tages erfuhr der Verehrte Mevlana einen Zustand, den er in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen hatte. Die Sachverhalte und die Vielfältigkeit gingen über seine Kenntnis und sein Bewußtsein und er verlor sich in sich. Es erschien der Verehrte Mevlana Sadeddin Kaşgari und sagte:

- Sei bloß achtsam und schütze diesen Zustand. Die Aussage des Scheich Abdulkebir, nämlich ‚Sich der Unwissenheit zuwenden‘, beschreibt deinen Zustand.

Als Geschichte erzählt:

- Als ich in der Nachbarschaft der Kaabe wohnte, hatte ich mein Herz an die Kaabe verloren. Eines Tages bei der Umrundung der Kaabe kam ein Wind und hob die Decke der Kaabe. An einer Seite öffnete sich die Wand. Mein Zustand war durcheinander und ich schrie und fiel um. Als ich wieder zu mir kam, ging ich zum Scheich Abdulkebir. Bevor ich etwas sagen konnte, sagte er: „Oh! Du Fremder, was hast du mit der Kaabe zu tun?“ Ich weinte und verlangte vom Scheich im Herzen Hilfe. Er sagte: „Du kannst Allah bestimmt nicht in der Kaabe sehen. Allah passt nirgendwo hinein, obwohl Allah am Himmel, auf der Erde, auf den Bergen, auf Steinen und auf dem Lehm vorhanden ist. All die Erscheinungen sind von Allah. Sie existieren nicht ohne Allah. Sie sind mit der Unwandelbarkeit Allahs existent. Allah ist in der Vergangenheit, in der Zukunft, in der sichtbaren Welt und in der geistlichen Welt. Es gibt nur Allah. Es gibt keine anderen Götzen zum Anbeten.“ Als der Verehrte Scheich das Alles mit Gesten erzählte, sah ich alles, was er mit den Händen zeigte. Und was ich an der Kaabe als Wahrheit bezeugte, las ich auch aus den Erzählungen des Scheichs. Die Zuneigung und die Liebenswürdigkeiten des Scheichs retteten mich aus der Gefahrenzone, die Richtung auf dem Weg zu verlieren.

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Der Verehrte Mevlana Alaeddin war noch nicht auf der Stufe ‚Erscheinung Allahs an sich und Behagen‘. Wer diese Stufe erreicht hat, hat die Besonderheit, in allem die absolute Schönheit anzuschauen. Alles Sichtbare ist dabei kein Hindernis für die Wahrnehmungen auf dieser Stufe. Man kann Allah keine Grenzen ziehen. Für Allah sind die Sonne und eine Lichtzelle, der Ozean und ein Tropfen Eins.

GEDICHT

Wohin man schaut, sieht man das schöne Gesicht des Geliebten
Aus der Fremde schaut man den vereinten Geliebten.

Wer sich in diesem Zustand befindet, öffnet das Gesicht Allahs, wie es im Koran steht „Allah-ın Vechi“. Wer diese Stufe erreicht, geht durch die Wahrheit der Sonne und durch die Welt des Möglichen in eine andere Welt. Auf dieser Stufe sieht man, dass es nichts anderes gibt, außer der Wahrheitssonne. Man stellt fest, dass die Grausamkeit in der Welt des Möglichen nur existiert, weil man die Wahrheitssonne nicht sehen kann. Die Erscheinung der Außenwelt ist ein Zeichen für die Geistlichkeit Allahs. Es ist unmöglich, dass das heilige Licht und die Finsternis zusammenkommen. Die Beiden können kein Beweis sein für zwei Dasein. Das wäre Fantasie.

Als Geschichte erzählt:

- Ich kam in die Gesellschaft des Verehrten Scheichs Abdulkebir. In seiner Gesellschaft waren vom Propheten abstammende Hausherren, Scheichs, Gelehrte, islamische Rechtsgelehrte und weitere Personen anwesend. Der Verehrte Scheich erzählte von geistlicher Meisterhaftigkeit. Ein anstandsloser Rechtsgelehrter, der die Worte der Kenner Allahs leugnete, widersprach dem Verehrten Scheich. Ein Anwesender stupste ihn an und warnte: „Sei still.“ Der Mann gab Widerworte. „Ihr könntet mich hindern, wenn ich etwas gegen Scharia oder Vernunft sage. Wollt ihr mich hindern, wenn meine Worte vernünftig und in den Regeln der Scharia sind.“ In dem Moment drehte sich der Verehrte Scheich zu mir. „Oh! Fremder!...Rette mich vor diesem Mann.“ Der unverschämte Mann öffnete seinen Mund und redete den Verehrten Scheich an: „Mach ich ihnen Grausamkeiten oder einen Vorwurf, dass sie mich loswerden wollen?“ Der Verehrte Scheich schaute den Mann zornig an. Dieser aber redete weiter. „Was sie da erzählt haben, darüber habe ich Zweifel. Warum übertreibt ihr? Ich möchte bloß eine Antwort.“ Der Verehrte Scheich sagte in Zorn und Wut: „Was ist dein Zweifel? Sag es.“ Bevor der Mann etwas sagen konnte, fiel er um. Man brachte einen Kelim (gewebter Teppich), um den groben Mann hinein zu legen und nach draußen zu tragen. Der Verehrte Scheich zog sich in seine Wohnung zurück. Bevor er wiederkam, starb der grobe Mann auf dem Kelim.

Ich ging an einem anderen Tag den Verehrten Scheich besuchen. Ich dachte für mich über den sogenannten rechtsgelehrten Mann nach: Allahkenner besitzen Tugend und Güte, aber dieser Mann hatte keine Ahnung von der Geistlichkeit des Scheichs und war taktlos. Wäre es nicht möglich gewesen, ihm zu vergeben? Der Verehrte Scheich gab meinen Gedanken die Antwort: „Oh! Fremder! Wenn man ein Schwert mit zwei scharfen Seiten mit dem Griff an einer Wand befestigen würde und ein nackter und unachtsamer Mensch lehnte sich mit aller Kraft auf das Schwert, was für eine Schuld trüge das Schwert?“

Der Verehrte Scheich Abdulkebir fragte den Mevlana Alaeddin:

- Was sagt euer Scheich, wenn er unbehaglich ist?

Ich antwortete:

- Er sagte: „Wenn ihr zu mir kommt, nehmt ihr euch zusammen und sollt Allah wissen. Wenn ihr euch von mir entfernt, vergesst uns nicht, sonst landet ihr ganz woanders.“

Er fragte:

- Wie haben Sie geantwortet?

- Wir schwiegen.

- Mit dieser Antwort zeigtet ihr eure Gunstlosigkeit. Ihr hättet sagen sollen „Wir können Allah nicht wissen. Wir kennen nur dich.“

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Einige Große sagten: „Der Mürid sieht in seinem Spiegel sich selbst, aber im Spiegel seines Mürschids sieht er sich nicht.“ In Semerkant hörte ich von dem Verehrten Hoca Ubeydullah. Er sagte: „Wenn ihr Allah während meiner Lebzeit nicht sehen könnt, was macht ihr, wenn ich gestorben bin?“ Man sollte die Worte des Scheichs Abdulkebir in diesem Sinne verstehen. Der Verehrte Scheich beabsichtigte mit dieser Aussage , dass man die Unwissenheit, Allah nicht zu wissen, Allah nicht zu erkennen und die Unkenntnis der heiligen Meisterhaftigkeit, nicht verachten soll. Sondern er zeigte, an wen sich ein Mürid wenden muss und dass der Mürid auf diesem Weg konstant bleiben muss. Der Führer der Heiligen, der Verehrte Emir Hüseyin, sagte in seinem Werk: „Bei der Zuwendung eines Mürids zu seinem Mürschid muss der Mürid in seinem Mürschid aufgelöst werden. Erst dann erobert der Mürid die geistliche Wissenschaft bzw. die Geistlichkeit durch seinen Mürschid. Der Interessent bekommt seinen Wunsch, wenn er auf dem Weg seines Mürschids arbeitet. Wenn jemand zur Kaabe gehen will, sollte er sich auf dem Weg zur Kaabe befinden. Wenn er für sich einen anderen Weg nimmt, wird er dort nicht ankommen. Also „Der Weg zum Einverständnis Allahs geht durch das Einverständnis des Mürschids.“ So sollte man es wissen und entsprechend handeln. Allah zu erreichen, mit Allah eins zu sein, geschieht durch das Herz des Mürschids. In der Wahrheit befindet sich das Haus Allahs im Herzen des Mürschids. Man findet alles, wenn man an der Tür des Mürschids vorbei geht. Allah ist in der Lage, alle Wünsche zu erfüllen, aber Allah hat für jeden Wunsch eine Tür erschaffen. Wenn man an dieser Tür nicht klopft und durchgeht, passiert nichts.“

Also die Worte des Verehrten Abdulkebir: „Wir können Allah nicht wissen. Wir kennen nur dich“ verbergen feine Weisheiten. Man könnte diese Worte auch so ausdrücken: „Du bist die Tür, durch die Allah erreicht werden kann. In ein Haus kommt man durch die Tür.“ Damit wird der Weg des Wunsches dem Mürid gezeigt.

Die Worte des Verehrten Mevlana Alaeddin teilen sich auf zwei Gruppen. Die erste besteht aus den überlieferten Worten des Verehrten Mevlana Sadeddin. Die andere besteht aus seinen eigene Worten. Hier sind die Worte, die von Mevlana überliefert sind.

Mevlana erzählte:

- Wir waren nicht existent. Es gab nur Allah. Wir werden nicht existieren. Allah wird da sein. In diesem Moment existieren wir nicht. Es gibt nur Allah.

Mevlana erzählte:

- Trenne dich von dem, was du nicht mit ins Grab nehmen kannst.

Mevlana erzählte:

- Man vergleicht das Derwischsein mit der durchsiebten und mit Wasser gemischten Erde, die keinem wehtut und nicht staubt. Man beschreibt damit die Eigenschaft eines Derwischs, nicht den Derwisch an sich. Das Derwischsein heißt, ständig mit Allah zu sein.

Mevlana erzählte:

- Es ist nicht nötig, sich zu streiten, ob Zikir oder den Koran zu rezitieren besser ist, ob dies oder jenes besser ist. Das Beste ist, mit Allah zusammen zu sein.

Mevlana erzählte:

- Wer mit Allah ist, ist im Paradies. Wer gegenüber Allah unachtsam ist, ist in dem Moment in der Hölle.

Mevlana erzählte:

- Sehen sie diesen mit Gebetskette, Misvak (Zahnputzstock), mit Frömmigkeitsgegenständen bestückten Menschen. So wie die Jenseitsliebenden die Weltsüchtigen verabscheuen, so verabscheuen die Allahliebenden die Jenseitsliebenden.

Mevlana erzählte:

- Seid vorbereitet! Der Geliebte ist derselbe desselben.

Mevlana erzählte:

- Bei Allah!...Der Freund nimmt deine Hand und geht von Tür zu Tür, damit du ihn findest.

Jetzt seine eigenen Worte:

Er erzählte:

- Der Interessent braucht drei Dinge. Erstens muss er rein, bzw. rituell gewaschen sein (Abdest). Zweitens muss er sein Verhältnis schützen und drittens beim Essen und Trinken achtsam sein.

Er erzählte:

- Die Großen sagten über die Bedeutung der Worte ‚Es gibt keine Götzen, es gibt nur Allah‘: „Der Bewerber dieses Weges sagt, je nachdem, auf welcher Stufe er sich befindet, ‚Es gibt keine Götzen, außer Allah‘. Manchmal sagt er ‚Es gibt keine andere Absicht außer Allah‘ und manchmal sagt er ‚Es gibt kein anderes Dasein außer Allah‘. Zu Beginn des Weges sagt man zu Allah ‚Es gibt keine Götzen außer Allah‘. Man muss darüber so weit nachdenken und die Erkenntnis verinnerlichen, dass es außer Allah keine Götzen gibt. Auf dem weiteren Weg kommt die Stufe, auf der man sagt ‚es gibt keine andere Absicht außer Allah‘. Wenn man diesen Weg nicht beendet hat bzw. nicht so weit ist und Allah nicht anschaut, wären die Worte ‚Es gibt kein anderes Dasein außer Allah‘ Allahlästerung.“

Er erzählte:

- Wenn der Bewerber die Sunna nicht als kanonische Vorschrift annimmt, würde ihm die Religiösität fehlen. Einige Sunna wurden dem Propheten Allahs als kanonische Vorschrift vorgegeben. All die weltliche und geistliche Zufriedenheit hängt von der Anpassung des Propheten Allahs ab.

Er erzählte:

- Das Verhältnis und die Verbindlichkeit auf diesem Weg bekommt man weder durch die Arbeit noch ohne die Arbeit. Wenn es nicht möglich ist, geht es nicht mit Arbeit. Wenn es möglich ist, geht es nicht ohne Arbeit. Man muss Fleiß und die Begabung zusammenfügen.

Er erzählte:

- Wenn man einen Anhänger dieses Weges durch seine guten Taten loben würde und dieses Lob bei ihm Gefallen finden würde, würde sein Nefs durch dieses Gefallen finster werden. Das wäre so, als hätte er Inzest betrieben. Der Inzest ist ein großes Hindernis auf dem Weg zu Allah. Es ist genauso ein Hindernis, wie wenn man mit seinen guten Taten prahlt.

Er erzählte:

- Die dem Menschensohn auferlegte Verantwortung ist keinem anderen Wesen auferlegt worden. Es ist nicht mit den kanonischen Vorschriften getan. Man muss seine Dienerschaft fest an sich binden. Beim Reden, beim Anschauen und beim Essen muss man achtsam sein.

Er erzählte:

- Der Bewerber dieses Weges darf keine Absichten für die Welt, für das Jenseits und für sein Nefs haben. Wenn eins davon eine Absicht des Bewerbers ist, ist sie ein Zeichen, dass der Bewerber nicht für die heilige Meisterhaftigkeit erschaffen ist. Er wäre dann nur für das Paradies oder die Hölle erschaffen.

Er erzählte:

- Wer sich auf dieser Welt nicht vor sich selbst gerettet hat, kann seine Seele im Grab nicht retten. Diese Worte gehörten dem Verehrten Muhiddin-i Arabi. Als ich diese Worte das erste mal hörte, erweckten sie in mir ein Unbehagen. Ich erzählte diese Worte dem Verehrten Mevlana Cami als Beschwerde und sagte: „Viele Gläubige können sich vor ihrem Nefs nicht retten. Was würde mit denen geschehen?“ Der Verehrte Mevlana Cami antwortete: „Wer mit seinem Glauben hingeht, wird für seine Seele einen Durchgang im Grab finden und hindurchgleiten.“

Er erzählte:

- Muslimentum ist eine Ergebenheit. Der ergebene Muslim ist mit Allem einverstanden, was Allah mit ihm vor hat. Selbst wenn Allah ihm den Ring der Verdammnis auferlegen würde. Dieses Einverständnis muss so sein, wie sein Einverständnis mit seinem Glaube. Der treue Diener ist einverstanden mit dem Schicksal, das Allah für ihn hat. Er muss seine Handlungen als ungenügend und fehlerhaft betrachten.

Er erzählte:

- Wenn Jemandem ein Unglück widerfährt, wird er traurig und leidend, weil sein Nefs in ihm schwer wiegt. Wenn er nicht sein eigener Diener, sondern der Diener Allahs ist, spürt er bei einem Unglück weder Trauer noch Leid.

Er erzählte:

- Dem, der in sich keinen Liebesschmerz trägt, ist dieser Weg rituell verboten.

Er erzählte:

- Das Maß ‚Bei jedem Atemzug vorbereitet sein‘ (Huş der dem) ist solch eine Grundlage, wenn man nur einen Moment unachtsam verbringt, bringt diese Sünde einen bis zur Allahlästerung. Die Verse des Verehrten Scheich Feridüddin Attar erörtern diese Wahrheit in einer schönen Art.

GEDICHT

Sei einen Moment unachtsam von Geliebten
dann tritt man auf versteckte Lästerung zu.

Er erzählte:

- Mevlana Ebu Yezid Burani sagte: „Für die niedere Volksschicht ist es rituell vorgeschrieben, vor den Sünden wegzulaufen. Für die höhere Schicht ist es rituell vorgeschrieben, vor der Unachtsamkeit wegzulaufen . Die niedere Volksschicht wird wegen ihrer Sünden vernommen und die höhere Schicht wegen ihrer Unachtsamkeit beschuldigt.

Er erzählte:

- Wer in einem Sohbetkreis stärker ist, zieht alle anderen in seinen Bann. Denn das Urteil gehört dem Sieger. Es ist wie eine Waagschale einer Waage. Welche Seite schwer ist, hebt die andere Seite hoch. Die Hilfe eines Heiligen müsste so sein, dass er die ganze Welt hinter sich herholt, in seinen Bann zieht und in seine Farben eintauchen lässt.

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Die oben genannten Worte des Verehrten Mevlana Alaeddin wurden mit der heiligen Handschrift des Verehrten Hodschas Ubeydullah Taşkendi in einem Buch aufgeschrieben. Ich habe diese Schriften mit meinen eigenen Augen gesehen. Es war folgender Ausdruck: „Die Reife eines Sultantums ist, jedem seiner Bürger, ob Unter- oder Oberschicht, seine Kleidung anzuziehen. Wenn der Sultan die Bürger anblickt, darf er nichts anderes sehen als sich selbst und die Bürger dürfen nichts anderes sehen als die Farbe und die Reife ihres Sultans. Ansonsten sollten sie sich nichts annehmen.

Er erzählte:

- Das Geschrei ist ein Zeichen der Unachtsamkeit. Wenn der Bewerber die Weisheit und das Behagen erreicht, würde er nicht mehr schreien. Wenn er das Behagen aufbewahren könnte, würde er Ruhe finden. Der schreiende Mensch ähnelt dem nassen Baum, der im Feuer laut knistert. Der trockene Baum brennt leise vor sich hin.

Er erzählte:

- Der Verehrte Hodscha Bahaeddin Nakşibend sagte über die Aussage „Allah liebt die Gewinner“ , dass das Ziel des Sieges das heilige Einverständnis Allahs ist (nicht etwa Geld oder Ähnliches). Der Weg des heiligen Einverständnisses Allahs ist, einverstanden zu sein, mit dem, was Allah sich wünscht und tut. Am Ende ist der letzte Gewinn die wahre ‘Auflösung’ und ‘Nichtvorhandensein’.

Er erzählte:

- Die niedere Schicht lernt Allah durch die Menschen um sich herum kennen. Die höhere Schicht lernt die Menschen durch Allah kennen. Von den Menschen der niederen Schicht wurde eine Tür für die höhere Schicht geöffnet. Sie sehen, wie alle Menschen auf diese Tür zuströmen.

Die niedere Schicht lässt das Dasein des Schöpfers aus dem Geschöpf raus, die höhere Schicht dagegen erklärt das Geschöpf mit dem Schöpfer. Die niedere Schicht kennt sein Dasein und präsentiert es regelrecht. Wenn die niedere Schicht in ihrem Glauben in Zweifel fallen würde, würde man das als normal empfinden. Die höhere Schicht dagegen fällt nicht in ihrem Glauben und Gelöbnis in Zweifel, weil ihre Urteile mit Gewissen und der Wahrheit fallen. Der Verehrte Sıddıkı Ekber sagte: „Bevor ich etwas sehen kann, sehe ich Allah.“

Er las ein Hadith über den höchsten Glauben eines Menschen, ‚Allah mit sich zu wissen‘ , und sagte:

- Dieses Hadith reicht für einen, der eine Wahrnehmung besitzt.

Er erzählte:

- Eines Tages dachte ich lange nach, ob der nach äußerlichen Umständen bezogene Glaube weltlicher oder geistlicher Zustand sei. Als ich mich mit diesem Gedanken beschäftigte, sagte jemand, der gerade vorbei ging: „Nach dem Diener ist es ein geistlicher Zustand. Nach Allah ist es ein weltlicher Zustand.“ Weil der Diener in seinem Zustand die Wahrheit in seiner Geistlichkeit sucht, erscheint Allah ihm als Eigenschaft und Namenwörter.

Er trug einen Vierzeiler des Verehrten Hodscha Ebulvefa Harizemi vor:

GEDICHT

Wenn einige Erscheinungen Allahs geistlich werden,
leugnen die Unwissenden die Geistlichkeit.
Das gesamte Dasein außer Acht zu lassen
gehört nur den Unachtsamen.

 

Er erzählte:

- Seit 40 Jahren glaube ich an die Wahrheit und an die Weisheit dieses Vierzeilers. In meinen jungen Jahren ging ich in einer Nacht aus dem Haus in der Absicht etwas Schlimmes zu tun. In unserem Dorf gab es einen grausamen Wachmann. Alle hatten große Angst vor ihm. In der Nacht ging ich mit meiner schlimmen Absicht weiter. Plötzlich sah ich einen Mann, viel grausamer in seiner Haltung und Kleidung. Ich zuckte zusammen und bekam Riesenangst. Ich hatte keine Kraft mehr, meine schlechte Absicht durchzuführen. Ich ging zurück. Seit dieser Zeit vertand ich, dass sogar die schlechten Ereignisse gute Taten hervorrufen können.

GEDICHT

Schaut nicht minderwertig zum Aberglaube in eurer Haltung Es befindet 
sich vielleicht Allahs Erscheinung darin.

Er erzählte:

- Solange du Unterschiede machst zwischen Demjenigen, der in deinen Mund Helva gibt und Demjenigen, der auf deinen Nacken Schläge gibt, ist dein Tevhidverständnis nicht reif.

Er erzählte:

- Eines Tages befragte ich den Verehrten Mevlana Cami über die Auslegung einer Fürbitte. „Mein Allah! Lass mich nur mit Dir beschäftigen, mit nichts Anderem.“ Es darf ja nichts anderes geben außer Allah. Wie ist diese Fürbitte zu verstehen? Er sagte: „In dieser Fürbitte ist die Anrede direkt an ‚Allah an sich‘. Das Andere bezieht sich auf die Eigenschaften und die Handlungen. Anstatt mit den Eigenschaften und den Handlungen lass uns mit ‚Allah an sich‘ beschäftigen.“

Er erzählte:

- Hüseyin bin Mansur sagte „Allah bin ich“. Er meinte seine eigene Wahrheit. Der Pharao sagte auch „Allah bin ich“. Er meinte seine eigene Gestalt. Wenn der Pharao seine eigene Wahrheit verstanden hätte, wäre seine ICHAussage geschätzt worden.

Er erzählte:

- Eines Nachts hatte ich einen merkwürdigen Zustand. Ich schlug mein Gesicht auf die Steine und Wände und begann zu schreien. Jede einzelne Zelle des Körpers war ein Fleck auf dem Gesicht des Geliebten und das erhöhte die Schönheit des Geliebten.

GEDICHT

Wer einen Leib hat wie nur eine Zelle
Wird sich zu dieser Zelle niederwerfen.

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Ich kam aus Maveraünnehr und wollte mit großer Begeisterung den Verehrten Mevlana besuchen. Ich sah, wie er zwei wissenschaftsinteressierte Studenten sich gegenüber sitzen und ein Buch lesen ließ. Mir fiel auf, wie der Verehrte Mevlana dem Buch mit seinen Augen folgte, aber mit seinem Herzen in einer anderen Welt war. Ich dachte für mich, was für eine Unterrichtsweise. Er ist nicht da. Der Verehrte Mevlana verstand, was ich dachte. Er lächelte mich an und sagte: „Ich sagte meinen Freunden, dass ich vom Unterrichten entschuldigt bin und außerdem unfähig bin, zu unterrichten. Aber sie glaubten mir nicht. Sagen sie es jetzt den Beiden, damit sie es glauben können.

Der älteste Sohn des Verehrten Mevlana Gıyaseddin Ahmed erreichte die ehrenvollen Sohbets des Verehrten Mevlana Sadeddin Kaşgari.

Er erzählte:

- In einer Sommernacht nach dem Yatsınamaz ging ich auf das Dach, um zu schlafen. Es war der erste Tag des Monats mit etwas Mondschein. Neben unserem Haus war ein Dorfhaus, das aber verlassen aussah. In diesem Haus gab es keine Stimmen, Geräusche, Bewegungen und kein Licht. Plötzlich hörte ich aus diesem Haus eine Stimme. Ich war neugierig. Was kann das sein? Ich schaute vom Rand unseres Daches auf das Haus. Ich sah, wie zwei Schatten sich gegenübersaßen und sich unterhielten, eine Frau und ein Mann. Ich schaute nicht mehr weiter zu, ging ins Bett und schlief. Morgens früh verrichtete ich mein Morgennamaz und ging zu meinem Vater, dem Verehrten Mevlana Alaeddin. Als ich mich ihm gegenüber hinsetzte, sagte er: „Es ist nicht erlaubt, auf das Dach des Nachbarn zu sehen und das, was darin ist, anzuschauen. Ist es deine Aufgabe, die Stimmen des Nachbarhauses anzuhören und zu verstehen?“ Nach diesem Tag verstand ich, dass das Sehvermögen des Weggefährten bis in die Tiefe der Nacht reicht.

Der älteste Sohn des Verehrten Mevlana, Mevlana Gıyaseddin Ahmed, hatte viele Erinnerungen, wie sein Vater von Weitem seine Fehler feststellte.

Er streckte ein Papierstück einem Jungen hin, aber er zog es ein paar mal hin und zurück. Später gab er das Papierstück dem Jungen. Dabei entfachte er in dem Jungen ein Feuer. Seitdem ließ er den Saum des Mevlana nicht mehr los. Darüber gibt es eine brennende Geschichte.

Der Verehrte Mevlana blieb wegen seiner Krankheit fünf Monate lang im Sterbebett. Als er das erstemal bettlägerig wurde, gab er bekannt, dass er ins Jenseits gehen würde. Später schwieg er stundenlang. Plötzlich sagte er: „Es gibt Allah.“ Anschließend schrie er mit aller Kraft „Allah“ und sagte „Ihr sollt nicht die Phantasie von Allah anbeten. Ihr sollt Allahs Dasein anbeten.“

Im Jahr 892 n.H. mitten im Monat Cemaziyelahir an einem Samstag starb er. Seine Grabstätte liegt neben dem Verehrten Mevlana Sadeddin Kaşgari.