VON DEN KINDERN UND VON DER NAHEN VERWANDTSCHAFT DES VEREHRTEN HODSCHAS

Der erste Sohn des Verehrten Hodscha war Mehmed bin Abdullah. Er hatte ein tiefes weltliches und geistliches Wissenschaftsverständnis. In Fragen der Überlieferung und Verstand erreichte er die Reife. Er war in der Lage, schwierigste, kleinste Fragen im Koran, in Sunna und in der Art und Weise des Lebens des Propheten zu lösen. Noch dazu hatte er Anteile des Verehrten Hodscha bzw. die geistliche Wissenschaften. Der Verehrte Hodscha hatte große Achtung und Liebe gegenüber seinen Söhnen. Eines Tages saß er ungezwungen und frei, was die Kleidung angeht. Als er mitbekam, dass die Söhne kommen würden, ging er hin und zog sich förmlich an. Erst dann empfing er seine Söhne. Er setzte seinen Sohn auf einen hohen Platz und er selbst saß neben ihm. Eines Tages trugen die Anwesenden und die bekannten Gelehrten aus Semerkant in der Gesellschaft aus der Koranauslegung von Beyzavi einen Teil für den Sohn vor und wollten von ihm eine Erläuterung. Der Sohn mit dem Spitzamen ‚Verehrter Hadschegan‘ teilte solche Weisheiten mit. Alle waren entzückt. Als sein Sohn gehen wollte, begleitete er ihn bis zur Tür und anschließend zog er sich wieder ungezwungen, frei an und setzte sich wieder auf seinen Platz.

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Eines Tages machte sich der Verehrte Hodscha auf den Weg, um seine Söhne im Dorf zu sehen, in dem sie wohnten. Ich ging auch allein hinter ihm her. Jedoch wusste der ‘Verehrte Hadschegan’ vorher den Namen dieses Bettlers. Er hatte auch einige Werke meines Vaters gelesen. Er machte mir Komplimente und sagte: „Ich hörte, dass euer Vater durch seine Predigt und seinen Hauch für die Menschen nützliche Arbeit leistet. In den Feinheiten der Auslegung des Koran sollte er ohne Gleichen sein.“ Einmal kam das Gespräch zu folgendem Vers.

قُلْنَا يَا نَارُ كُونِي بَرْدًا وَسَلَامًا عَلَى إِبْرَاهِيمَ 
Yâ Nâru kûni berden ve selâmen âlâ İbrahim

 Er war mit der Auslegung dieses Verses des Rechtsgelehrten nicht einverstanden, und zwar mit dem Vergleich des Begriffs ‚Feuer‘ mit dem Begriff ‚Feuer des Zorn Nemruds‘ und mit dem Wort ‚Abkühlung‘. Er drückte das, was im Vers stand, so aus: „Das Feuer ist etwas Materielles und die Abkühlung wirkt auf das Feuer“. So hat er diesen Vers ausgelegt. Er brachte so viele Beweise dafür, dass man ein kleines Buch darüber hätte schreiben können. Die Weisheiten waren auf dem höchsten Niveau. Drei Tage und drei Nächte ließ er mich nicht allein außer zur Schlafenszeit. Als wir allein waren, erzählte er mir über den Verehrten Hodscha und wie man von ihm Nutzen ziehen kann. Drei Tage später gab er diesem Bettler die Erlaubnis zu gehen. Er war gütig und gab mir ein Pferd, damit ich behaglich reisen konnte. Als der Herrscher Baht Han erschien und eine Gruppe von Uzbeken Semerkant besetzten, flüchtete er Richtung Endican. Dort ging er ins Jenseits. Die heilige Grabstätte liegt auch dort.

Sein Sohn erzählte:

- Als der Verehrte Hodscha in Taşkent war, lag eine Verwandte unseres Nachbarn krank im Bett. Meine Tante wollte sie besuchen gehen. Der Verehrte Hodscha sagte: „Ein Besuch ist nicht nötig“. Er warnte sie und ging nach Firket. Meine Tante sah es als die Gelegenheit, weil er nicht da war, sie doch besuchen zu gehen. Sie ging aus dem Haus heraus und machte einen Schritt auf die Straße. Vor ihr stand der Verehrte Hodscha auf einem Pferd. „Gehst du doch die Kranke besuchen? Hast du keine Angst, dass du dich ansteckst? Denkst du nicht, dass man dich besuchen muss? Geh zurück!“ Meine Tante kam zurück, sobald sie hereinkam, bekam sie Fieber und legte sich ins Bett. Später kam der Verehrte Hodscha aus Firket zurück und sagte: „Ich habe dir gesagt, geh nicht hin. Du wolltest Kranke besuchen, jetzt bist du krank. Das war nicht nötig.“ Meine Tante war eine gebildete Frau. Durch die Liebenswürdigkeiten des Verehrten Hodschas erreichte sie die Stufen der Allahkenner.

Sein Sohn erzählte:

- Als der Verehrte Hodscha in seinen Anfangszuständen war, wurde ihm oft unbehaglich und er war gehemmt. Wenn er gehemmt war, ging er auf die Straße und kam wieder. Jedes Mal kam er in anderer Gestalt zurück. Zum Beispiel, wenn er zehn mal hinaus ging und zurück kehrte, sah er wie zehn verschiedene Männer aus. Manchmal schrien die Frauen im Harem: „Es gibt zu Hause einen fremden Mann!“ Der Verehrte Hodscha lächelte und nahm seine eigentliche Gestalt an. Das bereitete ihm Freude und er wurde seine Hemmungen los.

Die Macht der Gestaltänderung der Großen stand im Buch ‚Nefahat‘ des Verehrten Mevlana Cami. Der Verehrte Hodscha Nasırüddin Ubeydullah war Zeuge dieser Erscheinung bei dem Verehrten Mevlana Yakup Çerhi. Der Verehrte Hodscha Nasırüddin Ubeydullah sah einen Fleck auf dem Gesicht von Mevlana Yakup Çerhi und bekam einen Ekel (Kälte). Sein Verhalten war derb und grob. Deswegen war seine innere Geistlichkeit so weit, dass er seine Beziehung zu dem Mevlana Çerhi abbrechen wollte. Bei seinem zweiten Besuch fand er ihn in anderer Gestalt vor und sein Verhalten war schön und unterhaltsam und er sagte: „So viel Sympathie, so eine Schönheit und Feinheit sah ich bisher bei Keinem.“

Verehrter Mevlana Cami:

- Als der Verehrte Hodscha über das Thema der Gestaltänderung sprach, nahm er die Gestalt von einem Heiligen an, den ich liebte und dessen Anhänger ich war. Er war lange Tod. Er änderte wieder seine Gestalt und wurde er selbst. Einen Moment dachte ich, ob sich das nur in meiner Vorstellung abspielte oder es eine Fantasieeinbildung war? Ich erfuhr später, dass der Verehrte Hodscha bei anderen auch diese Gestaltänderung machte. Meiner Meinung nach war diese Fähigkeit bei dem Verehrten Hodscha ein mit Willen, Bewusstheit und nach seinen Wünschen zustande gekommener Sachverhalt. Diese Geschicklichkeit bestätigte auch das Ereignis von Mevalana Yakup Çerhi.

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Zwei Mürids des Verehrten Sadeddin Kaşgari, Mevlana Hacı Mirza und Hafız İsmail, erzählten, dass der Verehrte Hodscha sich in Gestalt von Mevlana Sadeddin zeigte. Sie konnten Zeit und Ort auch bestimmen. Es war in der Zeit, an dem Ort unter einem Baum und neben einem Fluß.

Sein Sohn erzählte:

- Der Verehrte Hodscha war noch nicht der Bitte von Mirza Ebu Said, von Taşkent nach Semerkant umzuziehen, nachgekommen. Er schickte einen seiner Diener nach Semerkant, um Honig zu holen. Der Mann ging hin, holte Honig und stellte ihn in ein Blech und eine Holzschachtel hinein und band es mit Saffianleder fest und machte sich bereit zur Rückkehr. Er sah in dem Moment einen bekannten Ladenbesitzer. Er ging in den Laden, um sich mit dem Ladenbesitzer zu unterhalten. Er legte die Behälter vor sich hin und setzte sich in eine Ecke. Es kam eine schöne Frau in den Laden. Sie war eine alte Bekannte des Ladenbesitzers und sie unterhielten sich. Der Diener des Verehrten Hodscha schaute die Frau ein paar Mal mit Wollust an. Also machte er sich auf den Weg und als er ankam, legte er die Behälter vor den Verehrten Hodscha hin. Der Verehrte Hodscha runzelte die Stirn und schrie voll Zorn: „Oh, du glückloser Mann! Ich habe bei dir Honig bestellt, bringst du mir etwa Wein?“ „Gnade mein Herr! Ich habe nach ihrem Befehl Honig gebracht.“ Sie öffneten die Behälter. Sie waren mit Wein gefüllt.

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Der Sohn des Verehrten Hodschas war der Bräutigam des Verehrten Seyyid Takiyüddin Mehmed Kermani. Die Tochter des Verehrten Seyyid bekam drei Söhne und zwei Töchter. Der erste Sohn war Hodscha Nizameddin Abdülhadi, der zweite Sohn war Havend Mahmud. Der dritte Sohn war Hodscha Abdullah. Nachdem seine Frau gestorben war, heiratete er wieder. Von seiner zweiten Frau gab es wieder drei Söhne und zwei Töchter, also fünf Kinder. Der erste Sohn war Abdülalim, der zweite Sohn war Abdülşehid, der dritte Sohn war Abdülfeyz. Von einer türkischen Dienerin hatte er seinen siebten Sohn.

Der erste Sohn des Verehrten Hodscha war Mehmed Bin Abdullah, ‚Verehrter Hadschegan‘, der zweite Sohn war Hodscha Mehmed Yahya. Die beiden Söhne wurden vom Vater sehr geliebt und geschätzt. Der Verehrte Hodscha benannte an seinem Lebensabend den Mehmed Yahya als seinen Nachfolger und Verwalter seiner Grabstätte. Wenn er in die Gesellschaft des Verehrten Hodschas kam, redete er über die Themen sehr fein und hoch. Er sprach immer seinen geliebten Vater an. Die Anwesenden waren Wissenschaftler und Gelehrte. Sie hörten ihm aufmerksam zu. Der Verehrte Mevlana Cami ehrte den Mehmed Yahya und schenkte ihm sein Vertrauen und Glauben. Er sagte: „Die geistliche Beziehung des Verehrten Hodscha Mehmed Yahya zur Ahnenreihe ‚Hadschegan‘ ist tadellos. Seinem Bruder, dem ‚Verehrten Hadschegan‘, wurde das Verhältnis der Wissenschaften zugesprochen, aber ihm wurde das Verhältnis der geistlicher Ekstase zugesprochen“.

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Eines Tages sagte der Verehrte Hodscha Mehmed Yahya zu diesem Bettler: „Lass uns zusammen den Verehrten Mevlana Muhammed Rusi besuchen.“ Der Bettler begleitete ihn nach diesem Befehl. Mevlana empfing uns im Haus neben der Moschee. Sein Anstand, die Art und Weise, war großartig. Unser Treffen verlief von Anfang bis zum Ende in Stille. Am nächsten Tag ging ich zum Verehrten Mevlana Rusi. Er sagte: „Der Verehrte Hodscha Mehmed Yahya hat eine besondere Begabung und Anmut. Als ich ihn gestern traf, hatte ich an seinen Verhältnissen so ein Interesse, dass ich fast geschrieen und meine Kleidung zerstückelt hätte.“ Diese Worten erzählte ich dem Verehrten Hodscha Mehmed Yahya. Er sagte: „Als wir uns trafen, habe ich mich verbannt und ihn bewiesen. Was er bei mir als schätzenswerte ethische Qualitäten sah, besitzt er in sich selbst.

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Der Verehrte Hodscha Mehmed Yahya beschäftigte sich nach dem Tod seines Vaters, des Verehrten Hodscha Ubeydullah, nur noch mit dem Verhältnis ‚Hadschegan‘. Er verbrachte jahrelang die Nächte vor der Grabstätte des Verehrten Hodscha Ubeydullah. Bis morgens früh saß er auf beiden Knien und war in Murakabe. Er stand nur auf, um Teheccüdnamaz zu verrichten, sonst nicht.

Einer aus Horasan kam nach dem Tod des Verehrten Hodschas nach Semerkant, ein Anhänger des ‚Hadschegan‘ Weges. Er sah am Grab des Verehrten Hodschas den Verehrten Hodscha Mehmed Yahya. Er bekam durch sein Sohbet Zufriedenheit. Eines Tages ging er zum Haus des Verehrten Hodscha Mehmed Yahya und wartete auf der Türschwelle, bis er aus dem Harem herauskam. In der Zeit dachte er für sich: „Der Verehrte Hodscha Ubeydullah hätte mich mit einem Blick von der Außenwelt isoliert und mein Bewusstsein ausgeschaltet. Hat sein Sohn wenig Kraft oder findet er keinen entsprechenden Mürid?“ In diesem Moment kam der Verehrte Hodscha Mehmed Yahya aus dem Harem heraus und setzte sich neben den Mann, der für seine Frage eine Lösung suchte und sagte: „Befugnismacht hat viele Arten. Einige setzen mit der Erlaubnis Allahs ihre Befugnismacht, für wen sie wollen und wann sie wollen, ein. Einige üben ihre Befugnismacht nicht aus, obwohl sie die Macht dazu haben, bevor sie nicht den Befehl von der Geistlichkeit bekommen. Wenn sie nicht zuständig sind, wenden sie sich Keinem zu. Es gibt wieder solche, die in so einen Zustand kommen, dass sie ihre Identiät und ihre Bewusstsein verlieren. In diesem Zustand gewinnen sie die Befugnismacht, um sie auszuüben. Von so einem Menschen, der weder seinen Willen, noch sein Bewusstsein und seinen Zustand unter Kontrolle hat, sollte man keine Befugnismacht erwarten.“ Als der Verehrte Hodscha Mehmed Yahya diese Worte sagte, wurde der Zuhörer so beeinflusst, dass er sich verlor und in Ohnmacht fiel. Er kam nach einiger Zeit zu sich und sah, wie er auf einem Unterbett lag. Der Verehrte Hodscha Mehmed Yahya saß neben ihm und war in Murakabe. Seit diesem Tag glaubte er an die Befugnismacht des Verehrten Hodscha Mehmed Yahya und wusste aus eigener Erfahrung, was die Befugnismacht war.

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Der Verehrte Hodscha Mehmed Yahya war sehr ehrgeizig und streng. Er hatte große Liebe zu seinem Vater, deswegen wollte er nicht, dass man mit dem Hodscha Ubeydullah in eine geistliche Beziehung eintrat. Er hatte Angst vor einem Fehler oder einem Regelbruch. Er sah, wie einige der Mürids von seinem Vater geistliche Ohrfeigen bekamen. Aus dem Grund unterbrachen die Mürids ihr Sohbet, wenn der Verehrte Hodscha Mehmed Yahya in die Gesellschaft hinein kam.

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Der Verehrte Hodscha Mehmed Yahya war sehr strebsam gegenüber den Zuständen der Mürids. Aus dem Grund reiste er drei mal in die Richtung Hedschas. Er blieb fern von den Sohbets seines Vaters, doch jedes mal holte ihn der Verehrte Hodscha Ubeydullah mit seiner Befugnismacht aus weiten Entfernungen zurück.

Eines Tages nach dem Mittagsnamaz machte der Verehrte Hodscha Mehmed Yahya an der Seite des Verehrten Hodscha Ubeydullah Sohbet und erzählte seinem Vater von seinen geistlichen Zuständen. Die Mürids warteten in weiter Entfernung das Ende des Sohbets ab. Sie wollten nicht die Privatsphäre zwischen Vater und Sohn stören. Das Sohbet dauerte lange. Es näherte sich das Nachmittagsnamaz. Der Muezzin wusste nichts vom Sohbet des großen Heiligen und seinem Sohn. Er stieg auf das Minarett und trug den Gebetsruf vor. Der Verehrte Hodscha stand auf, um die rituelle Waschung vorzunehmen. Der Verehrte Mehmed Yahya konnte seine Worte nicht zu Ende bringen. Der Hodscha Mehmed Yahya dachte, dass die Mürids den Muezzin zum Vortragen des Gebetsruf schickten, weil sie ungeduldig waren. Mit Zorn stand er auf und kam zu den Mürids herein und sagte: „Ich überlasse den Verehrten Hodscha euch und gehe! Dann könnt ihr nach Lust und Laune Sohbet machen.“ Er stieg auf sein Pferd, ohne den Verehrten Hodscha zu konsultieren und ohne etwas zu sagen, machte er sich auf den Weg nach Hedschas. Seine Diener wussten auch nicht Bescheid, weil er sie nicht benachrichtigte. Als sie es hörten, fingen sie an, Reisevorbereitungen zu treffen und organisierten eine kleine Karawane und brachen auf, dem Hodscha Mehmed Yahya zu folgen. Sie waren schnell und erreichten ihn an einem fremden Ort. Der Verehrte Hodscha Ubeydullah bekam das alles von seinen Mürids zu hören. Er schickte sofort einen schnellen Tartaren zum Verehrten Mevlana Cami in Horasan und bat ihn, seinen Sohn zurück zu schikken. Der Verehrte Mevlana Cami fand Hodscha Mehmed Yahya in Herat neben der Grabstätte des Verehrten Mevlana Sadeddin Kaşgari. Er erzählte mit Respekt, dass es besser wäre, wenn er zurückgehen würde. Der Verehrte Hodscha Yahya antwortete mit Respekt und Freundlichkeit: „Ich entschied mich für diese Reise mit so einer Entschlossenheit, dass ich keine Kraft habe, das Gegenteil zu machen.“ Hodscha Mehmed Yahya setzte seine Reise fort. Er kam an einen Punkt, an dem er einsah, dass sein Weg verschlossen war. Er wurde krank, wenn er weiter ging, bekam er hohes Fieber, wenn er stehen blieb, sank sein Fieber. Er verstand, dass der Verehrte Hodscha Ubeydullah seinen Weg abschnitt und ihn daran hinderte, weiter zu gehen. In dieser Nacht träumte er von seinem Vater, der Verehrte Hodscha Ubeydullah lud ihn ein: „Mein Sohn, kehre um! Und komm!“ Er war von diesem Traum so beeindruckt, dass er sofort in der Nacht auf sein Pferd stieg und seinen Dienern sagte: „Kommt hinter mir her.“ Er lenkte den Kopf seines Pferdes in Richtung Horasan und knallte mit seiner Peitsche. Die Diener fingen an, hinter ihm aufzuräumen und folgten ihm.

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Der Verehrte Hodscha Mehmed Yahya kam auf dem Rückweg bei Heri vorbei. Ohne eine Rast ging er weiter. Dieser Bettler holte in einem Augenblick die Erlaubnis, ihn zu belgeiten. Die Reise war im Jahre

893 n.H., Anfang des Monats Rebiülevvel. Hodscha Mehmed Yahya legte den Weg so schnell zurück, dass ich Schwierigkeiten hatte, ihm zu folgen, obwohl ich ein starkes Pferd hatte. Unterwegs wollte ich ihn fragen „Zuerst haben sie vorgehabt, nach Hedschas zu reisen, nach so weiter Strecke kehrten sie zurück. Was ist der Grund?“ Aber ich dachte aus Anstand, er sollte es lieber selbst sagen, ich sollte nicht fragen. Ich kam an den Punkt, an dem ich nicht mehr in der Lage war, ihn zu begleiten. Er sagte zu mir: „Ich lege schnell den Weg zurück. Ich wechsle oft die Pferde. Ihre Begleitung ist mühselig. Besser ist es, wenn sie in aller Ruhe mit unseren Gefährten und der Kamelkolonne hinter mir her kommen und wir uns in Semerkant treffen würden. Machen sie es so.“ Anschließend beantwortete er die Frage, die ich für mich dachte. Er erzählte auch von dem Traum, den er gesehen hatte. „Wie sie sehen, möchte ich so schnell wie möglich zurück. Der Verehrte Hodscha hat das Halfter der geistlichen Ekstase um meinen Hals geworfen und zieht mich. Bevor ich seinen Audienzort nicht erreicht habe und vor ihm auf die Kniee falle, finde ich in mir keine Ruhe.“ Er peitschte sein Pferd und entfernte sich von mir. Ich wartete auf die Karawane, die hinterher kam und schloss mich ihr an. Wir kamen einen Monat später als Hodscha Mehmed Yahya in Semerkant an.

Der Verehrte Hodscha Mehmed Yahya:

- Eine Zeit lang später kam wieder der Wunsch, nach Hedschas zu reisen. Dieser Wunsch wurde groß und größer. Ich konnte mich nicht dagegen wehren. Ich bat einen unserer Gefährten für mich die Reisegenehmigung nach Hedschas vom Verehrten Hodscha zu holen. Er ging hin und verneigte sich vor dem Audienzort, um für mich die Erlaubnis zu erbitten. Der Verehrte Hodscha Ubeydullah fragte: „Was beabsichtigt er mit dieser Reise?“ Ich schickte die Antwort: „Der Grund, warum ich diesem Wunsch nicht widerstehen kann, ist das Hadith von Allahs Propheten.“

مَنْ زَارَنِى مَيِّتًافَكَاَنَّمَازَارَنِىحَيًّا 
Men zare ni meyyiten fe ke ennema zareni hayyen

Ich las dieses Hadith. Der Herr des Universums teilte mit: „Mich zu besuchen ist eine Pflicht und Dankbarkeit, solange man am Leben ist.“ Der Verehrte Hodscha teilte seine Antwort mit: „Drei Tage soll er warten. Am dritten Tag lassen wir unsere Entscheidung mitteilen!“ Am dritten Tag hatte ich einen Traum: Allahs Prophet stand vor mir. Ich verneigte mich vor seinen Füßen. Er befahl mir, meinen Vater zu holen. Er wollte mit ihm reden. Ich lief hin und rief ihn. Er kam ganz schnell. Allahs Prophet ließ meinen Vater an seiner rechten Seite sitzen. Ich war vor ihm auf den Knieen. Meine Augen waren geschlossen und ich wartete. Ich öffnete meine Augen. Was sah ich!.. Es gab zwei Menschen in Gestalt von Allahs Propheten. Mein Vater stand nicht an seinem Platz. Dort war eine Gestalt des Prophet der Proheten. Man konnte sie nicht auseinander halten. Welcher war mein Prophet, welcher mein Vater? Gegen morgen früh stand ich auf. Ich lief zum Wasser, nahm die rituelle Waschung vor und ging zu Diensten des Verehrten Hodschas. Ich sah, wie er sein Teheccüdnamaz verrichtete und in Murakabe saß. Langsam und leise ging ich und setzte mich vor ihn hin. Er hob seinen Kopf und sagte: „Hodscha Memed Yahya, dein Wunsch ist in Erfüllung gegangen, hast du deine Antwort? Mach mich nicht mehr traurig. Ich bin alt geworden.“ Ich berührte mit meinem Gesicht seine Füsse. Ich ließ die alten Überlegungen nicht mehr zu.

Der Verehrte Hodscha Mehmed Yahya:

- Der Verehrte Hodscha Ubeydullah brachte mir bei, wie man ‚Rabıta‘ machte. Eines Tages war ich mit seinen Gefährten vor seinem Audienzort. Ich dachte darüber nach „Ob ich mir bei Rabıta das Gesicht des Verehrten Hodscha vorstelle oder die Augen?“ Mit diesen Gedanken blickte ich ihn an. Ich sah, wie er mit seinem Zeigefinger zwischen seine beiden Augenbrauen zeigte. Ich verstand, dass Rabıta ein Sachverhalt war, den man sich zwischen den beiden Augenbrauen seines Mürschids vorstellen muss. Nachdem die Gefährten des Verehrten Hodschas gegangen waren, teilte er mir diesen Sachverhalt in seinen Worten mit.

Der Verehrte Hodscha Mehmed Yahya:

- Einmal geschah in meiner Geistlichkeit ein Durcheinander. Es kamen viele negative Ideen und fraßen meinen Verstand. Ich war einem Angriff von Besorgnissen ausgesetzt. Ich lief sofort zum Audienzort. Er saß an einer Ecke und unterhielt er sich mit seinem Vertrauensmann und machte die Abrechnung. Ich wollte warten, bis sie fertig waren. Aber sie wurden nicht fertig. Es dauerte an. Ich konnte mein Unbehagen nicht mehr aushalten. Ich wäre fast geplatzt, als in diesem Moment etwas bei mir passierte. Ich sah einen Baum voll mit unzählig vielen Vögeln. Als würden sie vom Baum herausgeschmissen, flogen alle Vögel gleichzeitig hoch. All die Besorgnisse in mir waren fort. Mein Herz gewann sicheres Vertrauen. Ich schaute den Verehrten Hodscha an. Er machte die Abrechnungen weiter, aber zwischendurch blickte er öfter zu mir. Er trug leise ein persisches Gedicht vor, das nur ich hören konnte: „Es gibt Dieses, also gibt es auch Dieses, und es gibt auch Jenes.“ Er drehte sich zu seinen Männern und sagte „Ich habe etwas Privates mit meinem Sohn zu besprechen, es reicht für heute.“ Nachdem die Männer fort waren, sagte er: „Nur weil in das Herz eines Mannes eine Sorge fällt, sollte er deswegen nicht seine Arbeit vernachlässigen. Du sollst lernen, dass solche Sachen nicht in die Nähe des Herzens kommen dürfen, vertreib sie aus deinem Kopf.“

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Der Verehrte Hodscha erzählte dem Hodscha Mehmed Yahya oft von dem Verehrten Hüseyin, der in Kerbela den Märtyrertod fand und sagte: „Deine Veranlagung ähnelt sehr der Seele des Verehrten Imam Hüseyin.“ Er deutete damit an, dass das Schicksal des Verehrten Hodscha Mehmed Yahya zu dem des Verehrten Hüseyin Ähnlichkeit hatte. Tatsächlich ereignete sich das, was der Verehrte Hodscha vor seinem Tod sagte. Şah Baht Han nahm Semerkant ein. Im Jahr 906 n.H. ließ er den Verehrten Hodscha Mehmed Yahya festnehmen. Das gesamtes Eigentum, der Grundbesitz und kostbare Sachen wurden ihm weggenommen. Der Hodscha Mehmed Yahya sagte in der Situation: „Der Verehrte Hodscha hatte mehrmals mein Schicksal erwähnt. Ich glaube, das wird sich in der Zeit ‚Aşure‘ (10. Tag des Monat Muharrem) herausstellen.“ An diesen Tagen gab ihm der Herrscher die Erlaubnis, um nach Horasan zu reisen. Der Verehrte Hodscha machte sich auf den Weg mit seinen Frauen, Kindern und engen Verwandten Richtung Horasan. Der Herrscher zeigte Hodscha Mehmed Yahya gegenüber Toleranz. Aber einige Fürsten aus Uzbekistan fanden es nicht richtig, dass er nach Horasan auswanderte. Sie dachten, dass der Hodscha Mehmed Yahya in Horasan die Anhänger versammeln und Unruhe stiften würde. Sie dachten, dass die Ordnung des Territoriums seinen Tod fordert. Sie teilten diese Meinung dem Herrscher mit. Der Herrscher hatte Zuneigung zu Hodscha Mehmed Yahya. Deswegen war er mit diesem Vorschlag nicht einverstanden. Aber er lehnte das Angebot der Fürsten auch nicht ab. Er gab nach und sagte: „Sie tun alles Mögliche, um die Religion und die Ordnung des Landes zu wahren.“ Andererseits suchte er eine Lösung, um den Hodscha Mehmed Yahya zu schützen. Er schickte eines seiner Pferde, das sehr stark und schnell war, und teilte eine Nachricht mit: „Einige Fürsten haben böse Absichten. Sie haben mir Widerstand geleistet. Sie wollen Sie töten, ich kann es nicht verhindern. Ich schicke ihnen ein starkes, schnelles und tapferes Pferd. Ich habe großes Vertrauen. In einer Nacht kann es über 150 Kilometer laufen und es wird nicht müde. Sobald Sie das Pferd haben, trennen sie sich von ihrer Kolonne und reiten Sie heil nach Horasan! Machen Sie sich wegen ihrer Kinder und Verwandtschaft keine Sorgen, ich werde sie beschützen, keiner wird ihnen etwas antun können.“ Der Mann des Herrschers, der das Pferd brachte, sagte: „Steigen sie auf, tun Sie, was der Herrscher gesagt hat.“ Der Hodscha Mehmed Yahya antwortete: „Ich kann meine Gefährten nicht führungslos und schutzlos lassen und flüchten. Der Verehrte Hodscha erzählte mir in persönlichen Gesprächen, dass ich das Schicksal einiger Großen erleben werde. Ich erwarte es. Was die Wohltat ist, soll geschehen. Grüßen Sie den Herrscher. Er war gnädig und zeigte Güte und Menschlichkeit. Allah soll ihm Wohltat und ein gutes Leben schenken. Nehmen sie dieses starke Pferd zurück.“ Der Mann des Herrschers beharrte darauf, aber er konnte ihn nicht umstimmen. Er nahm das Pferd als Ersatz und ritt zurück. Der Verehrte Hodscha Mehmed Yahya und seine Familie gingen langsam weiter.

Endlich näherten sie sich zu Taşkent, circa 50 Kilometer von Semerkant entfernt. Der Verehrte Hodscha Mehmed Yahya sagte unterwegs: „Ich wundere mich! Warum ist das nicht aufgetreten, was der Verehrte Hodscha Ubeydullah vorausgesagt hatte? So weit ich weiß, sind seine Vorhersehungen makellos und treten immer ein. Bis jetzt ist alles ruhig, was könnte es für einen Grund haben?“ Mit diesem Staunen und Erwartungen kamen sie in ein Dorf von Taşkent an. Der Tag war der 11. Tag des Monats Muharrem, also Aşure Saison. Plötzlich sah man am Horizont eine Staubwolke. Die uzbekischen Reiter gallopierten in Richtung des Dorfes, ungefähr ein paar hundert Reiter. Sie umstellten die Karawane des Verehrten Hodscha Mehmed Yahya. Sie brachten den Verehrten Hodscha Mehmed Yahya und seine zwei Söhne Hodscha Mehmed Zekeriya und Hodscha Abdulbaki mit ihren Schwertern um. Die anderen Verwandten und Kinder nahmen sie mit nach Semerkant. Beim Begräbnisnamaz des Verehrten Hodscha Mehmed Yahya und seinen beiden Söhnen kamen so viele Menschen, dass man hätte denken können, es sei der Jüngste Tag. Der Hodscha Mehmed Yahya und seine Söhne wurde neben dem Verehrten Hodscha Ubeyullah Taşkendi beigesetzt.

Einer der sehr engen Vertrauten des Verehrten Hodscha Ubeydullah war Mevlana Seyyid Hasan. Mevlana Seyyid Hasan war am Anfang seines Verhältnisses ein Kind. Sein Vater brachte ihn zum Verehrten Hodscha Ubeydullah. Neben dem Verehrten Hodscha stand Honig in einem Behälter. Das Kind sah den Honig und fing an, mit großem Appetit zu essen. Der Verehrte Hodscha schaute ihm zu und lächelte. Er fragte das Kind:

- Wie heißt du mein Junge?

Das Kind aß weiter und antwortete:

- Mein Name ist Honig.

Diese Antwort gefiel dem Verehrten Hodscha sehr und er sagte: „Dieses Kind hat eine enorme Begabung. Wegen einem kleinen Honiggeschmack hat er sich dem Honig gewidmet, er schmilzt in der Liebe zum Honig so weit, dass er sich selbst Honig nennt. Selbstverständlich wird dieses Kind noch lekkerere Geschmäcker kosten. Diese Geschmäcker werden dieses Kind umgeben und mit sich vereinen“.

Er verlangte den Mevlana Seyyid Hasan von seinem Vater, um ihn selbst zu erziehen. Er schickte ihn zur Schule und er studierte den Koran und Wissenschaften. Währenddessen nahm Seyyid Hasan den geistlichen Segen des Verehrten Hodscha Ubeydullah, in kürzester Zeit erreichte er die hohen Stufen der Reife.

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Mevlana Seyyid Hasan war in der geistlichen Erziehung und in der geistlichen Befugnismacht äußerst stark. Weil er sehr große Achtung vor dem Verehrten Hodscha Ubeydullah hatte, hütete er sich, sich als Mürschid vorzugeben. Eines Tages wurde er krank und lag im Bett. Der Verehrte Hodscha Ubeydullah fragte den Verehrten Mevlana Kaasım, ob er Seyyid Hasan besuchte oder nicht. Er bekam die Antwort, Nein. Daraufhin sagte er dem großen Mevlana Kaasım: „Was glaubst du, wer er ist? Sein Verständnis ist viel höher als dein Verständnis. Du bist der große Mevlana Kaasım. Du bist auf der Stufe, auf der du fünfzig Jahre lang dem Seyyid Hasan dienen musst.“

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Eines Tages sagte der Verehrte Hodscha über Seyyid Hasan: „Unser Mevlana Seyyid Hasan besitzt nicht weniger geistliche Reife als der Scheich Rükneddin Alaüddevle. Der Unterschied zwischen den beiden ist, Rükneddin wurde Scheich, Mevlana Seyyid Hasan wurde kein Scheich“.

Der Verehrte Hodscha Ubeydullah:

- Der Verehrte Mevlana Rükneddin Hafi sagte: „Der Anfangszustand von Scheich Bahaeddin Ömer glich dem Endzustand des Rükneddin Alaüddevle.“ Diese Worte überlieferte ich vor dem Audienzort des Scheich Fazlullah. Er wurde zornig und sagte: „Unmöglich!“ Aber er konnte keine Beweise vorbringen. Es bestätigte ein Hadith diese Worte. Die gleichen Worte wurden vom Verehrten Hodscha Bahaeddin Nakşibend gesprochen: „Der Anfangszustand von Bahaeddin glich dem Endzustad von Beyazidi Bestami.“ Diese Worte des Verehrten Hodscha Nakşibend konnten nicht ohne Grund sein. Aber der alte Glaube vermittelte ein Gefühl, dass diese Worte fern von der Wahrheit waren. Nach Hadith und späterem Wissen war die Bedeutung dieser Worte entsprechend der Wahrheit. All die Alten waren nicht höher gestellt als die späteren Neuen.

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Ab und zu traf ich mich mit Mevlana Seyyid Hasan. Er machte mir Komplimente. Eines Tages kam der Hodscha Ubeydullah von außen in den Stadtteil Kefşir. Der Herrscher und die Großen von Semerkant fingen an, den Verehrten Hodscha zu besuchen. In den ersten drei Tagen blieben die Mürids von der Segensgesellschaft des Verehrten Hodscha fern. Hätte der Verehrte Hodscha mit den Herrschern und Fürsten keinen Umgang, hätte er Zeit für die Erziehung und den Segen seiner Mürids. Solche Worte sprachen wir unter uns. Mit diesen Gedanken ging ich zu Seyyid Hasan, um ihn zu sehen. Er hatte vor sich das Werk des Verehrten İmam Gazali ‘İhya-ul-ulum’ und machte Notizen. Als er mich sah, ließ er seine Arbeit und schwieg eine zeitlang und sagte: „Ein Wissenschaftsinteressierter stellte sich vor den Verehrten Hodscha und dachte für sich: ‘Warum zieht sich der Verehrte Hodscha nicht auf eine Ecke des Berges zurück und beschäftigt sich mit den Bewerbern dieses Weges? Mit welcher Absicht hat er den Umgang mit Herrschern und Fürsten vorgezogen?’ Danach erzählte der Verehrte Mevlana Seyyid die Antwort des Verehrten Hodscha: „Ich habe schwerwiegende Probleme. Ich möchte diese Probleme lösen. Jemand, der die Herrscher, die Fürsten, die Richter und die Tyrannen mit Worten überzeugen kann, könnte für das Wohlergehen der Muslime sehr nützlich sein. Ist das erlaubt? Sich in eine Ecke des Berges zurückzuziehen und sich nur mit der Erziehung der Mürids zu beschäftigen? Welche Beschäftigung von beiden ist die schätzenswertere?“ Von dieser Antwort wurde dieser Jemand betrübt und antwortete: „Also wenn das so ist, ist der Umgang mit Tyrannen kanonische Vorschrift.“ Der Verehrte Hodscha sagte: „Sie geben selbst diese Fetwa, aber überlegen sich heimlich gegensätzliche Gedanken.“

Einer der Anhänger des Verehrten Hodscha Ubeydullah Taşkendi war der Mevlana Seraceddin Kaasım. Sein Spitzname war ‘Schatten des Hodschas’. Er ließ seinen Saum nicht los. Am Anfang ließ der Verehrte Hodscha den Mevlana Seraceddin auf dem Weinberg arbeiten. Morgens ging er, um die Reben zu beschneiden und abends kam er nach Hause ohne seinen Proviant gegessen zu haben. All die Brote, die sein Diener vorbereitete, brachte er zurück. Weil er den ganzen Tag in Murakabe war, fiel ihm das Essen gar nicht ein. Eines Tages war der Verehrte Hodscha in einem Zelt in einem Dorf. Die Gefährten: „Seine Umgebung und das heilige Gesicht des Verehrten Hodscha leuchteten vor Freude und Begeisterung. Es fielen aus seinem Mund weise Worte. In solchen Gesellschaften verlor der Mevlana Seraceddin sein Bewusstsein. Er kam durch die Gunst des Verehrten Hodschas zu sich. An diesem Tag passierte es genauso. Der Verehrte Hodscha regte sich auf und sagte dem Mevlana Seraceddin: „Mevlana Kassım! Weißt du es nicht? Wer in diesen Kreis hineinkommt, der muss den Anstand und die Regeln achten und er ist verantwortlich dafür, dass er nicht aus dem Kreis herausgeht.“

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Der Verehrte Mevlana Cami hielt den Verehrten Mevlana Seraceddin Kaasım viel höher als die anderen Anhänger des Verehrten Hodscha. Er sagte des Öfteren: „Mevlana Kaasım ist wie ein mit Butter bestrichenes Brot, in das die Butter wie das ‘Hadscheganverhältnis’ bis in alle seine Poren aufgesogen ist.“

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Als dieser Bettler erstmals vor dem Audienzort des Verehrten Hodscha war, war ich 22 Jahre alt. Bevor ich die Ehre hatte in den Orden einzutreten, fragte ich den Verehrten Mevlana Cami nach Rat und er antwortete mir: „Du bist jung, der Verehrte Hodscha ist eine große Persönlichkeit. Wegen seiner Würde sieht es so aus, als würde er sich mit den Bewerbern kaum beschäftigen. Du wirst es nicht bereuen. Wenn du entschlossen bist, in den Orden einzutreten, sprich mit dem Verehrten Mevlana Kaasim und verbring deine Zeit mit ihm und bereite dich vor.“

Ich verlangte ein Empfehlungsschreiben von dem Verehrten Mevlana Cami für den Verehrten Mevlana Kaasım. Er schrieb einen Brief und gab ihn mir. Als ich den Brief an Mevlana Kaasım überreichte, stand er auf, küsste den Brief und hob ihn über seinen Kopf. Er machte mir viele weltliche und geistliche Komplimente. Als ich das zweite Mal zu ihm ging, machte er noch mehr Komplimente. Er erzählte von seiner ersten Zeit und seinen Zuständen: „Am Anfang hatte ich zu dem Verehrten Hodscha so eine große, heiße Liebe, dass es mir auf dem Weg von Firket zum Verehrten Hodscha nichts ausmachte, den kalten Fluss zu überqueren. Es blieben sogar kleine Steine aus Kälte an meinem Fuß kleben.“ Als er zu diesem Bettler von Anstand und Regeln und der Liebe und der Bindung zum Verehrten Hodscha erzählte, sagte er: „Ich habe keine Wissenschaft und keine Kunstfertigkeiten, die ich ihnen geben kann. Da sie mir von Mevlana Nureddin Abdurrahman Cami einen Empfehlungsbrief brachten, merkt man, dass Sie ein Mann der Liebe sind. Ich sag Ihnen etwas über einige persönliche Eigenschaften des Verehrten Hodscha, die ich vorher keinem erzählt habe: Der Verehrte Hodscha kann die Herzen und Gedanken der Menschen lesen und kennt all die Wahrheiten. Seit Jahren ist es so, dass er, was auch immer vor mir erschienen war, es vorher wusste und mir mitteilte. Das ist meine Überzeugung, das Gegenteil ist nicht möglich. Also deine Aufgabe besteht darin, dass du vor den Audienzort gehst und dich vom Herzen ihm ergibst, dann kannst du auf das Ergebnis warten. Du siehst, dass der Verehrte Hodscha mit Herrschern und Fürsten Umgang hat. Seine weltlichen und geistlichen Beschäftigungen sind enorm viel. Seine Zeit für ‘Stufe und Vereinigung’ steht nicht günstig für die Bewerber. Es hängt alles vom Ehrgeiz und der Begabung eines Mürids ab. Der Mürid soll durch Rabıta in das Herz des Verehrten Hodscha hineinkommen. Es kommen die Menschen von überall in Scharen, aber viele sind unachtsam gegenüber dieser Feinheit. Deswegen sind viele enttäuscht, weil ihre Wünsche nicht in Erfüllung gehen, also kehren viele hoffnungslos und voller Entbehrungen zurück“

Der Verehrte Hodscha Ubeydullah Taşkendi war krank und lag im Bett. Der Mevlana Kaasım diente dem Verehrten Hodscha. Er schickte einen Mann nach Herat, um einen Arzt zu holen:

- Bringt den Arzt schnell! Ich kann es nicht aushalten, den Verehrten Hodscha krank zu sehen!

Als der Arzt kam, hörte man vom Tod des Mevlana Kaasım. Obwohl der Verehrte Mevlana Kaasım gesund war und dem Verehrten Hodscha diente.

Den Grund erfuhr man: Als man auf den Arzt wartete, kam der Mevlana Kaasım an das Bett des Verehrten Hodschas und sagte:

- Ich kann es nicht aushalten, Sie so krank zu sehen, ich übernehme die Krankheit auf mich und opfere mich für Sie.

Der Verehrte Hodscha sagte:

- Nein! Du bist ein armer Mann und du bist verantwortlich für die Menschen, die du versorgst. Tu es nicht.

Er antwortete:

- Ich kam nicht, um Sie nach Rat zu fragen. Ich entschied mich, Allah nahm meine Entscheidung an.

Mevlana Kaasım ging ohne etwas zu sagen hinaus und in kurzer Zeit übernahm er die Krankheit des Verehrten Hodscha. Er starb daran. Der Verehrte Hodscha stand gesund wieder auf. Der Arzt war nicht mehr nötig.

Als der Verehrte Mevlana Kaasım im Sterbebett lag, stand der Verehrte Hodscha an seinem Kopfende. Mevlana Kaasım blickte einen Punkt auf der Decke regungslos an. Plötzlich blickte er den Verehrten Hodscha an und gab seinen letzten Atemzug.

Der Verehrte Hodscha erzählte:

- Man bot dem Mevlana Kaasım an dem Punkt, auf den er blickte, das Paradies mit seinem ganzen Reichtum an. Er wandte sich davon ab. Er zog vor, uns anzublicken, so starb er. Das ist eine Gabe von Allahkennern. Sie können sogar weltliche Krankheiten über einen geistlichen Weg auf sich nehmen, um den Kranken von der Last zu befreien.

Der Verehrte Mevlana Seraceddin Kaasım wurde nach dem Befehl des Verehrten Hodscha neben den Großen der Religion und Wissenschaftsgelehrten beigesetzt. Der Verehrte Hodscha Ubeydullah erzählte:

- Einige Menschen könnten denken, wie einer von der unteren Schicht neben den Großen der Religion beigesetzt werden kann. Sie sollten wissen, dass Mevlana Kaasım höher gestellt war, als 40 Gelehrte zusammen.

Er erzählte weiter:

- Keiner konnte den Mevlana Kaasım auf dieser Welt verstehen. Sein Wort und seine Reife werden im Jenseits erscheinen.

Mevlana Kaasım starb im Jahr 891 n.H. im sechsten Monat Zilhicce nach dem Nachmittagsnamaz. Der Verehrte Hodscha sagte an dem Tag nach dem Abendnamaz zu den Besuchern:

- Mevlana Kaasım war ein Mann von hohem Charakter und guten Taten. Er war Ohnegleichen in der Auflösung und in der Säuberung seines Inneren von fremden Einflüssen. Wen haben wir noch nach ihm?

Und er fügte hinzu:

- Lass uns mit Zikir beginnen, das ist besser als alle anderen Worte. Einer der engen Anhänger des Verehrten Hodscha war gleichzeitig sein Bräutigam Mir Abdülevvel. Er kam aus Nişabur zu Diensten des Verehrten Hodscha und wartete sieben Jahr lang in Rabıta. In diesen sieben Jahren sah er von dem Verehrten Hodscha die Härte und die Aufrichtigkeit. Er schreckte vor nichts zurück. Er wartete. Sieben Jahre später wurde er als Sohn aufgenommen. Ihm war die Ehre zuteil, Bräutigam des Verehrten Hodscha zu sein. Er bekam von der Tochter des Verehrten Hodscha drei Söhne und zwei Töchter. Der erste Sohn war Emir Külan, der zweite Sohn war Emir Meyane, der dritte Sohn war Emir Hard.

Mir Abdulevvel:

- Ich wurde sieben Jahre lang von dem Verehrten Hodscha sehr hart geprüft. Er inspizierte ganz früh am Morgen die Felder und ging in die Dörfer. Ich ging immer zu Fuß hinter ihm her und er ritt voraus. Ich konnte den Bestimmungsort erst in der Nacht erreichen. Er empfing mich sehr streng und sagte: „Oh, du Sohn eines Adeligen! Süchtig nach Eifer und Gunst! Kommst du zu uns etwa nur zum Essen?“ Er stieg wieder auf sein Pferd und ritt davon. Ich ging wieder hinter ihm her, aber weinend. So vergingen sieben Jahre. Wenn ich gelegentlich Unmut fühlte, behandelte er mich so, dass meine Liebe zu ihm noch mehr wurde. Eines Nachts legte ich mich in meiner Zelle hin und sagte zu mir: „Oh, Abdülevvel das Reich des Heiligtums trifft nicht jeden. Du hälst dich selbst für einen von denen, aber all die Mühe, die du aushalten konntest, hat ihre Grenzen. Es geht leider nicht weiter, gib lieber alles auf, lass deine Finger davon.“ Ich nickte gerade ein, hörte aber Schritte draußen. Ich beachtete sie gar nicht und schlief ein. Im Schlaf hörte ich die Stimme des Verehrten Hodscha: „Hodscha Abdulevvel! Schlaf in aller Zufriedenheit. Deine Arbeit ist beendet.“ Ich sprang vom Bett hoch. Ich sah, wie der Verehrte Hodscha die Tür aufmachte und hinausging. Bis zum nächsten Morgen blieb ich mit meinem alten Kummer zurück.

Mir Abdulevvel:

- Wegen der unermüdlichen Arbeit und Rabıta war ich äußerst betrübt. Weil ich die Anforderungen des Ordens nicht zum Abschluss bringen konnte, war ich traurig und zerstreut. Der Verehrte Hodscha erwiderte mir mit zwei Versen

GEDICHT

Den Weg nach Hause fand ein Betrunkener,
Betrunkener zertrümmert alles, was er sieht!

Mir Abdulevvel:

- Einerseits band das Rabıta des Verehrten Hodscha mein Herz an ihn und meine innere Gesundheit machte Fortschritte, andererseits erlebte ich durch die Erziehungsberechtigte Behandlung einen Gegensatz. Das machte mich so traurig. Ich wäre fast verrückt geworden. Ich dachte für mich: Ich werde im Jüngsten Gericht den Verehrten Hodscha anklagen: „Ich habe meine ganze Arbeit und meine Identität an euch gebunden. Ich habe die Zügel meines Willens in ihre Hände gegeben. Eine zeitlang zeigten Sie Gnade und machten mir Komplimente. Später brachten Sie mich ständig in schwere Bedrängnis! Wenn ich so ein Mensch bin, der das Ziel erreichen kann, warum haben Sie es nicht möglich gemacht. Wenn nicht! Warum haben Sie mich von ihnen nicht entfernen lassen? Ich klage sie vor Propheten, vor Boten und vor Heiligen an.“ Diese Gedanken brachten mir große Schmerzen. Deswegen verbannte ich diese Gedanken sofort und lief zum Verehrten Hodscha. Ich war übermüdet und setzte mich in eine Ecke hin. Ich wartete auf eine Gelegenheit, um meinen Zustand zu erzählen. Bei ihm war jemand, den er mit einer Ausrede wegschickte. Er drehte sich zu mir hin und sagte: „Wo die Propheten, Boten und Heiligen anwesend sind, möchtest du mich anklagen? Oder sollte ich dich anklagen?“ Er machte Komplimente: „Der Bewerber muss bis zum Ende geduldig sein. Ein Mürid muss wissen, dass seine Gedanken und sein Verhalten unter ständiger Kontrolle seines Mürschids sind und der ganze Verwaltungsapparat dem Mürschid gehört. Der Mürschid ist nicht verpflichtet, das alles mitzuteilen. Bevor der Mürschid etwas sagt, muss es der Mürid vom Verhalten seines Mürschids verstehen. Wenn er im Osten ist und weiß nichts vom Zustand seines Mürids im Westen, so einer kann kein Scheich sein.“

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Mein Vater war in Nişabur. Vor vielen Jahren war er mit dem Verehrten Mir Abdülevvel mehrere Jahre in der gleichen Zelle und sie waren befreundet. Als dieser Bettler in Semerkant ankam, zeigte der Verehrte Mir Abdulevvel mir großes Interesse, weil er Achtung vor der Freundschaft mit meinem Vater hatte. Er klärte mich über den Sohbetstand und über die Regeln der Aufnahme in die Gesellschaft des Verehrten Hodschas auf. Er erzählte mir eine Geschichte: „Als ich aus Nişabur nach Semerkant kam und den Verehrten Hodscha sah, ergriff mich eine Leidenschaft. Um sein Herz zu betören machte ich Rabıta. Sieben Jahre lang war der Verehrte Hodscha mir gegenüber sehr streng. Er ließ mich viele Mühseligkeiten ertragen. Er verachtete mich, er tadelte mich und er stauchte mich zusammen. Er ließ mich so leiden und so brennen, dass ich am Ende wie die Erde war. Ich guckte mich an. Ich war wie ein vertrocknetes Obst, untauglich und zu nichts nutze geworden. Am Ende solltest du darauf achten, dass du durch die Komplimente und Gnade des Verehrten Hodschas nicht hochmütig wirst. Du musst davor Angst haben: Unter jedem Kompliment gibt es großen Kummer und unter jeder Gnade gibt es eine Falle. Die strenge Behandlung muss dir gefallen. Am Ende ist unter dieser Behandlung Wohltat und Ehre versteckt.“ Diese Worte von Mir Abdülevvel ähnelten den Worten des Verehrten Hodschas. Die Heiligen Allahs sind auf dieser Erde dem großen Kummer ausgesetzt. In dem großen Kummer ist die Gnade versteckt. Die versteckte Gnade bedeutet, dass der Heilige sich durch diesen großen Kummer von den menschlichen Einschränkungen trennt und seine Geistlichkeit die Reinheit und die Bloßheit erreicht. Die Feinde Allahs sind der Gnade ausgesetzt, in der sich aber großer Kummer versteckt. Der versteckte Kummer heißt, dass die Feinde sich durch die offene Gnade noch mehr zur materiellen Welt hingeben. Dadurch sehen sie die Welt der Wahrheit nicht und entbehren den Geschmack der Geistlichkeit.

Der Verehrte Mir Abdülevvel starb im Jahr 909 n.H., 40 Tage vor dem Märtyrertod von Mehmet Yahya und seinen Kindern.

Es gab einmal einen Mevlana Cafer. Er war ein treuer Anhänger des Verehrten Hodscha. Er war mit Wissenschaft, Bildung und guten Taten ausgestattet. Er tauchte oft in die Geistlichkeit ein. Er konnte sein Namaz schwer verrichten, weil er in die Geistlichkeit eingetaucht war. In seinen Augen konnte man die geistliche Ekstase lesen. Der Verehrte Hodscha beschäftigte ihn mit verschiedenen Arbeiten, um seine Geistlichkeit zu verstecken, aber es ging nicht. Die Intensität der geistlichen Ekstase von Mevlana Cafer verhinderte ihn, sich mit weltlichen Sachen zu beschäftigen.

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Ich hatte des Öfteren Kontakt mit Mevlana Cafer. Er schwieg meistens und wurde oft ohnmächtig. Eines Tages sagte er: „Am Anfang meiner Zustände hatte mein Herz die Nase voll vom Studium. Mein Herz neigte zu dem Weg des Allahkenners. Ich träumte, dass ich im Dienste des Verehrten Hodscha war. Ich fragte ihn: „Wie kann ein Diener sein Ziel erreichen? Er antwortete: „Wenn er sich in sich selbst auflöst.“ Am nächsten Morgen hielt ich seinen Saum. Bis dahin hatte ich sein Gesicht nur von Weitem gesehen. Ich war noch nicht bei seinem Sohbet. Er wiederholte die Worte, die er im Traum sagte und trug ein Gedicht von Mesnevi vor.

GEDICHT

Als du nicht da warst, war es vorhanden!
Wenn du nicht da sein wirst, wird es vorhanden sein.

Und ich war leidenschaftlich an ihn gebunden. Als Mevlana Cafer im Sterbebett lag, war der Verehrte Hodscha außerhalb der Stadt. Als er davon hörte, wollte er sofort kommen. Aber er konnte nicht rechtzeitig da sein. Mevlana Cafer starb als der Verehrte Hodscha unterwegs war. Der Verehrte Hodscha kümmerte sich persönlich um die Waschung und Einhüllung der Leiche. Er ließ das Grab vorbereiten und verrichtete das Begräbnisnamaz. Das Wetter war sehr heiß und trotzdem blieb der Verehrte Hodscha am Grab solange, bis die ganze Zeremonie beendet war. Die Sonne war direkt über unseren Köpfen. Sie war so heiß, dass ich meinen Talar auszog und mit Hilfe eines Dieners über dem Kopf des Verehrten Hodscha einen Schattenplatz machte. Als man die Leiche von Mevlana Cafer ins Grab absetzte, half der Verehrte Hodscha persönlich. Am dritten Tag nach dem Tod gab der Verehrte Hodscha ein Festessen für die Seele des Mevlana Cafer. Dafür ließ er 80 Schafe schlachten. Es war im Jahr 893 n.H.…

Mevlana Burhaneddin Hatelani war einer der höheren Anhänger des Verehrten Hodscha. Er war in der weltlichen Wissenschaft konkurrenzlos. Seine geistliche Wissenschaft bekam er durch 40 jähriges Sohbet vom Verehrten Hodscha.

Er erzählte:

- Es war Winter. Als der Herrscher Ahmed Mirza aus Semerkant zurückkam, wollte er, dass der Verehrte Hodscha ihn begleitete. Der Verehrte Hodscha war damit einverstanden. Mich haben sie auch mitgenommen. Es war ein heftiger Winter und klirrende Kälte. Obwohl Mirza alles Mögliche tat, um den Verehrten Hodscha vor dem kalten Wetter zu schützen, beeinflusste das Wetter den Verehrten Hodscha sehr. Ich ärgerte mich innerlich über Mirza und dachte mir: „Bei so eisigem Wetter den Verehrten Hodscha mit auf die Reise zu nehmen und ihn leiden zu lassen ist das denn nötig.“ Der Verehrte Hodscha stimmte dieser Reise sofort zu. Es musste eine Weisheit darin sein, aber trotz dieses Gedanken war ich auf den Mirza wütend. Mit vielen Schwierigkeiten und Mühen kamen wir in Şahruti an. Dort kam die Nachricht, dass ein Haufen ungläubiger Mongolen und Uzbeken die Umgebung plünderten, die Menschen umbrachten und sie teilweise als Sklaven festnahmen. Die Menschen umzingelten den Verehrten Hodscha und flehten ihn an: „Mirza Ahmed hat bis jetzt nicht genügend Soldaten mitgebracht. Es hängt alles von ihrer Fürbitte und Befugnismacht und Gnade ab.“ Ahmed Mirza wusste auch nicht, was er tun sollte, er kam auch wie die anderen Menschen vor den Audienzort des Verehrten Hodscha und flehte mit an. Der Verehrte Hodscha nahm ein paar Leute mit und ging in Richtung der ungläubigen Plünderer. Er ließ ihnen eine Nachricht zukommen und prompt kam der Führer der Plünderer vor den Verehrten Hodscha. Er sagte solche Worte, dass die ungläubigen Plünderer sich wunderten. Sie saßen mit dem Verehrten Hodscha, um Sohbet zu hören. Nach einer kurzen Zeit legten sie ihre Lästerungen und Flüche ab. Sie wurden Muslime. Was sie geplündert hatten, Männer, Frauen, Waffen, Waren, Tiere und das ganze Zeug schenkten sie dem Verehrten Hodscha. Der Verehrte Hodscha gab ihnen von seinen Anhängern zwei Gelehrte, um dieser Gruppe den Islam beizubringen. Damit zeigte er seine große Befugnismacht. Er kam zuerst nach Şahruti und von da aus ging er nach Semerkant, ich verstand, warum die mühevolle Reise stattfand.

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Ich war am Sterbebett des Mevlana Bahaeddin. Außer mir gab es noch zwei Diener. Der Verehrte Hodscha kam und trug einen Vers vor, mit der Bedeutung „Allah! Lass mich keinen Moment von dir fern sein.“ Er erzählte über die Feinheit und das Geheimnis der Tevhidworte „Ihr müsst diese Worte so oft wiederholen, dass sie für euren Glauben Nahrung und Heilmittel werden und bei jeder Wiederholung soll das Interesse zu Allah verstärkt werden.“ Er betonte die Tugend, dass man diese Worte vor der Inhaltlosigkeit schützen sollte und ständig erneuern müsste. Acht Tage vor dem Tod des Mevlana Cafer bereitete der Verehrte Hodscha das Begräbnis des Mevlana Burhaneddin mit große Sorgfalt vor. Er warnte den Arzt aus Horasan, der Mevlana Burhaneddin falsch behandelte: „Du hast zwei von meinen Männer umgebracht. Es gibt keinen Dritten. Wenn man Himmel und Erde mit Rotgold erfüllen würde, wäre es meinen Männer nicht gleichwertig.“ Dieser üble Arzt behandelte auch Mevlana Cafer.

Mevlana Lutfullah Hatelani… Neffe von Mevlana Burhaneddin und geschätzt vom Verehrten Hodscha. Er war heiter, fröhlich und liebte die Scherze. Durch merkwürdige Worte brachte er den Verehrten Hodscha immer zum Lachen.

Mevlana Lutfullah:

- Als Kind sah ich im Traum Allahs Propheten. Er war so schön, dass seine Schönheit in meinem Herz gestickt bliebt. Nachdem ich mit dem Verehrten Hodscha das Verhältnis hatte, sah ich den Verehrten Hodscha in der Schönheit, die ich im Traum sah.

Mevlana Lutfullah:

- Ich war mit dem Verehrten Hodscha zusammen. Die Gefährten hatten ihn umzingelt. Man las einen Teil von der Äußerungen ‚Menazil- üs- Sairin‘ von Verehrten Scheich Kemaleddin Abdürrezzak. Der Verehrte Hodscha nahm aus dieser Erläuterung eine Streitfrage und fragte seine Gefährten nach ihrer Meinung. Ich erzählte, was ich verstand. Er sagte: „Die Worte dieses Anhängers sind gewöhnungsbedürftig, lasst die oberrichterliche Auslegung an der Seite.“ Ich schwieg. Aber ich dachte in meinem Herzen, dass ich mit meiner Auslegung richtig lag. Da ich kaum Gefallen fand, was ich nicht verstand, warnte ich mein Nefs. Dann sah ich langsam die Spuren des Zorns des Verehrten Hodscha. Er redete unnachgiebig. Ich spürte, als hätte man eine große Last auf meinen Rücken gepackt. Ich fühlte mich in Bedrängnis geraten. Ich wurde zerdrückt, als würde auf meinem Rücken ein großer Berg aufgelegt. Plötzlich sah ich auf dem Gesicht des Verehrten Hodschas Entsetzen!... Dieses Gesicht wurde mit dem Körper des Verehrten Hodscha immer größer. Die Lippen bewegten sich. Er sagte etwas, aber ich verstand von der Erzählung gar nichts. Das Gesicht wurde so groß, dass das ganze Haus damit erfüllt wurde. Man sah nichts anderes als sein heiliges Gesicht. Ich sah alles kristallklar. Ich schmolz fast vor lauter Angst. Ich war völlig gekrümmt. Ich sah wie das Gesicht klein wurde. Es wurde so klein wie es vorher war. Und ich hatte keine Last mehr. Ich sah mich um, außer mir bekam keiner etwas davon mit.

Mevlana Lutfullah erzählte diesen Zustand so: Es war ein heißer Sommertag. Ich sah den Verehrten Hodscha nur mit einem dünnen Hemd. Sein Körper war dünn und zierlich. Ich sah bei dem Verehrten Hodscha einen mageren Körper und dachte mir: „Wie kann diese große Befugnismacht mit diesem Körper zusammenkommen?“ Sein Körper wurde langsam groß und größer, er passte nicht mehr in den Raum hinein. Er nahm später wieder seine normale Größe an.

Der Mevlana Lutfullah ritt neben dem Verehrten Hodscha. Das Pferd von Mevlana Lutfullah war Träger und konnte dem Verehrten Hodscha nicht folgen. Er berührte das Pferd und das Pferd wurde dadurch lebendig ohne gleichen. Diese Lebendigkeit dauerte bis zum Tod des Pferdes an.

Mevlana Scheich Edamullah war ein enger Anhänger und Gutsverwalter des Verehrten Hodscha. Den ganzen Tag beschäftigte er sich mit den Arbeiten des Verehrten Hodscha und nachts setzte er sich Richtung Kaabe hin und versuchte in seinem Verhältnis fortzuschreiten. Seine geistliche Arbeit war, wie ihm beauftragt wurde. Er hielt seinen Atem an und machte mit den Worten von Tevhid Zikir. In einem Atemzug konnte er 50 mal Zikir machen.

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Eines Tages sprachen wir Freunde unter uns über die Beispiele der Befugnismacht und die Wundertaten des Verehrten Hodscha. Mevlana Scheich Emadullah sagte: „Ihr erzählt von der äußerlichen Befugnismacht des Verehrten Hodscha. Aber ihr erzählt nicht von der inneren Befugnismacht. Ich gebe euch davon ein Beispiel: Am Anfang meiner Zustände arbeitete ich nach dem Befehl des Verehrten Hodscha und bekam auch seinen Segen. Später gab mir der Verehrte Hodscha die Aufgabe in der Landwirtschaft. Ich war umgeben von weltlicher Arbeit. Ich fühlte Unmut in meiner Geistlichkeit.. Ich litt und war unzufrieden. Ich wollte meine Sorgen dem Verehrten Hodscha erzählen und um seine Hilfe bitten. Er sagte: „Es ist eine Regel auf dem ‚Hadschegan‘ Weg, in der Vielfalt die Einsamkeit zu leben. Diese Regel ist einem Vers aus dem Koran entnommen. Man soll bei der Arbeit, beim Geschäft und in allen Sachen von dem Zikir Allahs nicht fern bleiben. Es ist eine Ehre, die Heiligen zu lieben. Der Fleiß der Liebe ist es, den Geliebten geheim zu halten. Ein fleißiger Verliebter erlaubt nicht, dass sein Geliebter öffentlich wird. Es passt nicht zu dieser Gruppe Menschen, sein ehrenvolles Verhältnis ohne Schleier zu zeigen. Aus dem Grund muss dieses Verhältnis sich durch die äußerlichen Arbeiten verschleiern. Aber ich hätte selbst Zweifel, ob ich diese Kraft aufbringen könnte. Er sagte: „Wenn du dich mit Elan zwingst, wirst du erfolgreich sein.“ Er machte mir solche Komplimente, dass mein ganzes Inneres erleuchtete. Ich war danach mit meinem Zustand und mit meiner Aufgabe zufrieden. Ich hatte Glücksgefühle. Von da an war mein äußerer Teil mit Außenwelt und mein innerer Teil mit Allah. Ich ließ mein Verhältnis nicht schwächeln. Es machte immer Fortschritte.“

Mevlana Sultan Ahmed war eine Vorbildsperson aus dem Kreis und war etwas Besonderes, was die weltliche und geistliche Wissenschaft anging. Er war lange Zeit im Dienste des Verehrten Hodscha. Er ging mit der Erlaubnis des Verehrten Hodscha nach Hedschas, um die Pilgerfahrt nach Mekka durchzuführen. Nach der Pilgerfahrt nach Mekka führte er seine Dienste fort. Eines Tages ging er vor den Audienzort, um geistlichen Segen zu bekommen. Er versuchte sich deswegen dem Verehrten Hodscha zu zeigen. Aber er schaffte es nicht. Daraufhin fing er an, mit den Worten Tevhids Zikir zu machen. Er bekam dadurch ein Erfolgerlebnis. Dass der Verehrte Hodscha ihn sah, teilte ihm die Art und Weise seines Zikir mit. Er machte ihm deutlich, dass ‚Zikir‘, ‚Tevhid‘, ‚Rabıta’ und ‘Murakabe’, jedes einzelne Mittel einen entsprechenden Audienzort benötigt. Wenn man das alles nach Lust und Laune macht, versteht man die feinen Unterschiede nicht. Diese Art Zikir gelingt den großen Heiligen.

Mevlana Ebu Said Evhebi war ein schätzenswerter Anhänger aus dem Kreis. 30 Jahre war er im Dienste im Hause des Verehrten Hodscha.

Er erzählte:

- Ich studierte in der islamischen Hochschule Mirza Uluğ Bey. Mit aller Kraft wollte ich studieren. Aber im Laufe der Zeit wurde mein Inneres eng und enger. Ich hatte ein Verlangen nach dem Derwischtum. Mit diesen Gedanken ging ich aus der Schule heraus und traf einen Freund. Er kam gerade von dem Besuch von Scheich İlyas Aşkı von dem Berg Nur. Er liebte diesen Scheich so sehr, dass mein Herz voll Neugier wurde. Ich sagte mir: “Los geh hin und sieh ihn dir an.“ Ich machte mich auf den Weg. Mein Weg führte durch die Lehrgebäude des Verehrten Hodscha. Als ich an der Tür vorbeikam, kam der Verehrte Hodscha auf seinem Pferd. Er stieg vom Pferd herunter und ging in das Lehrgebäude hinein. Ich dachte mir: “Bevor ich zu Scheich İlyas Aşkı gehe, höre ich mal ihn.“ Ich ging auch hinein. Ich setzte mich in eine Ecke. Er sah mich an und trug mir ein paar Verse vor. „Was suchst du auf dem Berg? Was du suchst, ist nicht dort.“ Mein Herz wurde durch diese Wundertat erleuchtet. Ich sagte mir: „Falls der Verehrte Hodscha diese Verse für mich vortrug, sollte er sie wiederholen, also nochmal vortragen“… Er drehte sich zu mir um und redete mich mit meinem Namen an und erzählte, von wem diese Verse sind. Er trug die Verse noch einmal vor. Ich war vollends durcheinander. Er sagte meinen Namen, obwohl er mich nicht kannte und er entdeckte, was ich tief in mir dachte und er wiederholte die Verse. Mein Kopf und meine Pläne wurden durcheinander, als hätte ich Feuer gefangen. Ich ging aus dem Lehrgebäude heraus. Ich ging in die islamische Hochschule, wo ich studierte. Ich verteilte alle meine Sachen an die Freunde. Ich beeilte mich in die Dienste des Verehrten Hodschas einzutreten, seit dem bin ich hier.

Mevlana Ebu Said:

- Im ersten Jahr in seinem Dienst bekam ich kein einziges Kompliment. Aber meine Leidenschaft wurde zu ihm von Zeit zu Zeit immer größer. In dieser Zeit trug ich alte Kleidung. Er machte mir Komplimente. Was meine innere Geistlichkeit betraf, spürte ich ein entsetzliches Unbehagen. Durch dieses Unbehagen wäre ich fast gestorben. Nach dem Teheccüdnamaz gewöhnte ich mir an, zu flehen und zu bitten. Eine Nacht flehte ich: „Allah! Wenn ich eine Eigenschaft habe, die dem Verehrten Hodscha widerlich vorkommt, nimm sie von mir weg! Wenn ich diese Eigenschaft beibehalten muss, nimm meine Seele, anstatt den Verehrten Hodscha traurig zu stimmen oder entferne mich von ihm, schicke mich in die Fremde.“ Bis morgens früh weinte ich bis zum letzten Tropfen. Morgens ging ich vor den Audienzort. Als er mich sah, lächelte er und sagte: „Wir dachten, dass wir etwas Gutes tun würden. Aber wenn es Ihnen so nicht gefällt, wollen Sie entweder sterben oder sich davon entfernen. Also gut, es soll so geschehen, wie Sie es haben wollen. Wir ziehen unsere Hände weg.“ Ich verstand, dass dieser Zustand zur Erziehung meiner inneren Geistlichkeit war. Ich fand dadurch Trost. Danach war ich durch seine Komplimente in froher Stimmung und ich war zufrieden.

Die Worte:

- Die Absicht dieses Weges ist es, dass der Bewerber, während er die Lust der erreichten Stufe genießt, leidet und bedauert, was er bis dahin noch nicht erreicht hat.

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Was der Interessierte braucht ist, dass er für die erreichte Freude in Sehnsucht leidet, während er sich durch den erreichten Segen freut, weil das Ziel unendlich ist und der erreichte Segen wie ein Tropfen im Ozean. Wenn der Mensch glauben würde, dass das, was er erreicht hätte, genug wäre, bliebe er ewig in diesem Genusszustand, aber er bliebe von unendlichem Segen bzw. Genuss entfernt.

Über die Bedeutung der Worte de Sure Ihlas:

- Diese Welt ist durch die Erschaffung Allahs ohne Mittel von ‚Nichtvorhandensein‘ entstanden. Der Mensch darf seine Eigenschaft als Gebärender bei dem Schöpfer nicht suchen. Die Handlung des Erschaffens darf der Mensch nicht mit der Eigenschaft „Gebären“ vergleichen.

لَمْ يَلِدْ 
Lem yelid

Diesen Vers soll man so verstehen, dass der Aberglaube verbannt wird. Wenn Allah geboren wäre, würde die Eigenschaft der Einzigartigkeit des Schöpfers beschädigt. Der gleiche Aberglaube wird in diesem Vers wieder verbannt.

وَلَمْ يُولَدْ 
Ve lem yûled

Nach einem Hadith: ‚Allah hat den Adam als Gestalt des Allbarmherzigen erschaffen‘. Der Mensch ist der Erscheinungsort des Namens Allah, weil der Mensch für die Namen und Eigenschaften Allahs einen Spiegel bildet.

قُلْ هُوَ اللَّهُ أَحَدٌ اللَّهُ الصَّمَدُ
Kul hu vallahû ehadü allah hüssemed 

Dieser Vers bestimmt den absoluten und heiligen ‚Allah an sich‘. Da aber eine Ähnlichkeit entsteht, wurde deswegen folgender Vers offenbart.

وَلَمْ يَكُن لَّهُ كُفُوًا أَحَدٌ 
Ve lem yeküllehü küfûven ehad

Die Bedeutung „Sag!... mit aller Kraft, dass Allah Eins (Unmöglich zwei ) ist. Allah ist nicht bedürftig. Alle und Alles bedürfen Allah. Allah hat nicht geboren. Allah wurde nicht geboren. Die Summe aller Universen ist nicht gleichartig zu Allah.“

Mevlana Ebu Said:

- Eines Tages ging ich zur Predigt des Verehrten Hodschas Şemseddin Mehmed Kersevi. Ich war Zeuge in dieser Predigt für ein Wunder und für eine Auslegung. Beide waren außergewöhnlich. Das Wunder: Als der Verehrte Hodscha das heilige Unterrichtswesen mit Details und Pointe erzählte, fingen die Zuhörer an, zu schlafen. Jeder schlief auf seinem Platz ein. Der Verehrte Hodscha sagte mit Nachdruck: „Ihr schlaft ein. Wenn ich diese Worte dem Dach der Moschee erzählt hätte, würde das Dach auseinander gehen.“ Er zeigte mit seinen Händen das Dach der Moschee. Das Dach begann zu zittern, wie bei einem Erdbeben. In der Moschee waren merkwürdige Stimmen zu hören. Es fielen vom Dach Gipsstücke, Steine und Erde. Die Menschen liefen in Panik hin und her. Einige suchten Schutz unter der Kanzel. Ich ging auch unter die Kanzel. Der Verehrte Hodscha blieb in Ruhe auf der Kanzel. Er fing an, weiter zu predigen. Die Flüchtigen kamen zurück.

Die Auslegung:

وَأَحْسِن كَمَا أَحْسَنَ اللَّهُ إِلَيْكَ
Ve ahzin kema ehsenallahü ileyke

Diesen Vers behandelte er so: „Tue Gutes, denn Allah hat dir Gutes getan.“ Er legte diesen Satz von Allah so aus: Als Allah in der Urvergangenheit offenbart war, war der Diener im Verborgenem. Das Gute, das dem Diener von Allah getan wurde, war, dass Allah ihn aus der Verborgenheit geholt hat. Mit diesem Vers sagte Allah „Jetzt tu du Gutes; Verbanne dein provisorisches Dasein, offenbare mich. Verstecke dich, offenbare mich.“

Mevlana Mehmed Kaadi… Ein reifer und weiser Anhänger des Verehrten Hodscha. Er schrieb über den Verehrten Hodscha ein Buch ‚Ariflerin Silsilesi ve Sıddıkların tezkeresi’ (Die Ahnenreihe der Heiligen und Entlassungsschein der Treuen).

Von seinen Werken:

- Ich erreichte im Jahr 885 n.H. die Diensten des Verehrten Hodschas. Ich diente zwölf Jahre. Wie viel ich auch danke, es wäre zu wenig.

Der Autor von ‚Rinnsal‘:

- Der Verehrte Mevlana Mehmed Kaadi war sehr geschickt im Verstehen der feinen Deutungen der Mürschids. Wenn ein Thema präzise Wahrnehmung verlangte, nahm der Verehrte Hodscha ihn als Gesprächspartner.

Mevlana Mehmed Kaadi:

- Eines Tages fragte mich der Verehrte Hodscha: „Die Worte, die du von uns hörst, stehen nicht im Gegensatz zu deinem Glauben, den du dir durch deinen Vater, Mutter und Lehrer beschaffen hast?“ Ich sagte „Nein!“ Er sagte: „So so, mit dir in dieser Art und Weise zu reden, wäre möglich!“

Aus seinen Werken:

- Ich lernte den Verehrten Hodscha auf der Reise nach Herat kennen. Weil das Wetter sehr heiß war, machten wir Rast in einem Dorf. Am Nachmittag kam der Verehrte Hodscha. Ich zeigte meinen Respekt. Er fragte mich, woher ich komme. Ich sagte, dass ich aus Semerkant bin. Anschließend erzählte er all meine Eigentümlichkeiten. All die Absichten, die ich in mir hatte, zählte er einzeln auf. Ich sah einen Menschen, der die Seele eines Menschen wie eine Handfläche sieht. Ich stand vor einer reifen Persönlichkeit. Trotz allem konnte ich meinen Wunsch, weiter zu reisen, nicht ändern. Ihm gefiel nicht, wohin ich gehen wollte. Er empfahl mir, Richtung Buhara zu gehen. Morgens früh ging ich zu ihm, um Erlaubnis zu bitten. Jemand an der Tür sagte, dass der Verehrte Hodscha mit dem Schreiben beschäftigt wäre. Als er mich sah, stand er auf und kam zu mir und sagte: „Sag die Wahrheit! Gehst du nach Herat, um zu studieren oder um Derwisch zu werden?“ Mein Weggefährte antwortete an meiner Stelle: „Er tendiert zum Derwischtum. Er will das Studium als Schleier für sich haben.“ Er lächelte und gab die Antwort: „Wenn es so ist, ist es gut!“ Er nahm meine Hand und brachte mich in eine einsame Ecke des Gartens. Als seine Hand meine Hand berührte, hätte ich mich fast verloren. Ich sammelte mich wieder und er sagte mir: „Vielleicht kannst du meine Schrift nicht lesen, ich lese es dir vor!“ Er holte ein Papier aus seiner Tasche und las es vor und gab es mir. „Das ist ein Brief von mir an dich, versteckt ihn gut!“

Der Brief:

- Die Wahrheit der Andachtsübungen ist, das „Ich“ (Gehabe-Ego) zu verlieren und vor Allahs Pracht zitternd, flehend und bescheiden zu sein. Die Bedeutung von Allahs Pracht erscheint nach und nach im Herzen. Dieses Glück hängt von der Liebe und Verliebtheit ab. Die Liebe und die Verliebtheit erscheinen, wenn man sich Allahs Propheten fügt. Sich fügen hängt davon ab, dass man den Weg des Fügens kennt. Natürlich sind die Gelehrten Erben der Religionswissenschaften, denen man die Hand entgegen strecken soll. Man soll aber fern bleiben von Religionsgelehrten, die ihren Beruf nur als Geldquelle oder Karrieretreppe betrachten. Man soll auch fern bleiben von den Menschen, die tanzen, Musik hören und alles nehmen, was man ihnen gibt. Man soll sich fernhalten von gegensätzlichen Gedanken und zweifelhaften Tevhid Verständnissen, die gegen Sunna und die islamische Gemeinde sind. Man sollte Wissenschaften studieren, um sich Allahs Propheten zu fügen. Bis hier hin Grüße…

Aus seinen Werken:

- Nachdem der Verehrte Hodscha den Brief vorlas und mir gab, erlaubte er mir, nach Herat zu gehen. Er rezitierte die Sure ‚Fatiha‘ und stieg auf sein Pferd und ritt davon. Wir gingen auf seinen ersten Befehl hin nach Buhara, obwohl wir nach Herat wollten. Unterwegs holte uns jemand ein und gab einen Brief ab, um ihn dem Hace Külan, Sohn von Hodscha Mevlana Sadeddin Kaşgari, in Buhara abzugeben. In diesem Brief wurde geschrieben: „Zeigen Sie demjenigen, der diesen Brief überbringt, ihr Interesse. Lassen Sie ihn nicht wie einen Landstreicher herumlaufen und verhindern Sie, dass er mit anderen Menschen Umgang hat!“

Als Mevlana Mehmed Kaadi sich Buhara näherte, vermehrte sich seine Zuneigung zum Verehrten Hodscha sehr stark. Wenn sein Fuß einen Schritt vorwärts nach Buhara machte, machte sein Herz 1000 Schritte rückwärts. Aber sein Wille konnte sich nicht durchsetzen, um zurückzukehren. Er wechselte unterwegs sechs Pferde und erlitt viele Strapazen. Er bekam alle möglichen Krankheiten, von fieberhaften Krankheiten bis zu Augenschmerzen. Er schleppte sich gerade nach Buhara. Sobald seine Füße auf Buhara trafen, lief er, als ob er flöge, zum Zentrum der Anziehung nach Semerkant.

Auf dem Weg kam er bei Taşkent vorbei. Da er schon mal in Taşkent war, beabsichtigte er, einen Scheich zu besuchen. Er verlor aber die Bücher aus der Satteltasche. Da verstand er, dass er von dem Verehrten Hodscha wie ein Magnet angezogen wurde und machte sich schnell auf den Weg nach Semerkant.

Aus seinen Werken:

- Er lächelte und sagte: „Herzlich willkommen.“ Es war klar. Er wusste, was ich alles erlebt hatte. Dieses Mal wollte ich eine Grabstätte eines Großen besuchen. Aber es wurde mir so eine schwere Last auferlegt, dass ich dachte, ich würde sterben. Blitzartig wusste ich, dass sie von ihm kam, drehte mich zurück und ging vor den Audienzort. Er sagte direkt: „Weißt du es nicht! Eine lebendige Katze ist besser als ein toter Löwe?“

Der Verehrte Hodscha Ubeydullah Taşkendi lag im Dorf Kemanküran im Sterbebett. Um ihn herum seine Gefährten und am Kopfende war Mevlana Mehmed Kaadi.

Er erzählte:

- In unserer Gemeinde sollte jeder eine von den beiden Sachverhalten ‚Armut‘ oder ‚Reichtum‘ auswählen. Er drehte sich zu Mevlana Mehmed Kaadi:

- Welches hättest du ausgewählt? Sag!..

- Meine Wahl ist, was Sie für mich als passend halten.

Er befahl seinem Buchhalter:

- Gib dem Mehmed 4000 Goldstücke!

Er wählte Armut. Dieses Geld benutzte er für den Unterhalt der Armen als Kapital.

Mevlana Hodscha Ali Taşkendi... einer der Gefährten und Dienstältesten.

Wie er selbst erzählte:

- Ich war 20 Jahre alt, als der Verehrte Hodscha aus Horasan in seine eigentlichen Heimat kam und sich mit der Landwirtschaft beschäftigte. In der Zeit überlegten einige meiner Freunde nach Semerkant zu gehen, um dort zu studieren. Meine Freunde redeten mir zu und sagten: „Bleib nicht in Taşkent. Vergeude deine Zeit nicht, sonst bleibst du in der Unterschicht.“ Sie redeten mir so viel ein, dass ich auch dazu tendierte, nach Semerkant zu gehen. Aber ich fing an, von dem Verehrten Hodscha Segen zu bekommen. Aus dem Grund konnte ich ohne seine Erlaubnis nicht weggehen. Ich war ihm mit solch einer Liebe verbunden, dass es gegen meinen Stolz war, ohne Erlaubnis wegzugehen. Ich dachte für mich: „Wenn ich ihn jetzt um Erlaubnis bitten würde, könnte er ja nein sagen. Am besten lasse ich eine Notiz und gehe ohne Erlaubnis weg. Dieses Papier verhindert sein Nein und gilt als eine Art Erlaubnis.“ Ich schrieb meine Absicht auf ein Papier. Ich teilte meine Verbundenheit zu ihm mit, entschuldigte mich und machte mich auf den Weg. Der Verehrte Hodscha kam an dem Tag nicht nach Hause. Erst am Abend sah er das Papier und sagte wütend: „Unterhält er sich mit uns über das Papier und versucht mit der List die Erlaubnis zu bekommen?“ Als der Verehrte Hodscha sich mit diesen Worten beklagte, machten wir unsere erste Rast zwischen Abend und früher Nacht. Ich hatte stechende Schmerzen. Bis morgens früh wand ich mich vor Schmerzen. Morgens früh sattelten meine Freunde ihre Pferde und machten sich fertig für die weitere Reise. Sie versuchten mich zum Mitkommen zu überreden. Ich ließ mich nicht überreden. Ich wusste, dass mein Zustand durch die Befugnismacht des Verehrten Hodschas kam. Meine Freunde ritten schon weg. Als ich mir vornahm, zurück zu kehren, wurden meine Schmerzen weniger. Ich stieg auf mein Pferd und ritt Richtung Taşkent. Unterwegs hatte ich keine Schmerzen mehr. Ich wurde hellwach und lebendig. So kam ich in Taşkent an. Ich warf mich vor die Füße des Verehrten Hodscha. Er lächelte und fragte, wie ich so weggehen konnte. Ich gab unter Tränen meine Anstandslosigkeit zu und bat ihn um Vergebung. Er sagte: „Geh! Mach deinen Dienst weiter. Von jetzt an werden wir mit dir viel zu tun haben.“

Scheich Habib Neccar Taşkendi... Einer der Dienstältesten. Er war zuständig für Essen und Trinken der Anhänger.

Er erzählte eine Geschichte:

- Der Verehrte Hodscha wurde von einigen Gefährten aus Taşkent verärgert. Aus diesem Grund ging er in Richtung Firket. Die Anhänger bedauerten es und gingen hinter ihm her, um sich zu entschuldigen. Sie fanden den Verehrten Hodscha in Firket im Hause von İsmail Firket, Sohn von Mevlana Seyfüddin Minari. Das Haus war neben der Grabstätte des Mevlana. Dem Verehrten Hodscha war Zorn und Würde ins Gesicht geschrieben. Wenn jemand den Mut aufgebracht hatte hineinzugehen, fühlte er sich dort wie vom Blitz getroffen. Am Ende trat Ismail Firket vor den Audienzort des Verehrten Hodscha mit tiefer Bescheidenheit und Grazie hin. Wir wurden entschuldigt und befreit. Von diesem Tag an lernten wir, wie wir uns ihm gegenüber verhalten sollten.

Mevlana Nureddin Taşkendi… Aus der Gruppe der Geschätzten und würdiger Empfänger von Komplimenten.

Er überlieferte diese Worte des Verehrten Hodscha:

- Die ‚Verliebtheit in ‚Allah an sich‘ bedeutet in der Terminologie der Tasavvufkenner, sich in Allah zu verlieben und zu verbinden. Es ist aber solch eine Verliebtheit und Verbundenheit, dass man nicht weiß, woher und wie. Und man kann sich ihr nicht entziehen. Erst dann versteht man die Verliebtheit.

Und er fügte hinzu:

- In den Bezirken von Taşkent passierte dieser Sachverhalt bei den zwei Kindern, die von dem Verehrten Hodscha beschrieben wurde. Eins von ihnen kam immer zu unserem Sohbet und hörte von Weitem mit geneigtem Kopf zu. Als ich einmal morgens früh zum Waschen aufstand, sah ich ihn dort, wo er gestern war. Ich wunderte mich und fragte ihn: „Um diese Uhrzeit! Was suchst du hier? Was ist der Grund, dass du dich an dem Kreis der Derwische beteiligst?“ Er sagte: „Ich weiß es selber nicht! Ich weiß nur so viel, wenn ich hier her komme, fällt in mich die Verliebtheit Allahs. Dann verliere ich mich. Wenn ich weggehe, bleibt mein Inneres leer. Deswegen möchte ich so schnell wie möglich wieder kommen.“ Das andere Kind war sehr hübsch. In der Umgebung wurde deswegen geklatscht. Für die Mürids war es sehr unangenehm. Am Ende wurde er gewarnt, er sollte zu Hause bleiben und den Kreis der Derwische verlassen. Das Kind weinte und verneinte. Niemals würde er sich entfernen. Er flehte sie an: „Wie könnte ich euch schaden? Mein Herz geht hier auf. Die Menschen draußen bereiten mir Abscheu und Entsetzen. Ich finde hier das Heil. Schmeißt mich nicht nach draußen.“ Man ließ ihn in Ruhe. Manchmal war er so voll mit der heiligen Liebe, dass er sein Haus nicht finden konnte. Dieses Kind war der spätere Mevlana Nureddin Taşkendi.

Mevlana Nureddin Taşkendi lebte seit seiner Kindheit dafür, das heilige Gesicht des Verehrten Hodscha zu sehen. Er starb in jungen Jahren an einer Krankheit des Verehrten Hodscha. Er nahm die Krankheit auf sich. Eines Tages ging der Verehrte Hodscha am Friedhof vorbei und sagte in die Richtung des Grabes von Mevlana Nureddin:

- „Nureddin! Dreh dich nicht zu mir! Dreh dich auf deine rechte Seite und liege in Zufriedenheit.“

Also man sollte es so verstehen, dass sich der Mevlana Nureddin zu ihm hindrehte, wenn der Verehrte Hodscha an seinem Grab vorbei ging.

Mevlana Zade-i Etrari... Sein Name war Mehmed Bin Abdullah. Sein Spitzname war Mevlana Zade-i Etrari. Er besaß viele Überlieferungen von außergewöhnlichenTaten des Verehrten Hodschas.

Mevlana Nasırüddin Etrari... Einer seiner Gefährten… Er erzählte mit Bewunderung, wie der Verehrte Hodscha seine geheimen Absichten in der Außenwelt bis ins kleinste Detail entdeckte. Er schilderte seine Befugnismacht sehr ergreifend.

Eine ist diese:

- Ein Mann fern von Anstand und Glaube, süchtig nach Opium, machte den Verehrten Hodscha ständig schlecht. Er behauptete, er habe keine Befugnismacht, keinen Zustand, keine Weisheit und keine Entdeckungsgabe. Er besäße gar nichts. Er sagte: „Ihr solltet es alle sehen. Ich gehe zu seiner Gesellschlaft und schlucke Opium in seiner Anwesenheit, mal sehen, ob er das merken wird.“ Er tat, was er sagte. Er schluckte ein großes Stück Opium, aber es blieb in seinem Hals stecken. Er konnte nicht atmen und fing an zu zappeln. Der Verehrte Hodscha befahl einem lächelnd: „Haut ihm auf seinen Nacken, es soll herauskommen, was er geschluckt hat.“ Man haute auf den Nacken des Mannes und es flog aus seinem Mund der Opiumklumpen heraus und fiel auf den Boden. Ich weiß nicht, ob dieser anstandslose, ungläubige Kerl sich schämte oder nicht?

Hindu Hodscha Turkestani… Einer der Begünstigen, ein junger Kavallerist, der Sohn eines Scheichs aus Turkestan. Er machte ganz schnell Fortschritte und konnte Wundertaten vollbringen. Eines Tages erwischte der Verehrte Hodscha ihn beim Fliegen wie ein Vogel. Er nahm diesen Zustand von ihm weg und ließ ihm keine Macht mehr übrig. Er wurde dadurch so traurig, dass er dem Verehrten Hodscha drohte: „Entweder lässt du mich wieder so sein wie vorher oder ich bringe dich oder mich um?“ Der Verehrte Hodscha beobachtete ihn ständig. Eines Tages traf er den Verehrten Hodscha auf einem einsamen Feld. Er zogt sofort sein Messer und attackierte ihn. Der Verehrte Hodscha rettete sich durch seine Gestaltänderung. Er nahm das Messer dem Angreifer ab und nahm wieder seine eigentliche Gestalt an. Der Hindu Hodscha war entzückt und zerstreut. So geschah eine Wundertat!... Er verneigte sich vor den Füßen des Verehrten Hodscha und flehte ihn an: „Vergeben Sie mir meine Schuld! Von jetzt an werde ich mich nicht mehr als Wundertäter aufspielen und werde mich mäßigen“. Hindu Hodscha verstand, dass der eigentliche Grund war, nicht Wundertaten zu zeigen oder zu haben, sondern nur sich in Allah aufzulösen. Der Verehrte Hodscha vergab ihm und er diente als ein Treuer weiter.

Mevlana İsmail Firketi. Er bekam Komplimente und Liebenswürdigkeiten. Sein Vater, Mevlana Seyfüddin Minari, war ein Mürid des Verehrten Hodscha Bahaeddin Nakşibend. Aus dem Grund bekam er viel Zuneigung. Dadurch entstanden viele Möglichkeiten, um die Gunst des Verehrten Hodscha zu gewinnen. Er träumte von einem weißen Falken, der aus seinen Händen entwischte. Der Verehrte Hodscha deutete dies mit einer guten Nachricht. „Der Falke ist ein Jagdvogel! Du wirst zuständig sein, durch Segen, den du von uns bekommst, die Wahrheit zu jagen. Sei nicht traurig, dass du den Falken entwischen ließest. Halte dein Verhältnis fest. Der Falke wird wieder zu dir zurück kommen.“

GEDICHT

Du isst Süßes, deine Natur ist lieblich
Entbehrt bleiben die, die ihrer Natur nach Galle sind

Mevlana İsmail Firketi:

- Durch diese Liebenswürdigkeiten des Verehrten Hodscha in Firket entstand bei den Mürids so ein Sachverhalt, der wie eine Wunde in die Herzen eingedrungen war. Es dauerte und dauerte.