IM VOLKSMUND ERZÄHLTE WUNDER UND WUNDERTATEN DES VEREHRTEN HODSCHAS

Der Verehrte Mevlana Sadeddin Kaşgari machte in seinen Anfangszuständen Tag und Nacht mit dem Verehrte Hodscha Sohbet. Eines Tages teilte er seine Betrübnis und Sehnsucht mit und sagte: „Unser Leben vergeht weit weg von zeitgenössischen Kutups und entbehrt der Gesellschaft der großen Heiligen. Wer so einen Wunsch hat, müsste viel arbeiten, um die Sohbets der Großen zu erreichen, damit man sich vom Übel der inneren Feinde rettet und das Behagen erlangt.“ Über dieses Thema erzählte er viele übertriebene Worte. Weil er in der letzten Nacht in seinem Herz dachte: „Ich brauche Niemanden. Der Weg Allahs ist offen. Wer den Wunsch hat, soll seinen Kopf nicht verkomplizieren und soll seine Beziehung mit den Menschen abbrechen und in sich kehren und selbst für sich allein arbeiten und Erfolg erzielen“. Der Verehrte Hodscha entdeckte, was in Mevlana Sadeddin Kaşgari vorging und sagte: „Sie haben letzte Nacht gedacht und gesagt, dass sie Niemanden brauchen würden und sie würden sich allein genügen. Was sie jetzt sagen, passt zu ihren Worten nicht, oder?“ Mevlana sah dieses Wunder und schätzte seine Reife und vertiefte seine Beziehung.

Der Verehrte Hodscha:

- Ich hatte mit dem Verehrten Hodscha Mevlana Sadeddin Kaşgari so einen Umgang und Sohbet, dass alle denken würden, ich sei sein Mürid. Aber in Wahrheit nahm er seinen inneren Segen von uns.

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Die Worte des Verehrten Mevlana Sadeddin bestätigten die Urteile des Verehrten Hodscha. Es gab einen Kadi, der kam sehr oft zum Verehrten Hodscha. Sein einziger Wunsch war, die Wege des Ordens zu lernen und seinen Namen auf der Ahnenreihe ‚Hadschegan‘ zu registrieren. Aber der Verehrte Hodscha beachtete ihn nicht und machte die Türen des Ordens zu. Der Mann kam und ging kleinlaut, traurig und betrübt. Er bekam aber gar nichts. Eines Tages, als der Verehrte Hodscha fröhlich war, sprach einer seiner Gefährten über dieses Thema und sagte: „Der Kadi wartet kleinlaut auf eure Güte und Gunst, aber er bleibt leer und er wird sehr traurig.“ Er wollte die Meinung des Verehrten Hodscha in Erfahrung bringen. Er antwortete sofort: „Wenn ich bei jemandem in seinem Inneren ein Verlangen nach Hochmut und Überheblichkeit spüre, auch wenn es erst zehn Jahren später auftreten würde, würde ich ihm von dem Weg ‚Hadschegan‘ nichts erzählen.“

Einige Mürids merkten sich das Datum, an dem der Verehrte Hodscha diese Worte sagte. Zehn Jahre später war der Verehrte Hodscha ins Jenseits gegangen. Der Kadi war zu dieser Zeit in seiner Stadt Richter und Stadtoberhaupt. Er war in seinen Ämtern sehr glücklich und in seinem Herzen gab es keinen Wunsch und kein Verlangen nach dem Orden. Die Mürids verstanden erst dann, warum der Verehrte Hodscha ihm damals keine Komplimente machte.

Es gab einen Mann, der 28 Jahre im Dienst des Verehrten Hodscha war, aber keine Gunst und keine Anteile bekam. Es kam soweit, dass er zu einem seiner Gefährten sagte: „Ich habe Angst davor, dass ich ein Messer ziehe und entweder mich oder den Verehrten Hodscha ersteche, meine Geduld ist zu Ende, warum gibt er mir keine Gunst?“ Obwohl er so war, diente er bis zu seinem letzten Atemzug. Nachdem der Verehrte Hodscha verstorben war, kam darüber eine Offenbarung: Semerkant wurde von Han Özbak besetzt. Dieser Mann bekam im Staat und Regierung ein Amt. Der Grund, warum er dieses Amt bekam, war, dass er bei der Besetzung der Stadt eine Rolle spielte. Er war Mittäter als die Söhne des Verehrten Hodschas umgebracht worden waren. Der Verehrte Hodscha sah es vor 40 Jahren, aber er sagte nichts, nur zeigte er keine Liebenswürdigkeiten.

Ein Angehöriger litt sehr, weil er seit langem nicht vor dem Audienzort war. Weil er nicht gehen konnte, litt er sehr, weil er litt, wurden seine Füße so, als wären sie in Ketten gelegt. Am Ende sammelt er alle seine Kräfte und nahm sich vor, vor den Audienzort zu treten. Vorher rezitierte er ‘Fatiha’ und ‘İhlas’ für die Seele des Verehrten Nakşibend und bat um Fürsprache durch den Hodscha. Schüchtern kam er zur Schwelle der Tür des Verehrten Hodscha. Der Verehrte Hodscha blickte ihn an und sagte: „Es ist schön, Fatiha und İhlas zu rezitieren und um Fürsprache zu bitten vom Verehrten Hodscha. Damit ist es aber nicht getan. Ein Mürid muss sich ständig unter Kontrolle halten, damit keine falsche Handlung zustande kommt.“ Nach dieser Warnung des Verehrten Hodschas machte dieser Mürid keinen Fehler mehr.

Es gab einen Mann, der für seine Schüchternheit und gutes Aussehen berühmt war, einer der Gefährten des Verehrten Hodschas. Er lernte eine Frau kennen. Die Frau kam in sein Haus und wollte mit ihm allein sein. Die Frau war auch sehr schön. Der Mürid hatte keine Kraft mehr gegen sein Nefs anzukommen. In diesem Moment kam die Stimme des Hodschas in das Zimmer „Was machst du!“ Der Mürid stand sofort auf. Er war in Panik und brachte sofort die Frau hinaus. Kurze Zeit später kam der Verehrte Hodscha ins Haus und sagte: „Wenn die Hilfe Allahs nicht gewesen wäre, wärst du mit dem Teufel zusammen weggegangen“. Wie wir von diesem Mürid hörten, kam in seinen Sinn, Wein zu trinken. Einem seiner engen Freunde sagte er, dass er in der Nacht einen Wein bringen sollte. In der Nacht kam der Wein. Der Mürid ging auf das Dach seines Hauses. Er band eine Schnur an einem Behälter und ließ ihn nach unten, damit er damit den Wein nach oben ziehen konnte. Der Freund brachte den Wein und stellte ihn in den Behälter. Der Mürid begann den Behälter mit Wein hochzuziehen. Der Krug stieß erst an die Wand und zerbrach an einer Seite und schließlich ging der Knoten am Behälter los und der Weinkrug fiel auf den Boden und zerbrach. Morgens ganz früh sammelte er die Teile des Kruges ein und vergoss viel Wasser, damit der Geruch des Weines verschwand. Kurze Zeit später kam der Verehrte Hodscha in das Haus des Mürids. Seine Worte: „In der Nacht kam das Geräusch vom Krug, den du hochgezogen hast. Wenn der Krug nicht kaputt gegangen wäre, wäre mein Herz kaputt gegangen und ich hätte dich nie wieder getroffen“.

Der Verehrte Hodscha kam etwas spät von einer Reise. Und er war zu Besuch bei seinem Gefährten. Der Hausherr hatte einen hübschen und jungen Sohn. Als der Verehrte Hodscha im Haus ankam, sah er viele andere Gäste. Sie hatten vor, nach dem Essen nachts auf die Felder spazieren zu gehen. Der Hausherr empfing den Verehrten Hodscha mit Ehrenneigung und zeigte seine Dankbarkeit für die Anwesenheit des Verehrten Hodscha. Die Gäste waren verwirrt und fragten: „Wer ist diese würdige Persönlichkeit?“ Als sie es erfuhren, zeigten sie auch Ehre und Anstand. Aber der hübsche Sohn des Hausherren kümmerte sich überhaupt nicht um den Gast, weil man nicht mehr den Abendspaziergang machen wollte. Er war mürrisch und saß einfach da. Der Hausherr sagte dem Verehrten Hodscha, dass sie schon alle gegessen hatten, aber dass sie Zuhause noch alle Zutaten hatten. Er bot ihm an, das Essen, welches er wollte, sofort zuzubereiten. Bevor der Verehrte Hodscha antwortete, sagte der hübsche Junge, der sich wegen des ausgefallenen Abendspazierganges anstandslos verhielt: „Bringt dieser fremden Persönlichkeit fertige und kalte Sachen! Das Essen ist alle. Keiner hat die Kraft, jetzt nochmal Essen zuzubereiten.

Die Anstandslosigkeit war groß. Der Verehrte Hodscha flüsterte ganz leise zu: „Oh, Junge! Sei nicht so hochmütig wegen deiner Schönheit! Wenn ich dein Gesicht heute Abend nicht schwärzen kann, sollte ich es büßen.“ Anschließend sagte er laut: „Ich kam von weit her. Ich möchte eine heiße Suppe.“ Alle liefen in die Küche und fingen an, Suppe vorzubereiten. Die heiligen Blicke des Verehrten Hodscha waren auf den frechen Jungen gerichtet. Ein überraschender Zustand… Der Junge schwitzte. Plötzlich stand er auf, kniete sich vor den Verehrten Hodscha und sagte, dass er in seinen Dienst treten möchte. Alle schauten mit erstaunten Augen auf dieses unerwartete Geschehen. Der Verehrte Hodscha antwortete zustimmend. Der Junge lief nach dieser Zustimmung in die Küche. Er wollte das Feuer selbst machen. Sein Gesicht wurde durch das Feuer rot und voller Schweiß. Er wollte mit der Hand seinen Schweiß abwischen, da seine Hände voller Ruß waren, wurde sein Gesicht schwarz. Also geschah, was der Verehrte Hodscha vorausgesagt hatte. Man sagte dem Jungen: „Dein Gesicht ist schwarz.“ Er sagte: „Das ist meine Heiligkeit, bevor der Verehrte Hodscha mit dem Essen nicht fertig ist, wird man mich nicht sauber machen können.“ Der Verehrte Hodscha aß die Suppe auf. Der Junge machte sein Gesicht sauber und nahm die rituelle Waschung vor und kam zum Audienzort des Verehrten Hodscha. Er setzte sich mit Anstand hin und ließ den Saum des Verehrten Hodscha nicht mehr los.

Einer der Mürids erzählte:

- Meine Bindung zum Verehrten Hodscha kam durch meine Verliebtheit in ein Mädchen. Die Liebe machte mich verrückt. Die Familie war mit mir nicht einverstanden. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich wusste wohl etwas, aber das war etwas, was ich nicht tun durfte. Am Ende dachte ich an eine List. Ich besorgte zwei Pseudozeugen und schloss mit dem Mädchen die Ehe. Anschließend ging ich zum Kadi, um meine Zeugen zu bestätigen. Der Kadi war zum Verehrten Hodscha gegangen. Ich ging auch dorthin und erzählte mein Problem. Der Verehrte Hodscha sagte: „Ich bitte dich, verzichte auf diese Prozedur. Es kommt daher kein Gerechtigkeitsgeruch.“ Die Entdekkung des Verehrten Hodschas kam in mein Herz wie ein Blitz. Meine Identität wurde eine Andere. Ich hatte plötzlich eine Leere. Die leidenschaftliche Liebe war verschwunden. Ich hielt den Saum des Verehrten Hodschas. Der Verehrte Hodscha traf die Vorbereitungen, um nach Taşkent zu gehen. Als er auf sein Pferd stieg, blickte er mich so an, als würde in mir ein Feuer entfacht. Ohne meinen Willen zog ich hinter ihm her. Es gab überall Schnee, aber ich brannte durch die Hitze. Ich zog meine Stiefel aus und ich ging bis nach Taşkent barfuß hinter ihm her. Der Verehrte Hodscha zog sich in seine Zelle zurück und befahl ein Feuer zu machen. Er befahl mir: „Komm dich wärmen.“ Seit dem ließ ich ihn nicht mehr los.

Wieder so einer, der durch die Beziehung zu einer Frau seinen Willen verlor. Aber er rettete sich durch die Anhängerschaft zum Verehrten Hodscha. Er war vor dem Audienzort. Er stellte sich für einen kurzen Moment die Gestalt seiner früheren Geliebten vor. Es kam, wie er erzählte, eine Warnung.

„Du hast doch deine Beziehung abgebrochen, denkst du wieder an sie?“

Ein Mürid:

- Als ich aus der Moschee herauskam, traf ich auf eine Gruppe Gefährten des Verehrten Hodscha. Einer von denen lud uns zum Essen ein. Wir gingen in ein Restaurant hinein. Dort gab es ausgefallene hübsche Jungen im Dienste des Herrschers. Ich sagte meinen Freunden „Seht ihr diese Jünglinge, wie hübsch sind die Knaben.“ Sie sagten: „Es ist nicht rechtens sie anzublicken“ Ich sagte: „Wenn der Blick mit Wollust ist, ist es nicht rechtens, aber ohne Wollust gibt es keine Bedenken.“ Daraufhin schauten sie die Knaben in aller Ruhe an. Von da aus gingen wir zum Verehrten Hodscha. Er fragte: „Woher kommt ihr?“ Wir antworteten: „Aus der Mescid kommen wir.“ Er sagte: „Redet keinen Unsinn, in die Mescid zu gehen ist eine Regel.“ Er regte sich auf und wurde laut: „Ihr geht ins Restaurant und schaut euch die hübschen Jünglinge an! Einige von euch sagen, es ist rechtens, einige von euch sagen, es ist nicht rechtens sie anzugucken. Einige sagen, ohne Wollust darf man sie anschauen, das wäre keine Sünde.“ Danach drehte er sich zu mir und sagte heftig: „Nicht einmal ich bin in der Lage, ohne Wollust zu blicken, wie kommst du darauf von ‚Blicken ohne Wollust‘ zu erzählen?“

Einige Gefährten des Hodschas überlieferten: „Während ich an einer Schönheit vorbeigehe, drückt auf meine Lunge hundert mal Blut.“

Er war in Murakabe. Plötzlich hob er seinen Kopf und sagte: „Ich habe einen Hund gesehen, die Zitzen waren voll mit Milch, ein Weibchen. Mit neuen Jungen kam sie in unsere Gesellschaft“.

Bevor der Verehrte Hodscha seine Worte aussprach, sah man einen heimtückischen Mann mit 9 Schülern. Sie traten vor den Audienzort. Der Verehrte Hodscha ging mit dem Vorwand, für die Gäste Essen zuzubereiten und kam nicht wieder zurück. Sie aßen und unterhielten sich stundenlang.

Eine Frau, deren Sohn die Tochter des Verehrten Hodschas heiraten sollte, wollte ihn testen. Sie bereitete markierte und vermischte Lebensmittel vor und brachte sie dem Verehrten Hodscha, um festzustellen, ob er sie auseinander halten könnte oder nicht. Der Verehrte Hodscha trennte sie alle einzeln. Dadurch lernte die Frau den Schwiegervater ihres Sohnes, diese große Persönlichkeit, kennen. Der, dem diese Ehre gebührte, war Emir Nizameddin Abdullah.

Emir Nizameddin Abdullah hatte mit der Tochter des Verehrten Hodschas fünf Söhne und drei Töchter. Der erste Sohn war Abdüsemi, bekannt als ‚Mirza Havend‘. In der Zeit des Herrschers Hüseyin Mirza fand Abdüsemi in Herat den Märtyrertod und er wurde neben der Grabstätte von Mevlana Sadeddin Kaşgari begraben. Der zweite Sohn war Abdülbedi, bekannt als ‚Dost-u Havend‘ Der dritte Sohn war Abdülvani, sein Spitzame war ‚Hodscha Şah‘. Der vierte Sohn war Emir Zaharüddin Mehmed und der fünfte Sohn warTahirüddin Mehmed.

Bei einem Festessen befahl er dem Hausherrn, etwas Mehl zu nehmen und damit ein Essen vorzubereiten, obwohl das Haus überfüllt war mit Gästen und weitere noch draußen saßen. Das Essen konnte gerade für ein Zehntel der Gäste reichen. Was nun? Der Hausherr war in Sorge. Er ging zum Verehrten Hodscha und fragte, was er tun solle. Die Antwort: „Was ich sagte. Es ist nicht mehr nötig.“ Das Essen wurde verteilt. Mit Staunen sah man, dass die Gäste satt geworden waren und die Töpfe noch voller Essen waren.

Die Jahreszeit war Frühling, der Verehrte Hodscha befand sich auf dem Weg nach Taşkent. Gegen Abend machten sie bei einem seiner Anhänger Rast. Sein Haus lag neben einem Bach. Namaz, Essen, Sohbet und Zeit zum Schlafen. Als sie alle ins Bett gingen, befahl er dem Hausherrn: „Du bleibst mit mir in einem Zimmer.“ Alle schliefen. Mitten in der Nacht, wachte der Verehrte Hodscha auf und rief den Hausherrn, der in der Ecke des Raumes lag „Schläfst du?“ „Nein mein Herr, ich bin wach.“ antwortete er. „Steh sofort auf, mach alle Bewohner des Hauses wach, alle sollen ihre Sachen nehmen und hinter mir herkommen.“ Mitten in der ruhigen Nacht und im Schlaf war das ein wunderlicher Befehl. Alle wurden wach und sammelten ihre Sachen ein, als würden sie vor einem Feuer flüchten. Inzwischen wurde auch der Hausrat aufgeräumt. Der Verehrte Hodscha kam heraus und ging in die Richtung zu einem hohen Hügel. Er kam an der Spitze des Hügels an und setzte sich dorthin. Alle Leute und eingesammelten Sachen waren um den Verehrten Hodscha herum. Plötzlich kam von der Seite des Berges ein fürchterlich lautes Geräusch und ein unvorhergesehener Sturzbach. Das Wasser kam wie ein Ungeheuer und nahm alles mit sich, Baum, Fels, Wand, Dach. Alles flog weg. Das Haus, in dem der Verehrte Hodscha Gast war, lag unter den Fluten. Einige, die den Befehl des Hodschas ignoriert hatten, ließen ihr Leben und Sachen und wurden Zeugen des Untergangs.

Scheich İyan, der beim Sturzbach mit ihm zusammen war, erzählte:

- Bei der Überschwemmung bauten die Mürids aus Schilfrohr Flöße und schwommen einzeln an die andere Uferseite. Der Verehrte Hodscha stieg auch auf solch ein Floß. Er nahm mich mit. Mitten im Bach, wo das Wasser heftig floss, lösten sich die Knoten der Schilfrohre und das Floß drohte auseinander zu fallen. Ich hatte riesige Angst. Bis zum Ufer war die Entfernung weit wie der Flug eines Pfeils. Die Strömung war sehr stark. Es war unmöglich, das andere Ufer zu erreichen. Der Verehrte Hodscha saß ruhig und unbeachtet. Die Schilfrohre lösten sich weiter und ich schmolz vor lauter Angst. Ich suchte bei seiner Seele Schutz und vertraute Allah. Plötzlich kam eine würdige Stimme „Allah“. Dieses Wort fiel vom Mund des Verehrten Hodschas. Ich schauderte und wartete auf das Ergebnis. Das Floß schwamm über die starke Strömung und die Schilfrohre gingen nicht weiter auseinander. Wir kamen heil ans andere Ufer. Als wir am Ufer ankamen, befahl er: „Steh auf.“ Ich stand auf und sprang ans Ufer. Er folgte mir nach. Als seine heiligen Füße die Erde berührten, nahm das Wasser das Floß wie ein Hälmchen auseinander und riss es davon.

Einer der Gefährten des Verehrten Hodschas war krank. Seine Krankheit wurde immer schlimmer. So weit, dass er sich nicht einmal auf die Seite drehen konnte. Es war Ramadan. Es war ein Freitag. Die Gefährten hatten keine Hoffnung mehr und bereiteten schon mal das Begräbnis vor. Zuhause war niemand, nur eine Dienerin. Als es an der Tür klopfte, lief die Dienerin hin und schaute durch das Loch. Sie sah einen Mann mit einem Pferd, er hatte ein rotes Gesicht, dunkelblonden Bart und war groß. Mit einer Hand hielt er das Pferd, mit der anderen hämmerte er mit dem Türklopfer.

- Wer bist du?

- Ich komme von sehr weit her, um den Kranken zu besuchen. Ich muss ihn sofort sehen.

Die Dienerin machte die Tür auf. Der geheimnisvolle Reiter stand am Kopfende des Kranken.

- Wer bist du, woher kommst du?

- Ich bin ein Angehöriger des Verehrten Hodscha Ubeydullah. Der Verehrte Hodscha hat mich geschickt, um Sie zu besuchen und ihnen gute Nachrichten, nämlich ihre Gesundheit mitzuteilen. Ich habe Morgennamaz in Semerkant verrichtet und machte mich auf den Weg und ich gallopierte hierher. Ich habe den Befehl, das Abendnamaz dort zu verrichten und mein Fasten mit dem Verehrten Hodscha zu brechen.

Diese Worte gaben dem Kranken Kraft und er setzte sich im Bett richtig auf. An seinem Kopfende stand Sorbett. Der geheimnisvolle Reiter goss das Sorbett in ein Trinkglas, ließ den Kranken trinken und sagte:

- Heilung ist von Allah…

Er verabschiedete sich. Er gallopierte und man hörte die Stimmen der Hufeisen. Die Ehefrau des Kranken war bei den Nachbarn nebenan. Sie sah wie der geheimnisvolle Reiter kam und wieder ging. Sie lief sofort nach Hause. Der Kranke saß auf dem Bett und vor ihm ein Glas mit Sorbett. Der Kranke konnte sein Nachmittagsnamaz im Stehen verrichten und verabschiedete sich vom Bett. Man konnte auch nicht herausfinden, wer der geheimnisvolle Reiter war und was er war.

Er sagte zu einem Mürid:

- Steht auf! Geh in deine Heimat, besuche deinen Vater und deine Mutter, sag denen, sie sollen mir keinen Schmerz bereiten!

Der Mürid war verwirrt.

- Was für einen Schmerz mein Herr? Sie leben Kilometer weit entfernt, wie können sie Ihnen Schmerz zufügen?.

- Du sollst ihnen sagen, was ich gesagt habe.

Der Mürid ging in seine Heimat, mit Sehnsucht umarmte er seine Mutter und seinen Vater. Er teilte den Befehl des Verehrten Hodschas mit.

Sie sagten:

- Erstaunlich! Seit du weg warst, wendeten wir uns zur Geistlichkeit des Verehrten Hodschas und bettelten nach jedem Namaz ‚Schickt uns unseren Sohn‘.

Ein Mürid erzählte, wie er Anhänger des Verehrten Hodschas wurde:

- Ich hörte aus der Ferne, dass der Verehrte Hodscha auf den höheren Stufen war. Aber ich hatte keine Beziehung und keine Kontakte zu dem Verehrten Hodscha. Eines Tages verschwand mein einziges Eigentum, ein junger Sklave. Monate lang suchte ich nach ihm, aber ich konnte ihn nicht finden. Er war nämlich sehr nützlich und ich brauchte ihn dringend. Es gab keinen Platz, wo ich ihn nicht suchte. Nirgendwo konnte ich nicht einmal eine kleine Spur finden. Ich lief wieder, um meinen Sklaven im Gelände und auf den Feldern zu suchen. Ich traf den Verehrten Hodscha mit seinen Gefährten. Ich nahm seine Hände und küsste sie und erzählte ihm mein Anliegen und sagte: „Dieses Tor können nur Sie öffnen. Sie können mir eine Nachricht von meinem verlorenen Sklaven geben.“ Er sagte: „Wir beschäftigen uns mit der Landwirtschaft und mit der Erde. Wir haben keine Ahnung von solchen Sachen!“ Aber ich bettelte beharrlich und herzzerreißend und sagte: „Sie sind meine letzte Hoffnung. Ich bitte um Gnade.“ Er zeigte mit seinen Händen auf ein Dorf in der Ferne. „Hast du den Sklaven in diesem Dorf gesucht?“ Ich antwortete: „Viele Male habe ich ihn gesucht, aber nicht gefunden.“ Er sagte: „Geh! Such ihn noch einmal, vielleicht findest du ihn.“ Ich ging in das Dorf und sah meinen Sklaven, vor ihm ein Wasserkrug voll mit Wasser, weit entfernt vom Fluss auf einem trokkenen Ort, in Gedanken versunken. Er erzählte seine Geschichte: „Mich hat jemand entführt und verkaufte mich an einen Mann, der sehr weit weg von hier wohnte. Seit Monaten war ich in seinen Diensten. Der Mann kam in dieses Dorf zu seinen Bekannten. Er nahm mich mit. Er befahl mir, mit dem Krug Wasser vom Fluss zu holen. Ich füllte den Krug mit dem Wasser und wollte gerade den Krug auf meine Schulter heben. Plötzlich befand ich mich an diesem trockenen Ort. Was da geschehen war, kann ich nicht erklären. Deswegen bin ich verwirrt und zerstreut.“ In diesem Moment wurde mein Glaube an den Verehrten Hodscha riesig. Ich ließ den Sklaven frei und lief zu Diensten des Verehrten Hodscha.

Der Verehrte Hodscha wurde vor der Fahrt nach Hedschas durch die Fetwa von Mufti und durch den Herrscher verhindert. Aus dem Grund konnte er die heiligen Orte nicht besuchen. Es war einfach geheimnisvoll. Der Scheich-ül Islam Mir Abdulvehhap aus dem Irak überlieferte, dass der Verehrte Scheich Abdülmuatta sich in Mekka mehrmals mit dem Hodscha getroffen hatte und mit ihm sprach. Er beschrieb die Gestalt und das Aussehen des Verehrten Hodscha bis in alle Details.

Mevlana Zade Nizameddin:

- Es war Winter. Die Tage waren kurz. Ich ging mit dem Verehrten Hodscha von einem Dorf zum anderen. Nachmittagsnamaz verrichteten wir unterwegs. Die Sonne wurde langsam blass und näherte sich dem Horizont. Unser Ziel war noch weit. Wir könnten nicht in der Nacht zu unserem Zielort ankommen. In der Umgebung gab es keine Bleibe. Überall war Steppe. Ich dachte für mich nach „Unser Weg ist noch weit. Die Zeit ist knapp, um noch vor Einbruch der Dunkelheit anzukommen. Der Weg ist schrecklich, das Wetter ist kalt, wir haben keinen Unterschlupf, was wird aus uns?“ Der Verehrte Hodscha ritt schnell und hatte keine Spur von Unruhe. Nachdem ich solche Gedanken hatte, drehte er seinen Kopf zu mir und fragte mich: „Hast du etwa Angst?“ Ich schwieg „Vertreibe diese Gedanken, reite schnell, vielleicht erreichen wir unser Ziel bevor die Sonne untergeht.“ Und wir ritten schnell weiter. Nach einer gewissen Zeit, stand die Sonne an der gleichen Stelle, als hätte man sie am Himmel festgenagelt. Ich schauderte bis in meine Lunge. Ich ergab mich zur Geistlichkeit des Verehrten Hodscha und neigte meinen Kopf. Wir legten die Strecke zurück. Die Sonne blieb an der gleichen Stelle. Als wir im Dorf ankamen, ging die Sonne unter und es war plötzlich dunkel. Wir standen in der Finsternis. Ich war von diesem Wunder beeindruckt. Ich konnte mich nicht beherrschen und „Mein Hodscha! Im Namen Allah, sagen Sie, was für ein Geheimnis ist das?“ Er lächelte und antwortete: „Das ist eine Zauberkunst des Ordens. Das ist aber nicht der Zweck.“

(Die gleiche Geschichte sieht man im Buch ‚Nefahat‘ in dem der Verehrte Hodscha Bahaeddin Nakşibend seine Befugnismacht benutzt. Es ist egal, wem die Wunder gehören, am Ende gehören sie zu den Heiligen des Islams) N.F.K.